Zuhause im Architekturbüro
Wohnliches Office in Sydney von Alexander &CO.
Neben seinem Wohnhaus in Sydney gestaltete der Architekt Jeremy Bull das vierstöckige Nachbargebäude zum „Alexander House“ um. Als hybrider, 250 Quadratmeter großer Arbeitsort vereint es das Beste aus Zuhause, Café, Spa und Bibliothek – und dient gleichzeitig als Vorzeigeobjekt für potenzielle Kund*innen. Zum nachhaltigen Konzept gehören eine hauseigene Solaranlage, Wasseraufbereitung, Wurmfarmen und Möbel aus recycelten Materialien.
In einer schönen, von Bäumen gesäumten Sackgasse, nur fünf Minuten vom berühmten Bondi Beach entfernt, steht das Alexander House in Sydneys Vorort Bondi Junction. Auffällig sind die schmuckvollen schwarzen Balkongeländer, die mit der weißen Fassade des von hohen Mauern umgebenen viktorianischen Gebäudes kontrastieren. „Wir wohnten mehr als zehn Jahre neben dem Haus und dachten immer, dass es ein wunderbarer Ort wäre, um traditionelle Vorstellungen von Arbeitsräumen infrage zu stellen und zu erforschen. Die Pandemie hat das hybride Konzept der Arbeit von zu Hause noch beschleunigt“, erzählt Tess Glasson, die für das Marketing bei Alexander &CO. verantwortlich und mit dem Gründer Jeremy Bull verheiratet ist.
Café-Ambiente am Arbeitsplatz
Als der Nachbar nach über vierzig Jahren auszog, ergriffen die Architekt*innen die Chance und schufen einen multifunktionalen, flexiblen Arbeitsort für das eigene Büro. Im atelierartigen Erdgeschoss mit den sehr hohen Decken ist der Aufenthalts- und Küchenbereich offen gestaltet. Café-Flair verströmt die Sitzecke: Die 24 Mitarbeiter*innen können auf der sechs Meter langen, auf Maß angefertigten Bank aus Nussbaumholz oder auf dem moosgrünen Sofa Platz nehmen. Der riesige rosafarbene Küchenblock aus Beton von Concrete Bespoke musste aufgrund seines Gewichtes von einer halben Tonne mit einem Kran platziert werden. Angrenzend befindet sich der Innenhof mit kleinem Pool und Außendusche sowie Hockern und Tischen in zartem Rosa. Sie wurden von Re. Studio Collective aus recyceltem Bauschutt und rosa Oxiden in Stampflehmtechnik hergestellt. Kunstwerke und handgemachte, keramische Objekte australischer Künstler*innen finden sich überall im Haus.
Alterung erwünscht
Im zum Garten hin geöffneten Untergeschoss befinden sich Arbeitsplätze und die Materialbibliothek des Alexander House. Ein Zwischengeschoss mit Galerie-Empore teilt den hohen Raum zwischen Erdgeschoss und erstem Stock. Dort lässt es sich an einem langen Betontisch, in der Bibliothek oder im Besprechungsraum ruhig und konzentriert arbeiten. Die warme Holzdecke bildet einen Kontrast zu den kühlen Betonwänden und auch im Treppenbereich wird der intendierte Materialmix aus poliertem Gips, Stahl, Messing und Steinakzenten deutlich. „Wir haben ausdrucksstarke Oberflächen und Materialien gewählt, die von Natur aus unvollkommen sind und denen man ihr Alter ansieht, wie beispielsweise das sandgestrahlte Holz und das Messing“, erklärt Tess Glasson. Imposant ist die sieben Meter lange, maßgefertigte Pendelleuchte, die im Treppenbereich alle vier Ebenen miteinander verbindet. In der obersten Etage ist ein Loft entstanden, zu dem auch ein Schlafzimmer für Gäste und ein Wellness-Badezimmer mit Dampfbad gehören.
Nachhaltig und gesund
Um das Gebäude nachhaltig an das warme Klima anzupassen, wurde neben der Querlüftung Richtung Westen eine Glasbausteinwand eingebaut, die einen hohen Lichteinfall ermöglicht. Sie hält zugleich, ebenso wie die von außen isolierten und innen thermisch massiven Wände, die Wärme ab. Über zwei unterirdische, je 22.000 Liter Wasser fassende Tanks werden die Sanitär- und Bewässerungsanlagen gespeist. 60 bis 80 Prozent des Strombedarfs deckt das hauseigene Solarsystem. Und zwei Wurmfarmen im Untergeschoss verarbeiten wöchentlich bis zu 15 Kilogramm Lebensmittelabfälle. Um ein gesundes Umfeld für das Team zu schaffen, wurde zudem auf den Einsatz von Pestiziden, behandeltem Holz, flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und künstlichem Blaulicht verzichtet. Und selbst die Dachziegel sind handgefertigt und aus recycelten Materialien hergestellt.
Lieblingsraum mit Seele
Im Alexander House finden regelmäßig Veranstaltungen und kleine Ausstellungen statt. „Nach Feierabend und am Wochenende sind wir mit der Familie und Freund*innen im Haus. Auch unsere vier Söhne gehen hier täglich ein und aus. Jeremy und ich finden es toll, dass sie einen Einblick in die Arbeit unseres Büros bekommen“, so Tess Glasson. Ihr Lieblingsraum ist die Bibliothek, die mit wandhohen Bücherregalen aus Nussbaumholz und Vintage-Möbeln ausgestattet ist. Letztere wurden mit viel Leidenschaft aufgearbeitet. Aus der Liebe zum Detail formt sich die wohnliche und elegante Atmosphäre des Raums. „Ich kenne die Besonderheit dieses Raums. Es sind seine Gemütlichkeit und Ruhe“, sagt Tess Glasson. „Die Bibliothek ist so intim und vermittelt ein ganz anderes Gefühl als der Rest des Hauses. Auch das Licht ist hier besonders schön. Es ist der perfekte Ort, um für eine Weile einfach nur so dazusitzen.“
FOTOGRAFIE Anson Smart
Anson Smart
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