Zwischen Azulejos und Moderne
Umbau eines Stadthauses in Porto von Droste Architekten

Mitten in Porto haben Droste Architekten ein vor wenigen Jahren grundsaniertes portugiesisches Stadthaus neu eingerichtet und eine ruhige Oase in verkehrsreicher städtischer Lage geschaffen. Entstanden ist ein ebenso stimmiges wie kontrastreiches Miteinander von historischer Bausubstanz und zeitgenössischen Elementen.
Die Hauptstraße, die das am Douro gelegene Zentrum von Porto mit dem höchsten Punkt der Stadt verbindet, führt an einem kleinen Platz vorbei, dessen Bebauung typisch für die portugiesische Hafenstadt ist: Alle Häuser sind Teil einer giebelständigen Blockbebauung und mit Azulejos, den charakteristischen Keramikfliesen, verziert. Nach dem Erwerb eines dieser Stadthäuser haben die deutsch-portugiesischen Bauherr*innen Droste Architekten aus Berlin damit beauftragt, die 500 Quadratmeter große Residenz komplett neu auszustatten – und ein Zuhause zu schaffen, in dem sich repräsentative Eleganz mit familiärer Geborgenheit verbindet.
Drei Wohngeschosse, vier repräsentative Räume
Das Haus erstreckt sich über drei Wohngeschosse, die über ein großzügiges, nach oben mit einem historischen Oberlicht abschließendes Treppenhaus erschlossen werden. Der Grundriss der Beletage ist in zwei parallele Achsen unterteilt, die von außen jeweils als eigenständige Satteldächer erkennbar sind. Die vier ineinander übergehenden Innenräume erstrecken sich von der Straßenseite bis zum rückseitigen Garten und sind jeweils als moderne Variationen historischer Salons ausgestaltet: das Speisezimmer („Salão Finlandes“), das Herren- und Kaminzimmer („Salão Chines“), der Wohn- und Familiensalon („Salão Portugues“) sowie der durch historische Glasfenster abgetrennte Wintergarten („Solario“). Gegenüber dem Speisezimmer befindet sich ein Arbeitszimmer („Salão de Berlim“), das vom Eingangsbereich zugänglich ist. Hinter dem Treppenhaus liegen Gäste-WC, Aufzug, Garderobe, Anrichte und die Küche, die direkt in den barocken, auf zwei Ebenen angelegten Garten mit Zitronen- und Orangenbäumen sowie einem kleinen Pool führt. Im ersten Stock gibt es ein großzügiges Gästezimmer, zwei Kinderzimmer und ein Spielzimmer. Auch dort dient ein „Solario“ als luftiger Zwischenraum. Im zweiten Obergeschoss befindet sich der Elternbereich mit einer kleinen Terrasse, von der aus sich der Blick bis zum Meer hin öffnet.
Neuinterpretation durch Farbe und Möbel
Nicht nur die Namen der Salons beziehen sich auf die Lebensstationen der Bauherr*innen. Das gesamte Interior-Konzept wurde durch die verschiedenen Wohnorte inspiriert, an denen die Familie gelebt hatte – von der Farbe bis hin zur Möblierung. So dominieren im „Salão Finlandes“ kühle Naturpigmentfarben, kombiniert mit einem Esstisch aus Marmor und dunkel gebeizter Eiche sowie einem Teppich aus Papierschnur eines finnischen Herstellers. Durch seine dunkelblaue Decke und die goldenen Applikationen strahlt der „Salão Chines“, passend zu seiner Nutzung als Kaminzimmer, Ruhe aus. Die roten Wände bieten Platz für chinesische Drucke und sollen das Herz des Hauses symbolisieren. Verbunden mit dem als Palmengarten gestalteten „Solario“ dient der „Salão Portugues“ als Rückzugsraum: Die Wände sind in einem Ockerton gestrichen, der im Stadtbild von Porto häufig zu finden ist. Sowohl Raum- als auch Farb- und Materialkonzept wiederholen sich im ersten Stock in ähnlicher Form. In allen Innenräumen kontrastieren alte Holzvertäfelungen und verspielte Stuckdetails mit einem modernen Muster- und Materialmix sowie zeitgenössischen Möbeln und Leuchten.
Lokales Handwerk, Möbel aus Berlin, Farbe aus Zürich
Alle im Zuge der Ausstattung anfallenden Handwerksarbeiten wurden von lokal ansässigen Unternehmen übernommen. Die Möbel hingegen suchten die Architekt*innen in Berlin aus und ließen sie nach Porto liefern. Für die Realisierung des Farbkonzepts vertrauten die Planer*innen auf die Expertise der Schweizer Farbmanufaktur kt.Color, die bei der Herstellung ihrer Designfarben auf natürliche Farbpigmente setzt. Durch die kontrastreiche und dabei sehr feinsinnige Kombination von traditionellen mit zeitgenössischen Elementen – ob Farbe, Möbel oder Accessoires – ist eine besondere Atmosphäre entstanden, in der Historie und Moderne wie selbstverständlich miteinander verwoben sind. In Analogie zur Stadt Porto, der diese Mischung ebenfalls bestens gelingt.
FOTOGRAFIE Nina Struve Nina Struve
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