Design Miami Basel 2019: Grüne Welle
Der Greta-Thunberg-Effekt hat nun auch das Collectible Design erreicht: eine Nachlese.
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Der Greta-Thunberg-Effekt ist im Collectible Design angekommen. Auf der 14. Edition der Design Miami Basel überall zu sehen: Objekte, die aus natürlichen Materialien gefertigt sind, direkt aus der Natur kommen oder sich mit dem Umweltschutz beschäftigen.
Die Design Miami Basel ist keine normale Designmesse. Als Ableger der weltweit wichtigsten Kunstmesse Art Basel schwebt man hier in anderen Sphären: Statt schnödem, massenproduziertem Produktdesign gibt es spektakuläres Collectible Design zu sehen – eine Veranstaltung als Antipode zu reinen Konsumgütermessen wie dem Salone del Mobile und der Maison & Objet. Und weitaus glamouröser sowieso – der illustren Besucher, aber vor allem der aufwendigen Installationen und ausgestellten Objekte wegen. Der neue kuratorische Leiter Aric Chen hat die Messe in vier große Bereich gefasst: Design at Large mit großflächigen Arbeiten und Installationen, Galleries mit 43 führenden internationalen Architektur-, Design- und Schmuckgalerien, Swarovski Designers of the Future Award und Curio mit wunderkammer-ähnlichen Installationen.
Die Design Miami Basel ist keine normale Designmesse. Als Ableger der weltweit wichtigsten Kunstmesse Art Basel schwebt man hier in anderen Sphären: Statt schnödem, massenproduziertem Produktdesign gibt es spektakuläres Collectible Design zu sehen – eine Veranstaltung als Antipode zu reinen Konsumgütermessen wie dem Salone del Mobile und der Maison & Objet. Und weitaus glamouröser sowieso – der illustren Besucher, aber vor allem der aufwendigen Installationen und ausgestellten Objekte wegen. Der neue kuratorische Leiter Aric Chen hat die Messe in vier große Bereich gefasst: Design at Large mit großflächigen Arbeiten und Installationen, Galleries mit 43 führenden internationalen Architektur-, Design- und Schmuckgalerien, Swarovski Designers of the Future Award und Curio mit wunderkammer-ähnlichen Installationen.
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Kopf im Kubus: Studio Nucleo, Boolean, Ammann Gallery. Foto: Ammann Gallery
Nummer sicher
Längst ist das ungezügelte Wachstum des internationalen Kunstmarkts auf die Designszene übergeschwappt. Kein Wunder eigentlich, denn ein individuelles Interior entsteht erst aus dem gelungenen Zusammenspiel von Kunst, Möbeln und Objekten. Käufer und Sammler, die gestalterisch auf Nummer sicher gehen wollen, wurden auf der 14. Ausgabe der Design Miami Basel bei Galerien wie Patrick Seguin, Nilufar, Erastudio Apartment Gallery und Giustini/ Stagetti fündig. Diese haben sich auf den Verkauf von Vintage-Stücken von Designpionieren wie Jean Prouvé, Charlotte Perriand, Frank Lloyd Wright, Gino Sarfatti und Pierre Paulin verlegt. In diesem Jahr stach Dimoregallery aus Mailand mit Möbeln des italienischen Architekten Piero Portaluppi aus den Zwanzigerjahren hervor, die in einem opulenten, beinahe plüschigen Interior arrangiert waren. Und genau dort, wo Vintage auf Zeitgeist trifft, ist es am interessantesten. Wenig überraschend, dass hinter Dimoregallery Britt Moran und Emiliano Salci stecken, die während des Fuori Salone in Mailand mit den Installationen von Dimorestudio regelmäßig für Furore sorgen.
