Wie im Traum
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Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Wenn da nicht die unzähligen Ablenkungsmöglichkeiten wären: Gespräche der Kollegen, herumliegende, zum Blättern einladende Magazine oder der Ausblick aus dem Fenster, der die Phantasie schweifen lässt. In den neuen Räumlichkeiten der Film-Produktionsfirma LOGAN im New Yorker Stadtteil SoHo wurden diese Störfaktoren durch ein paar einfache Eingriffe der Architekten SO – IL auf ein Minimum reduziert.
Der Mitarbeiterstamm von LOGAN wechselt regelmäßig, Angestellte gibt es nicht, gearbeitet wird projektbasiert, und die Arbeitsplätze sind auch nicht fest zugeordnet. Dieses Prinzip, auch „Hot desking“ genannt, verlangt nach einer flexiblen Raumorganisation. Das Gestaltungskonzept von Florian Idenburg und Jing Liu vom Brooklyner Architekturbüro SO – IL schließt sich diesem dynamischen Arbeitsmodell an, setzt auf den Kollektivgeist der Mitarbeiter und fügt surreale Momente zur Mini-Revolution der Arbeitsmentalität ein.
Alle an einem Tisch
Die Grundfläche von 600 Quadratmetern wurde in drei gleichgroße Bereiche geteilt, von denen zwei als reine Arbeitsräume dienen. In ihnen steht ein jeweils 20 Meter langer Communal Table – ein Tisch, der von jedem jederzeit genutzt werden kann und keine Arbeitsplatzgrenzen definiert, auch weil Strom- und Telefonanschlüsse in einer mittig laufenden Technikleiste überall zur Verfügung stehen. So sitzt jeder am selben Tisch: ob Designer, Produzent oder Programmierer, es gibt keine Hierarchien. Die beiden Kopfsegmente der Tische sind durch Glaswände abgetrennt, um Platz für Meetings oder kleinere Gruppenkonstellationen zu schaffen: ein fast unsichtbares Raum-im-Raum-Prinzip, wären da nicht die Spiegelungen auf den Glasflächen, die die Schichtung sichtbar machen.
Neben dem Serverraum, der Küche und den Toiletten legen sich noch drei Schnittplätze und ein Aufnahmestudio L-förmig um die Arbeitsbereiche. Die Räume, in denen die Filme geschnitten werden, sind die Wände mit einer dreidimensionalen Textilstruktur belegt, um eine optimale Akustik herzustellen.
Grosses Kino
Um die Arbeitsräume voneinander zu trennen, gleichzeitig aber auch die gewünschte Offenheit und Transparenz des Unternehmens zu vermitteln, bauten SO – IL keine massiven, optisch geschlossenen, sondern Wände aus transluzentem, weißen Stoff, der sich von Boden zu Decke spannt. Die gleiche Technik wendeten sie auch an der Fensterfront an. Die textilen Wände können – bedingt durch unterschiedliche Lichteinfälle – von einem Moment auf den anderen ihre Farbigkeit verändern und funktionieren wie eine Projektionsfläche für das Büro. Dazu verschleiern sie Aus- und Einblicke und fördern die Konzentration auf die Arbeit.
Zusammen mit der Lichtdecke, die aus einer gespannten PVC-Folie besteht und für ein gleichmäßiges, fast schattenloses Licht sorgt, entsteht so ein abstrakt und maßstabslos wirkender Büroraum: Je nach Lichteinfall werden Gegenstände und Menschen hinter den „Wänden“ sichtbar oder verschwinden im diffusen Licht. Es entsteht die Illusion einer Reflexion – sieht man nun das eigene oder ein fremdes Abbild? Eine traumartige Situation für die Mitarbeiter, die so auch atmosphärisch von der klassischen Art und Weise der Büronutzung befreit sind.
FOTOGRAFIE Iwan Baan, Naho Kubota
Iwan Baan, Naho Kubota
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