Diamant im Grünen
Gläserne Gewächshauspyramide von Heatherwick Studio in Südengland
Die Woolbeding Gardens nahe des gleichnamigen Ortes im Süden Englands wären eventuell in Vergessenheit geraten, wenn es den Unternehmer und Kunstsammler Simon Sainsbury sowie seinen Partner Stewart Grimshaw nicht gäbe. Über 30 Jahre hinweg renovierte und pflegte das Paar das Anwesen und die Gärten, die offiziell im Besitz der britischen Naturschutzstiftung National Trust sind. Ein Teil der Grünfläche namens Silk Route Garden ermöglicht den Besucher*innen eine historische Erkundungstour durch die botanische Vergangenheit. Dort sind Pflanzen wie Rosmarin, Lavendel, eine seltene Königskerzenart oder Gallica-Rosen zu sehen, die ihren Weg erst über die Seidenstraße aus Asien bis nach Europa fanden. In zwölf Stationen entlang sich durch den Park schlängelnder Wege wird der Einfluss der Handelsroute auf die englische Flora aufgezeigt.
Das Londoner Heatherwick Studio wollte in diesem Kontext moderne Ideen und Formen in eine historische Kulisse einflechten, um eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Entstanden ist ein Gewächshaus, das sich zunächst nicht als solches zu erkennen gibt. Als Inspiration dienten viktorianische Terrarien. Das Team um Thomas Heatherwick plante eine zehnseitige Pyramide, die wie ein überdimensionierter Diamant im Grünen steht. Darin wachsen seltene subtropische Bäume, Farne, Magnolien und Bananenpflanzen. Durch einen hydraulischen Mechanismus können sich die Glaspaneele, die gemeinsam eine Fläche von 141 Quadratmetern bilden, in etwa vier Minuten wie Blütenblätter nach außen hin öffnen. „Dies ist ein Ort und ein Projekt, das sich buchstäblich entfaltet“, sagt Heatherwick. „Es beginnt als ein Juwel und endet als Krone.“ Je nach Jahreszeit und Witterung wird der Glasbau verschlossen, sodass die empfindlichen Gewächse im Inneren vor niedrigen Temperaturen und übermäßiger Feuchtigkeit geschützt werden. as
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