In den Tiefen des Ozeans
Juweliergeschäft Sarah & Sebastian von Russell & George
Das multidisziplinäre Büro Russell & George hat in Melbourne ein Juweliergeschäft unter Wasser gesetzt – zumindest metaphorisch. Die Idee für die Gestaltung des Ladens mit dem Namen Sarah & Sebastian stammt ausgerechnet aus Zeiten der Coronakrise. Das Team um Ryan Russell und Byron George nahm sich ein Zitat des japanischen Manga-Künstlers Naoshi Arakawa zu Herzen: „Selbst in den Tiefen der schwärzesten Ozeane dringt stets etwas Licht hindurch“.
Das gesamte Geschäft ist in schwarze Farbe mit unterschiedlichen Texturen getaucht worden. Die Besucher*innen sollen sich sich wie auf dem Meeresboden fühlen – auch dort ist so mancher versunkene Schatz zu finden. In Melbourne hingegen entdeckt man die funkelnden Ringe, Ketten und Armbänder des australischen Schmucklabels. Durch das dunkle Interieur können die Schmuckstücke mit gezieltem Lichteinsatz auf drei verspiegelten Verkaufstischen in Szene gesetzt werden. Im hinteren Bereich befindet sich, ein wenig versteckt, ein Beratungsraum mit Sitzmöglichkeiten.
Der Boden besteht aus schwarz gebeiztem, japanischem Holz mit einer satinierten Oberfläche. Die texturierten Wände und Decken erwecken den Anschein einer Meeresgrotte. Sie wurden aus flexiblem Aluminiumblech gefertigt, das manuell gefaltet und lackiert wurde. An Erhebungen spiegelt das glänzende, schwarze Material das Licht der mundgeblasenen Glas-Pendelleuchten, die in unterschiedlichen Farben erstrahlen können. An anderen Stellen scheint das Licht von der Wandstruktur verschluckt zu werden und verschwindet im schwarzen Nichts.
Die Gestalter*innen von Russell & George legten in diesem Projekt den Fokus auf zwei Themen: Biophilie und Umwelt. Biophilie ist ein von dem Biologen Edward Osborne Wilson und dem Philosophen Erich Fromm geprägter Begriff, der das Verlangen von Menschen nach einer Verbindung zu Natur und anderen Lebewesen bezeichnet. Diesen Gedanken griff das Büro auf. Das Geschäft darf als Kunstwerk verstanden werden, soll die Kund*innen aber auch an unser Verhältnis zur Natur und zu unserem Planeten erinnern – und sogar eine emotionale Reaktion hervorrufen.
Retail-Design ist häufig nicht langlebig oder nachhaltig. Von diesem Prinzip wollten die Planer*innen sich verabschieden. Das Interior des Juweliergeschäfts soll in der jetzigen Form viele Jahre bestehen bleiben. Die verwendeten Materialien sind größtenteils recycelbar – die Wand- und Deckenverkleidung kann einfach abgelöst und wieder verarbeitet werden. Bei der Umsetzung der Inneneinrichtung wurden kaum Abfälle produziert und es wurde vorwiegend mit dem vorhandenen Bestand gearbeitet. as