Zweite Auflage für eine Druckerei
Büro mit Tatami-Raum von INpuls in München
Die Münchner Design- und Interieurstrateg*innen von INpuls haben aus einer alten Druckerei im Herzen der bayrischen Hauptstadt ein Büro gemacht, das mit dem Angebot vieler unterschiedlicher Arbeitsplätze die Kreativität anregen will. Herzstück des Office ist ein lichtdurchflutetes Atrium, das mit Tatami-Matten ausgelegt wurde und die konventionellen Sitz- und Stehplätze durch meditative Liegeflächen ergänzt.
Ob sich Mitarbeiter*innen an einem Arbeitsort wohlfühlen, hängt auch von Faktoren ab, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Wie gut senkt die Akustikplanung den Geräuschpegel? Passt die Lichtinszenierung zu den stattfindenden Arbeitsaktivitäten? Wirken sich die Farben des Interieurs positiv auf Stimmung und Motivation aus? Schaffen die Möbel den gekonnten Spagat zwischen funktionaler Raumorganisation und gemütlicher Wohnatmosphäre? In München hat das Designstudio INpuls eine 3.000 Quadratmeter große Bürofläche auf zwei Etagen geplant, die emotionale Qualitäten und positive Schwingungen zu einem wichtigen Teil des Layouts macht. Das Ergebnis ist so überzeugend, dass INpuls zu den Nominierten für den Preis „Best Workspaces 2024“ vom Callwey Verlag gehört.
Oase des Fortschritts
Seit den Siebzigerjahren ist das für seine Zeit typisch sachliche Gebäude Teil der Münchner Innenstadt. Als Standort einer Druckerei waren Architektur und Raum vormals vor allem praktisch ausformuliert. Um eine Nutzung als Büro für ein engagiertes und kreatives Team zu ermöglichen, wurde die nahezu quadratische Grundfläche von INpuls in Zonen aufgeteilt. Dabei hatten die Projektbeteiligten ein klares Ziel: Sie wollten trotz niedriger Deckenhöhen und schlanker Fensterfronten eine „Oase des Fortschritts“ schaffen, in der „offenes und abteilungsübergreifendes Arbeiten den Boden für innovative Ideen bereitet“. So beschreiben die Gestalter*innen von INpuls den Planungsansatz.
Ruhezone in Lavendel
Nach der Entkernung wurde die Decke nicht verkleidet. Kabelrinnen, Lüftungsrohre und Lichtschienen liegen frei und mäandern durch Flure und Arbeitsräume. Sie bringen industriellen Flair in die nüchternen Zimmer und sorgen für Luft nach oben. Lediglich in einigen viel frequentierten Bereichen wie Großraumbüros und Konferenzräumen schweben quadratische Faserplatten als hängend montierte Lärmschlucker unter der Decke. In die Räume darunter sind viele pastellige Nuancen, kräftige Farbkontraste und natürliche Materialien eingezogen. Dominierend ist die Farbe Lavendel. Sie soll für ein beruhigendes und inspirierendes Arbeitsklima sorgen und findet sich in den Fensterrahmen wieder. Zusätzlich strukturierte INpuls das Raumprogramm nach drei Themenbereichen: „Kommunikation“, „Fokus“ und „Soziales“.
Treffpunkt im EG
Im Erdgeschoss befindet sich der Gemeinschaftsbereich mit Küche und Café. Dort sollen Kolleg*innen aber nicht nur die Mittagspause verbringen, sondern auch vorbeischauen, wenn sie einen informellen Ort für ein Gespräch benötigen, Ideen austauschen wollen oder einfach einen alternativen Platz zum Schreibtisch suchen. Abends können Tische und Stühle beiseite gerückt werden – dann wird die Fläche zum Eventspace. Die Themenbereiche „Fokus“ und „Kommunikation“ sind in der ersten Etage untergebracht. Während die Fokuszone in mehreren Räumen klassische Arbeitsplätze mit Schreibtischen bietet, setzt sich die Kommunikationszone aus verschiedenen Projekt- und Besprechungsräumen zusammen. Der wahrscheinlich besonderste Raum liegt allerdings im Zentrum des Obergeschosses.
Zwischen Pilzleuchten und Lichtdecke
Das Tatami-Zimmer öffnet sich als Atrium im Herzen des ersten Stocks über zwei Etagen nach oben zum verglasten Dach. Am Boden liegen Matten aus Reisstroh und Rückenkissen, daneben stehen viele kleine, an Pilze erinnernde Leseleuchten zwischen tropischen Topfpflanzen. Dort sollen – wie im Rest des Büros – auch „Ideen wachsen“, erläutern die Planer*innen. Sie haben einen Raum für Menschen entwickelt, die kreativ und visionär arbeiten und neue Horizonte erkunden. Deswegen ist aus der Alten Druckerei kein konventioneller Arbeitsort mit Schreibtisch und Stuhl geworden, sondern vor allem ein inspirierendes und flexibles Umfeld, das viele Angebote zum Orts-, Team- und Positionswechsel macht.
FOTOGRAFIE Andreas Graf und Lukas Schramm Andreas Graf und Lukas Schramm