Pop-up im Odenwald
Brücke 7 von Liquid Architekten
Corona hat es geschafft: Auch überzeugte Städter haben mittlerweile die Nase voll von ihrer lichtdurchfluteten Altbaubutze. Eine gewisse romantische Sehnsucht nach mehr Grün und Dörflichkeit gepaart mit der Möglichkeit des Homeoffice haben für viele den ländlichen Raum wieder attraktiv gemacht. Wenigstens zeitweilig, für die kleine Stadtflucht zwischendurch. Und was dem Berliner die Uckermark ist, das ist dem Frankfurter der Odenwald.
Es scheint daher wenig verwunderlich, dass nun im ländlichen Raum Projekte entstehen, die urbane Planungspraktiken mit den ruralen Entwicklungsmöglichkeiten verbinden. So wie die Brücke 7 in Erbach, entworfen von Liquid Architekten, die ein denkmalgeschütztes, mitunter marodes Gebäudeensemble an dem kleinen Flüßlein Mümmling zu einem temporären Treffpunkt und Pop-up-Biergarten verwandelten.
Mit nur einem Material – Holzstäben – haben die Architekten Strukturen und Elemente entwickelt, die sich mit dem Bestand verbinden, ihn rahmen und ergänzen. Eine offene Laube spendet Schatten und schützt vor Regen, Sitztribünen und Rankgerüste schmiegen sich an die Hauswände, Sandkuhlen für Kinder befinden sich mitten im Geschehen und zwischen alten Mauern, deren Dach zu baufällig war, als dass man es hätte erhalten können, wurde ein Sonnendeck platziert. Das Alte und das Neue werden bewusst inszeniert, nichts wird überstrichen. Und so ist der Ort Brücke 7 irgendwie auch ein Brückenbauwerk: Er verbindet Erbach mit dem Fluss, die Vergangenheit des Ensembles mit heute, Mauer- und Fachwerk mit frischem Holz, Alt mit Jung und Anwohner der Region mit Stadtflüchtigen. ads