Längst ist das ungezügelte Wachstum des internationalen Kunstmarkts auf die Designszene übergeschwappt. Kein Wunder eigentlich, denn ein individuelles Interior entsteht erst aus dem gelungenen Zusammenspiel von Kunst, Möbeln und Objekten. Käufer und Sammler, die gestalterisch auf Nummer sicher gehen wollen, wurden auf der 14. Ausgabe der Design Miami Basel bei Galerien wie Patrick Seguin, Nilufar, Erastudio Apartment Gallery und Giustini/ Stagetti fündig. Diese haben sich auf den Verkauf von Vintage-Stücken von Designpionieren wie Jean Prouvé, Charlotte Perriand, Frank Lloyd Wright, Gino Sarfatti und Pierre Paulin verlegt. In diesem Jahr stach Dimoregallery aus Mailand mit Möbeln des italienischen Architekten Piero Portaluppi aus den Zwanzigerjahren hervor, die in einem opulenten, beinahe plüschigen Interior arrangiert waren. Und genau dort, wo Vintage auf Zeitgeist trifft, ist es am interessantesten. Wenig überraschend, dass hinter Dimoregallery Britt Moran und Emiliano Salci stecken, die während des Fuori Salone in Mailand mit den Installationen von Dimorestudio regelmäßig für Furore sorgen.
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... werden in einer Glasbläserei in Brooklyn mundgeblasen. Foto: Mark Cocksedge
Extravagante Materialstudien
Design Miami Basel ist eine Messe, die von ihren Gegensätzen lebt, was auch an den ausgestellten Objekten des zeitgenössischen Designs zum Ausdruck kommt. Der französische Gestalter Mathieu Lehanneur sorgte im Messebereich Curio mit der Installation Inverted Gravity für eine Überraschung: Schwere Marmorblöcke ruhen auf mundgeblasenen Glaskugeln – so entstehen Sideboards, Kommoden und Tische, die zu schweben scheinen. Womit wir bei einem Thema wären, das auch im Collectible Design eine wichtige Rolle spielt: das Handwerk, das sich hier oft als extravagante Materialstudie darstellt . Neben Tischen aus glasierter Keramik (The Future Perfect, New York), kunstvoll geflochtenen japanischen Ikebana-Körben aus den Zwanzigerjahren aus Bambus und Rattan für bis zu 85.000 Euro pro Stück (Erik Thomsen Gallery, New York) und farbige Keramikvasen von Hella Jongerius (Galerie Kreo, Paris) waren die Beistelltische des Turiner Studio Nucleo am Stand der Kölner Ammann Gallery ein Highlight der Messe. Stone Fossile ist ein schlichter Kubus, der aus der ungewöhnlichen Materialkombination von Gießharz (mit Pigmenten) und versteinertem Holz besteht, wobei jedes der acht Stücke anders aussieht. Während die Galeristin Gabrielle Ammann seit jeher in Basel ausstellt, war Lindsey Adelman zum ersten Mal mit einem eigenen Stand dabei. Die New Yorker Designerin zeigte ihre neue Leuchtenkollektion Paradise City, die in Brooklyn von einer Glasbläserin mundgeblasen wird und als Einzelstück ab 8.000 Euro kostet.
Design Miami Basel ist eine Messe, die von ihren Gegensätzen lebt, was auch an den ausgestellten Objekten des zeitgenössischen Designs zum Ausdruck kommt. Der französische Gestalter Mathieu Lehanneur sorgte im Messebereich Curio mit der Installation Inverted Gravity für eine Überraschung: Schwere Marmorblöcke ruhen auf mundgeblasenen Glaskugeln – so entstehen Sideboards, Kommoden und Tische, die zu schweben scheinen. Womit wir bei einem Thema wären, das auch im Collectible Design eine wichtige Rolle spielt: das Handwerk, das sich hier oft als extravagante Materialstudie darstellt . Neben Tischen aus glasierter Keramik (The Future Perfect, New York), kunstvoll geflochtenen japanischen Ikebana-Körben aus den Zwanzigerjahren aus Bambus und Rattan für bis zu 85.000 Euro pro Stück (Erik Thomsen Gallery, New York) und farbige Keramikvasen von Hella Jongerius (Galerie Kreo, Paris) waren die Beistelltische des Turiner Studio Nucleo am Stand der Kölner Ammann Gallery ein Highlight der Messe. Stone Fossile ist ein schlichter Kubus, der aus der ungewöhnlichen Materialkombination von Gießharz (mit Pigmenten) und versteinertem Holz besteht, wobei jedes der acht Stücke anders aussieht. Während die Galeristin Gabrielle Ammann seit jeher in Basel ausstellt, war Lindsey Adelman zum ersten Mal mit einem eigenen Stand dabei. Die New Yorker Designerin zeigte ihre neue Leuchtenkollektion Paradise City, die in Brooklyn von einer Glasbläserin mundgeblasen wird und als Einzelstück ab 8.000 Euro kostet.
