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Wohnratgeber 18: Die neuen Outdoor-Möbel

Sinnlichkeit und Atmosphäre im Freien

von Norman Kietzmann, 30.03.2020

Voluminöse Polster, atmosphärische Farben, mit Licht und Schatten spielende Sofas: Die neuen Outdoor-Möbel verbindet eine gemeinsame Mission. Sie wollen den Alltag nicht nur komfortabler machen. Sie wollen ihn mit Sinnlichkeit beladen und einfach gute Laune stiften.

Der Frühling hat 2020 bereits mit milden Temperaturen und viel Sonne begonnen: Ein Jahr, in dem alles anders sein wird. Das Coronavirus zwingt uns im Moment, zuhause zu bleiben. Doch nicht mehr lange und wir dürfen wieder im Freien verweilen und nicht nur eiligen Schritts hindurch wandern. Genau der richtige Moment also, sich die ersten Gedanken über die Möblierung von Garten und Terrasse zu machen – die mehr und mehr zur Spielweise des Designs erkoren werden. Der Grund: Die Formen dürfen draußen verspielter sein. Kräftige Farben und dekorative Muster sind ebenso erlaubt. Auch die Proportionen können sich im Freien ungehemmter entfalten als in Grundrissen, die streng dem rechten Winkel gehorchen. Konstruierte Durchlässigkeit 
Komfort und Leichtigkeit gehen bei geflochtenen Möbeln Hand in Hand. Sie besitzen eine dreidimensionale, haptische Textur und lassen aufgrund der Lockerheit ihrer Struktur sowohl Sonnenlicht als auch Blicke hindurch wandern. Lapel heißt der neue Outdoor-Sessel, den das Mailänder Designertrio Busetti Garuti Redaelli für Ligne Roset gestaltet hat. Der Name bezeichnet im Englischen das Revers eines Sakkos. Und genau ein solcher Umschlag findet sich an den ineinander übergehenden Arm- und Rückenlehnen, bei denen ein Aluminiumgestell mit synthetischem Rattan umschlungen ist. Die vertikal geschnürten Bänder sorgen durch ihre parallele Überlagerung für einen flirrenden Moiré-Effekt. Durchblicke spielen auch bei der Serie Rilly von Dedon eine wichtige Rolle, die vom dänisch-italienischen Designerduo GamFratesi gestaltet wurde. Die Rückenschale des Sessels sowie das Kopfteil des Daybeds sind als voluminöse Baldachine ausgeführt, die von einem lockeren Flechtwerk umschlungen sind. Die Möbel kapseln sich nicht völlig von ihrer Umgebung ab und schaffen doch intime Rückzugsorte, um die Zeit im Garten, auf der Terrasse oder an der Poolkante zu genießen. Sie engen den Außenraum nicht ein, sondern belassen ihn in seiner Weite. Selbstbewusste Töne
Outdoor-Möbel sind alles andere als schüchterne Naturen. Sie dürfen Akzente setzen – und genau dabei spielt Farbe eine wichtige Rolle. Sebastian Herkner hat in diesem Jahr die Serie Cielo von Ames um einen Lounge-Sessel und eine Liege erweitert, die in gedämpften, teils pastelligen Nuancen erhältlich sind. Paola Lenti stellt den Sessel Mammock vor, der vom Architekten Rene Gonzales aus Miami entworfen wurde. Die tatsächlich an eine Hängematte erinnernde Sitz- und Rückenfläche ist aus parallel verlaufenden Seilen gefertigt, die mit quer aufgefädelten Schlaufen zu einem Netz verbunden werden. Der Clou sind die Farbnuancen der Schlaufen, die zwischen leuchtendem Grün, Orange und Gelb changieren und den Sessel auf einen nicht enden wollenden Gute-Laune-Trip entsenden. Dass Farbe Trumpf ist, beweisen Ludovica und Roberto Palomba mit der Outdoor-Kollektion Cliff Déco für Talenti. Die Rücken- und Armlehnen der Sofas und Sessel variieren zwischen zwei Modi – einem dichteren, vertikalen Flechtwerk im oberen Bereich  und einer offeneren, X-artigen Schnürung in der darunter liegenden Zone. Beide Flechtmuster werden von passenden Beistelltischen und Leuchten aufgegriffen, die keineswegs nur in Grau- und Sandtönen, sondern ebenso in einem leuchtenden Rot erhältlich sind. Wandelnde Beleuchtung 
