Moderne Ruinen
Roberto Sironi in der Athener Carwan Gallery
Roberto Sironi betrachtet Materialien in erster Linie als kulturelle Elemente. Dementsprechend versteht er sich als forschender Designer, der die historischen, geografischen und rituellen Gehalte dieser narrativen Medien in einem Akt experimenteller Gestaltgebung analysiert und aufdeckt. Spannende Ergebnisse seiner ebenso künstlerischen wie handwerklichen Designpraktiken zeigt die Ausstellung Ruins: Encoded Symbols, die bis zum 28. August in der Athener Carwan Gallery zu sehen ist.
Bizarre Fragmente
Die Ausstellung vereint eine Reihe von Werken, an denen Roberto Sironi seit 2017 gearbeitet hat. Darin beschäftigte sich der Mailänder Designer mit architektonischen Fragmenten aus verschiedenen historischen Epochen, die sich auf bedeutende archäologische Stätten im Mittelmeerraum beziehen. Entstanden sind dabei Stücke, die wie moderne Ruinen anmuten: Klassische Bauelemente der Antike wie Basen und Kapitelle von Säulen werden mit konstruktiven Bauteilen des Industriezeitalters wie Doppel-T-Trägern in Beziehung gebracht und formen so bizarr verschlungene Stühle, Tische, Bänke oder Spiegel aus Marmor, Glas und gegossener Bronze.
Postarchäologische Artefakte
Die Stücke der Kollektion sind Simulacra, de- und rekonstruierte Objekte, die bekannten Gegenständen ähneln, ohne diese zu kopieren. So eröffnet sich eine neue ästhetische Perspektive auf scheinbar vertraute Dinge. Roberto Sironi hat die ausgewählten Elemente dabei nicht nur neu kombiniert und umfunktioniert, sondern auch in eine unbestimmte Zeit versetzt. Wie er selbst sagt, ging es ihm bei Ruins darum, „postarchäologische Artefakte zu entwerfen, die als nachgemachte Objekte erkennbar sind“, und dabei architektonische Elemente zu zitieren, „die sich auf verschiedene historische Epochen zurückführen lassen.“ ns
Carwan Gallery
Roberto Sironi