Zurück in die Zukunft
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Eine Innovationsschmiede im kleinen Aubervilliers nahe Paris, hineingebaut in eine Halle, die im Inneren aussieht wie ein großes, altes Schiff: Auf diese Idee kam das französische Traditionsunternehmen Saint-Gobain, das auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurückblickt. Das DomoLab schaut deshalb nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die ereignisreiche Vergangenheit der Firma und seine Rolle als bedeutender Glashersteller. Dazu entwickelte das Architekturbüro Encore Hereux den passenden Rahmen: eine Art große Gedankenblase innerhalb der alten, hölzernen Konstruktion.
Mit dem DomoLab wollte der französische Konzern Saint-Gobain einen Ort zu schaffen, der die Innovationskräfte und Ideenschmieden der unterschiedlichen Firmenbereiche an einem Ort bündelt. Standort ist ein unter Denkmalschutz stehender, 400 Meter langer Hallenkomplex im französischen Aubervilliers, der bereits in den vergangenen Jahrzehnten zu Studien- und Recherchezwecken genutzt wurde. Das Pariser Architektenteam Encore Hereux bekam den Auftrag, die neue Denkschmiede in das letzte der neunzehn Hallensegmente hineinzubauen und auf den neuesten Energiestandard zu bringen. Ein elf Meter langer Dachbalken, der die imposante Halle überspannt, ermöglicht eine flexible, wandfreie Raumstruktur, die stets neu zu konfigurieren ist: Einbauten können temporär errichtet und wieder entfernt werden. Alle von den Architekten hinzugefügten Elemente fügen sich perfekt in den vorhandenen Kontext ein, was in etwa der Hauptregel von Encore Hereux für dieses Projekt entspricht: Auf keinen Fall die Integrität der alten Substanz stören!
Raum für Illusionen
Die Halle wird durch eine Luftschleuse betreten, die als Hommage an den „Palast der Illusionen“ auf der Weltausstellung von 1900 in Paris verstanden werden soll, der damals ebenfalls mit Saint-Gobain-Glas ausgestattet worden war. Zwei sich gegenüberstehende Glasflächen mit integrierten LEDs „umfassen“ den Besucher mit einer endlos wirkenden, blinkenden Hülle, die den Raum durch wechselnde Lichteffekte schrumpfen und wachsen lässt und so zu einer Art Schleuse in die Welt der Gestalter wird. Gleich darauf folgt die sogenannte „Wand der Inspiration“, auf der Produktkuriositäten, Referenzbilder und eine Auswahl von Saint-Gobain-Objekten aus den letzten vier Jahrhunderten hängen, die den Innovationssuchenden als Inspiration und zur Unterhaltung dienen und an dieser Stelle den Besuchern einen Einblick in ihre Gedankenwelt geben sollen. Willkommen im Wunderland eines Glasherstellers!
Ebenfalls noch im Eingangsbereich gelegen ist der 3D-Projektionsraum für Präsentationen, der unterhalb eines Mezzaningeschosses sitzt, von dem aus man einen fantastischen Überblick über den Hallenraum gewinnt: Die imposante Holzkonstruktion mit seinen weitspannenden Balken erinnert an das Innere eines Schiffskörpers, in das auf drei Etagen einzelne Volumen hineingehängt wurden.
Im Vogelnest
Vom Zwischengeschoss aus gelangt man über Stege zu den einzelnen Arbeits- und Besprechungsräumen, die sich wie Vogelnester in die bestehende Konstruktion und die Dachschrägen einschmiegen. Sie ruhen auf dünnen Holzstützen und öffnen sich über große Fensterfronten zum Raum hin.
Einer dieser hängenden Räume ist die ganz in Rot gehaltene Soluthèque, die Materialbibliothek und somit das Herzstück des DomoLab. Hier finden sich die aktuellsten Material- und Produktinnovationen aus den Firmenbereichen in hängenden Körben wieder, die in einer weiß-glitzernden Aussparung, wie in einem Museum beleuchtet ausgestellt sind. Die Körbe sind in ein Schienensystem eingehängt und können zu unterschiedlichen Formationen zusammengeschoben oder ausgetauscht werden. Der rote Anstrich wird hier – wie auch in der Eingangsschleuse – als Mittel der Aufmerksamkeitserzeugung in den ansonsten völlig weißen Räumen benutzt.
Innovationen für eine Innovation
Im Gebäude selber wurden diverse Neuentwicklungen und technische Raffinessen eingebaut, die die Nutzung für alle Mitarbeiter erleichtern. So sind die nach Westen ausgerichteten Dach-, sowie die nach innen gerichteten Fenster mit einer elektrochromen Glastechnologie ausgestattet, die es bei Bedarf erlaubt, die Transparenz per Knopfdruck zu verändern, und so ungewollte Einsichten oder Sonnenstrahlen auszuschließen.
Um den Stromverbrauch zu senken, wurden ausschließlich LEDs verbaut und zusätzlich ein intelligentes Gebäudetechniksystem eingeführt, das den Einsatz von künstlichem Licht, Lüftung und Heizung je nach Tages- und Jahreszeit steuert und dabei jede einzelne Lichtquelle individuell reguliert. Das System kann per Computer von überall aus bedient und so der Energieverbrauch vom Kunden selbst bestimmt werden.
FOTOGRAFIE Encore Heureux
Encore Heureux
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