Zahn-Spa mit Grünzone
Naturnahe Praxisräume von i29 in Amsterdam
Mitten in Amsterdam hat das niederländische Designstudio i29 neue Maßstäbe für die Gestaltung einer Zahnarztpraxis gesetzt. Nachdem die Innenarchitekt*innen eine grüne Grenze zur Stadt gezogen, einen gezähmten Garten hinter Glas gepflanzt und Luken zum Himmel geöffnet haben, erinnern die Räume an ein Wellnesscenter – und die Patient*innen werden zu Gästen.
Wenn eine Dentalkette ihre Praxis als „Zahn-Boutique” beschreibt, dann ist es nicht überraschend, dass auch die Erscheinung ihrer Räume mit den gewohnten Konventionen bricht. Für das Unternehmen Dentista, das vor Kurzem in Amsterdam seine erste Niederlassung eröffnet hat, war die Gestaltung des Interiors von Anfang an Teil der Markenidentität. Ebenso klar war auch, dass die Räume nicht den klinischen Klischees entsprechen sollten. Sprich: Keine steril wirkenden Kacheln, keine Neonröhren und kein klassisches Wartezimmer. Ihre Vorstellungen teilten die Gründer*innen von Dentista mit dem Amsterdamer Designbüro i29, das die Innenarchitektur und Kommunikationsgestaltung des ersten Standorts übernahm. Die Strategie der Planenden beinhaltete, die Räume zu öffnen, viel natürliches Licht hereinzuholen und Gemütlichkeit einziehen zu lassen – und so mit dem Design des Interiors die medizinische Professionalität zu kommunizieren.
Pionier einer Kette
Als erste Niederlassung der Kette legt die Praxis in Amsterdam die Parameter für alle kommenden Zweigstellen fest. Für die Designer*innen von i29 war es deshalb wichtig, eine klare ästhetische Sprache mit hohem Wiedererkennungswert zu finden. Die farbliche Palette der Innenarchitektur ist ein konsequenter Dreiklang aus Perlweiß, Kieferngrün und der goldenen Nuance der natürlichen Holzflächen. Die 260 Quadratmeter der Praxis befinden sich im Erdgeschoss eines Stadtreihenhauses und haben eine klassische Shopfassade, die sich mit vorgesetzten Holzlatten dezent vom roten Klinker des Gebäudes absetzt. Die Lage an der Straße Ceintuurbaan ist urban und zentral: Vier Fahrbahnen, zusätzliche Fahrradspuren und Straßenbahngleise ergeben eine stark frequentierte Verkehrsader. Damit die Patient*innen beim Schritt durch die Tür trotzdem in einer entschleunigenden und entspannenden Atmosphäre landen, haben die Planer*innen auf viel lebendiges Grün gesetzt.
Grüne Grenze und natürliche Aussichten
Topfpflanzen fungieren als visuelle Grenze zur Stadt. Sie stehen vor den großen Fenstern und gehen mit ihren smaragdfarbenen Töpfen in den monochrom abgestimmten Boden über. Im rückwärtigen Teil der Praxis liegen die Behandlungsräume. Ein Innenhof mit rotem Ahorn, Gräsern und einem hellen Kieselgrund bringt Tageslicht ins Herz der Praxis und bietet Ausblicke in die Natur. Davon versprechen sich die Planer*innen eine beruhigende Wirkung auf die Patient*innen – und sie haben deshalb noch einen weiteren unerwarteten Ausblick versteckt. In drei der acht Zimmer wurde ein rundes Dachfenster so platziert, dass es den in den Behandlungsstühlen liegenden Besucher*innen einen Blick in den Himmel bietet. Die Bereiche mit den schlechtesten Lichtsituationen hingegen wurden zu Funktions- und Technikzonen, wie dem Röntgen- oder Sterilisationsraum.
Weiß, Grün, Holz
„Unsere Designstrategie bestand darin, eine saubere, frische medizinische Umgebung und ein gesundheitsförderndes Wellnesserlebnis zusammenzubringen, damit sich die Patient*innen wohl und gelassen fühlen“, erläutern die Gestalter*innen von i29 das Konzept. Indem sie die Natur und natürliches Licht hereinholen und durch weiße Wand- und Bodenflächen verstärken, entsteht eine positive und strahlende Atmosphäre. Außerdem werden die Farben zum funktionalen Code. In allen Bereichen, in denen die Patient*innen warten, dominieren Holzflächen und Grüntöne – vom Stuhl über die Wandfarbe bis zum Empfangstresen. In den Behandlungsbereichen hingegen regiert reines Weiß und lässt die Raumgrenzen geradezu ätherisch verschwimmen. Mit seinem Konzept hat das Team von i29 eine moderne Praxis geschaffen, die mit einer einheitlichen und klaren Gestaltung gleichzeitig professionell und einladend wirkt – und so vielleicht sogar Angstpatient*innen zu mehr innerer Ruhe verhelfen kann.
FOTOGRAFIE Thomas van Schaik
Thomas van Schaik