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Aus Stahl und Holz gefertigt: Jakob Jorgensen, Bank Faba, Galerie Maria Wettergren. Foto: Galerie Maria Wettergren
Aus der Natur geholt
Natürliche Materialien wie Holz, Marmor, Bambus, Glas und Ton leiten über zu einem Trend, der nicht zu übersehen war in Basel: Die Natur ist nicht nur als Inspiration – manche Entwürfe sind gar direkt aus ihr geformt. Aric Chen hatte den Messebereich Design at Large unter das Thema Elements: Earth gestellt und die neun teilnehmenden Galerien zeigten Installationen, Architekturen und Objekte rund um die inhaltlichen Felder Material, Ressourcen und Herstellungstechniken. Während die italienische Galerie Giustini/ Stagetti mit Ore Streams von Formafantasma Möbelstücke aus recycelten Metallen und e-Müll zeigte, war bei Mercado Moderno aus Rio de Janeiro die Installation Manimal des brasilianischen Studios Mameluca zu sehen, das sich mit dem Nestbau heimischer Vögel beschäftigte. Beeindruckend war auch, was der israelische Gestalter Erez Nevi Pana für die New Yorker Galerie Friedman Benda geschaffen hatte: poetische (Möbel-)Objekte, die aus Kristallen des Toten Meeres entstanden sind.
Natürliche Materialien wie Holz, Marmor, Bambus, Glas und Ton leiten über zu einem Trend, der nicht zu übersehen war in Basel: Die Natur ist nicht nur als Inspiration – manche Entwürfe sind gar direkt aus ihr geformt. Aric Chen hatte den Messebereich Design at Large unter das Thema Elements: Earth gestellt und die neun teilnehmenden Galerien zeigten Installationen, Architekturen und Objekte rund um die inhaltlichen Felder Material, Ressourcen und Herstellungstechniken. Während die italienische Galerie Giustini/ Stagetti mit Ore Streams von Formafantasma Möbelstücke aus recycelten Metallen und e-Müll zeigte, war bei Mercado Moderno aus Rio de Janeiro die Installation Manimal des brasilianischen Studios Mameluca zu sehen, das sich mit dem Nestbau heimischer Vögel beschäftigte. Beeindruckend war auch, was der israelische Gestalter Erez Nevi Pana für die New Yorker Galerie Friedman Benda geschaffen hatte: poetische (Möbel-)Objekte, die aus Kristallen des Toten Meeres entstanden sind.
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Formafantasma, Ore Streams/ Cubicle 1, Giustini/ Stagetti. Foto: Formafantasma
Glanz & Glitter reloaded
Auch die Arbeiten von Studio Klarenbeek & Dros sind in einem sozialen Kontext eingebettet. Das niederländische Designduo, das an der Design Academy Eindhoven studiert hat und dort unterrichtet, arbeitet an nachhaltigen Entwürfen und beschäftigt sich beispielsweise mit der Frage, wie Plastik ersetzt werden kann. Eine mögliche Lösung könnte der 3D-Druck sein, der „Transportkosten vermeidet und uns unabhängig von Werkstätten macht“, wie Maartje Dros sagt. Reorient: Arctic Collection ist ein Entwurf, der im Kontext des Swarovski Designers of the Future Award entstanden ist, wobei Studio Klarenbeek & Dros neben Juju Wang und Raffe Burrell zu den drei Preisträgern zählte. Die Vasen und stapelbaren Schalen symbolisieren mit ihren Umrissen und der sich nach oben verjüngenden Form die Gletscherschmelze. Die Objekte wurden mit einem 3D-Drucker aus demselben pulverförmigen Material gedruckt, aus dem normalerweise die (geschliffenen) Swarovski-Kristalle gefertigt sind. Doch das Ergebnis ist ein völlig anderes: matte Oberflächen mit farbigen Beschichtungen. Zwischen all den hochpreisigen und teils sehr luxuriösen Installationen der Design Miami Basel kam einem da der Gedanke, dass Glamour durchaus auch subtil sein kann.
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Swarovski-Kristalle reloaded: Objekte von Studio Klarenbeek & Dros, die im 3D-Drucker gedruckt wurden. Foto: Swarovski
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