Zu Recht in Vilnius
In der litauischen Hauptstadt haben YCL Studio eine Anwaltskanzlei eingerichtet, die auf Licht und Leichtigkeit setzt.
Mit diesem Projekt hat das Büro YCL Studio aus Vilnius dem Begriff „Advokat“ die Bürde genommen. In dem neu eingerichteten Anwaltsbüro im Herzen der litauischen Hauptstadt entstand ein offenes Arbeitsumfeld, das dem Klienten die Ehrfurcht vor dieser Zunft nehmen soll, ohne andererseits die Kompetenz der Juristen in Frage zu stellen.
Vilnius sei das „Rom des Ostens“, sagt man, wegen seiner vielen Kirchen: Berichtet wird hingegen eher selten aus der Halbmillionenstadt, die ihren Namen dem Flüsschen Vilnia verdankt, das im Zentrum in die ungleich größere Neris mündet. Dabei erstrahlte auch diese Stadt wie viele andere nach Ende der Sowjetzeit, lockte Investoren und Touristen an. Einen Steinwurf vom barocken Zentrum entfernt liegt eine kleine Straße, benannt nach dem ersten Präsidenten der Republik Litauen, Antanas Smetona.
Judikatives Erbe
Neben alten Häusern aus der Zeit um 1900 steht hier ein Gebäude aus den sechziger Jahren, das einmal Teil der Staatsanwaltschaft von Vilnius war. Nachdem diese in einen Neubau an anderer Stelle zog, stand das Haus leer, war in schlechtem Zustand und sollte letztlich zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut werden. Im Erdgeschoss des nun sanierten Gebäudes richteten die Architekten und Gestalter vom ansässigen Büro YCL Räumlichkeiten für eine Anwaltskanzlei ein. Auf 128 Quadratmetern entstanden fünf Büroräume: ein Empfangsbereich, ein Konferenzraum und mehrere, etwas intimere Besprechungszimmer im hinteren Teil.
Schrankwände mit Durchblick
Zum Rechtsanwaltsbüro gehören drei Partner, von denen jeder sein eigenes geschlossenes Bürozimmer hat. Ein neu geschaffener, straßenseitiger Eingang führt, vorbei an einem gläsernen Konferenzraum, der sich durch einen Vorhang abschotten lässt, in den offenen Bürobereich, wo die Klienten empfangen werden. An zwei Doppelarbeitsplätzen, die jeweils durch raumteilende Schränke vom Empfangstresen getrennt sind, sitzen die Nachwuchsanwälte und Trainees der Kanzlei. Immer im Blick, denn in die Möbel wurden quadratische Fenster eingebaut.
Für das Interieur wünschten sich die Auftraggeber vor allem eine helle Erscheinung. „Der Kunde wollte kein altmodisches, dunkles und besonders teuer wirkendes Anwaltsbüro“, berichtet Aidas Barzda, einer der vier Gründer von YCL. Vielmehr soll die Kanzlei an die häufigen Reisen erinnern, die einer der drei Anwälte und seine Frau so gerne unternehmen – am liebsten um die ganze Welt. „Sie träumten von Vielfalt und einem frischen, leichten Look“, so Barzda weiter. Und ein bisschen Entdeckerfreude lässt sich dann auch erahnen. Im mittleren Bereich des Büros ordnen sich ein Garderobenraum, ein WC und ein Badezimmer mit Dusche an. Die Zimmer selbst sind drum herum arrangiert und durch Türen im Kreis miteinander verbunden. Das Projekt trägt den passenden Titel Map.
Upside-downside-up
Jeder Bereich hat dabei sein eigenes besonderes Detail. Mal gehen gestreifte Dielen in die Wandverkleidung über und erinnern an Holzhütten, mal steht ein altes Radiomöbel in einer Nische. Im vorderen Bereich und im größten der hinteren Bürozimmer werden überdies Boden und Decke gespiegelt, indem das diagonal verlegte Parkett auch oberhalb des Hauptes als Verkleidung verwendet wird. Zusätzliche Verwirrung stiftet ein weißer Stuhl, der im Eingangsbereich kopfüber an der Decke befestigt ist. Im Vergleich dazu wirkt die eigentliche Möblierung unaufgeregt klar.
Die Klienten dieser Kanzlei erwarten keine piefigen Paragrafenreiter, Rechtsverdreher oder Winkeladvokaten, die man sich nur mit entsprechendem Kleingeld leisten kann. Das jedenfalls strahlt das Büro mit seinen Glas- und Lamellenwänden aus. Vielmehr steht hier das Wohlbefinden im Fokus, während die Angelegenheit mit dem Gesetz fast zur Nebensache wird.
FOTOGRAFIE Leonas Garbačauskas
Leonas Garbačauskas
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