Die Liaison aus Möbeln und Beleuchtung ist ein Muss im Outdoor-Bereich. Gloster hat hierzu die Leuchtenfamilie Ambient Mesh vorgestellt, die vom dänischen Designer Henrik Pedersen gestaltet wurde. Die Schirme warten mit einem lockeren Kunststoffgeflecht auf, das die von LEDs erhellten Rauchglaskegel keineswegs verbirgt, sondern deutlich erkennbar macht. Die halbtransparenten Schirme werden in ein warmes, einladendes Licht gehüllt. Zugleich schlägt die Struktur ihrer Oberfläche eine Brücke zu der ebenfalls von Henrik Pedersen für Gloster gestalteten Serie Lima, die hohe, geflochtene Lehnen mit voluminösen Sitz- und Rückenkissen kombiniert.  Ein weiteres Trendthema bei der Beleuchtung ist Beweglichkeit: Auf die Kraft der Sonne setzt die Leuchte Paseo von Ligne Roset (Inhouse Design), die an einem Handgriff getragen und an beliebiger Stelle auf dem Boden aufgesetzt werden kann. Die LED-Lichtquelle sitzt verborgen im Kopf der Leuchte, an dessen Oberseite ein leistungsstarkes Solarpaneel platziert ist. Das Lichtobjekt ist alles andere als ein Einzelgänger. Mit einem Rahmen aus Teakholz und Seitenflächen aus Aluminiumgitter werden stilistische Schulterschlüsse zu anderen Outdoor-Möbeln spielend hergestellt. Ergo: Auch im Garten oder auf der Terrasse ist niemand alleine.  Modulare Stofflichkeit
Zu den unabdingbaren Ingredienzien der Outdoor-Möblierung gehören Polstermöbel. Die Qualitäten von wasserabweisenden Bezügen und Polstermaterialien haben in den letzten Jahren derart große Sprünge vollzogen, dass sie weder haptisch noch optisch von ihren Innenraum-Verwandten zu unterscheiden sind. Von den aufblasbaren Canvas-Luftmatratzen, die auf Segelyachten in den Fünfzigerjahren Verwendung fanden, hat sich Rodolfo Dordoni für die Polsterserie Sail Out von Cassina inspirieren lassen. Die Rückenlehnen sind bewusst niedrig gehalten, um die Raumwirkung urbaner Terrassen nicht einzuengen. Durch die Addition von mehreren Polsterelementen können weitläufige Landschaften zusammengestellt und bei Bedarf immer wieder neu komponiert werden. Modularität ist auch das Thema des Sesselklassikers Saparella, den Michel Ducaroy in den Sechzigerjahren entwarf und der nun als Outdoor-Möbel von Ligne Roset neu aufgelegt wird. Das breite, ausladende Vollschaummöbel kann einzeln als bodennaher Sessel verwendet werden. Indem ein konvex geformtes Modul – genannt Diabolo – hinzugefügt wird, lässt sich der Sessel zu einem dreisitzigen Sofa erweitern, das von einem rückseitigen Verbindungselement aus Edelstahl fixiert wird. Poppige Utensilien
Ein Sonnenschirm ist im Freien unerlässlich. Tuuci hat 2020 das Modell Nautical Teak Hardwood vorgestellt, bei dem Mast und Untergestell entweder vollständig aus dem wetterresistenten Holz gefertigt sind oder ein Aluminiumkern mit einer Teak-Oberfläche zum Einsatz kommt. Zwischen Rustikalität und Bauhaus-inspirierter Geometrie-Versonnenheit changiert ein Entwurf des englischen Designers Lee West für Ligne Roset. Devon ist eine Gießkanne aus Steinzeug mit einer matt emaillierten Terrakotta-Oberfläche, die einen zylindrischen Körper mit einem halbkreisförmigen Griff und einem dreieckigen Ausguss stimmig zusammenführt. Was noch fehlt? Ein Sommerduft von Acqua di Parma mit Orangen-Essenzen von Capri, Feigen von der Amalfi-Küste und Beeren aus Panarea – allesamt diesen Sommer neu verpackt in Flakons mit poppigen Vintage-Dekoren, die von JJ Martin und ihrem Mailänder Label La DoubleJ gestaltet wurden. Und natürlich ein Strandball-Schläger-Set von Hermès, das mit dem Dekors Carré Taquin – ein Entwurf des Illustratoren Gianpaolo Pagni – in die geometrischen Musterwelten der Sechzigerjahre eintaucht. Letzteres bitte nur im Garten und nicht auf der Dachterrasse in der Innenstadt verwenden. 
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