Feuer gefangen
Ein Studiobesuch bei Milena Kling in Berlin-Prenzlauer Berg
![<b>DESIGNERIN UND GLASLIEBHABERIN</b><br />Milena Kling gründete ihr Studio 2012 in Berlin mit dem Fokus handgefertigte Glasobjekte. Inzwischen ist sie eine der renommiertesten Designerinnen des Landes. DESIGNERIN UND GLASLIEBHABERINMilena Kling gründete ihr Studio 2012 in Berlin mit dem Fokus handgefertigte Glasobjekte. Inzwischen ist sie eine der renommiertesten Designerinnen des Landes.](https://cdn.baunetz-id.de/fm/1199/thumbnails/quer_2024_Nobelhart%26Schmutzig_Launch_02.jpg.3627362.jpg)
Wenn es um zeitgenössische Glasgestaltung geht, fällt immer auch der Name Milena Kling. Wir haben die 40-jährige Designerin in ihrem Berliner Studio getroffen und über persönliche Netzwerke als Schlüssel des Erfolgs gesprochen.
Vielseitig, fragil, unvorhersehbar – das Material Glas hat es Milena Kling angetan, seit sie an der Universität der Künste in Berlin Produkt- und Prozessdesign studierte und mit Materialien experimentierte. „Mich begeistert die Kraft und die Energie, die man bei der Arbeit mit Glas braucht“, sagt sie. Spätestens seit die tschechische Manufaktur Lasvit ihre Trinkglasserie Circle produziert, ist die Gestalterin nicht mehr wegzudenken aus der internationalen Designglasszene, die in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat.
Arbeitsraum
Präzision und Experiment
Milena Kling entwirft funktionale Objekte wie Vasen, Schalen und Trinkgläser aus mundgeblasenem Glas – in feinen Formen, Farben und Oberflächen. Dazu gesellen sich Stücke, die zwischen Kunst und Design changieren, so wie die silbrig glänzenden Mirror Sculptures, die man mithilfe eines mitgelieferten Arretierungssystems an die Wand hängen oder einfach auf ein Sideboard legen kann. Sämtliche ihrer Entwürfe werden in der familiengeführten Glashütte Valner in Böhmen gefertigt, wobei Kling zuvor auch in Deutschland und Schweden produzierte. An den böhmischen Glasmanufakturen schätzt sie den oft experimentellen Ansatz, der einhergeht mit einer sehr präzisen Herstellungstechnik, wie sie sagt.
Trinkglasserie Circle, die inzwischen von Lasvit hergestellt wird.
Die Netzwerkerin
Vor vier Jahren hat Milena Kling ihr eigenes Studio in der Chodowieckistraße 11 im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg bezogen. Zuvor teilte sie sich zwei Jahre lang ein Atelier mit ihrer Freundin, der Produktdesignerin Hanne Willmann. Inzwischen sind beide so erfolgreich, dass sie Mitarbeiter*innen anstellen konnten und dementsprechend mehr Platz brauchten. Doch noch immer kreuzen sich auch ihre beruflichen Wege, wenn beispielsweise auf Messeständen Möbel von der einen auf Glasobjekte von der anderen treffen. Dass Milena Kling eine ausgesprochene Teamplayerin ist, merkt man ihr an, wenn sie aus der Zeit des gemeinsamen Ateliers erzählt. Willmann und sie hätten sich während ihrer Selbstständigkeit immer gegenseitig inspiriert und auch konkret unterstützt, insbesondere wenn es um Unternehmensstrategien gegangen sei, sagt sie. Bevor Kling ihr eigenes Studio gründete, arbeitete sie einige Jahre für Sarah Illenberger. Damals entstanden aufwendige und experimentelle Schaufensterdekorationen für das französische Luxuslabel Hermès.
Leuchte Seaglass
Ladengeschäft als Atelier
Klings Studio befindet sich in einem ehemaligen Ladengeschäft mit Altbaucharme, wobei der Keller als Lager dient. Während ein Zimmer an einen befreundeten Architekten vermietet ist, stehen in dem anderen drei Arbeitstische und der Blick geht hinaus auf die kopfsteingepflasterte Straße. Der Raum ist zurückhaltend in Beigebraun-Tönen eingerichtet: Neben einem antiken belgischen Holzstuhl werden die Objekte der Designerin gezeigt – auf Podesten, in Regalen und an den Wänden. Es sind Dinge, die allesamt handgefertigt und doch für jeden Tag gedacht sind: Trinkglasserien wie Circle und Wander, Vasenkollektionen wie Raw und Flow, Schalen und Leuchten aus der Serie Seaglass.
Sie möge keine intensiven Farben, sagt Kling. Bis auf ein tiefes Berlin Blue changieren ihre Objekte deshalb in subtilen Braun-, Grau-, Grün- und Pastelltönen, glänzen in Metallic oder kommen in einer komplett transparenten Version daher. Als wir sie in ihrem Studio besuchen, hält Kling ein tiefblaues Glasobjekt gegen die eingeschaltete Schreibtischleuchte, bewegt es hin und her, sodass sich die Strahlen brechen. Ihre große Faszination für das Material Glas versteht man auch, wenn man über die perfekt ebene, samtene Oberfläche der Mirror Sculptures streicht und die Spiegelungen betrachtet.
Gruppenausstellung in der Pariser Designgalerie CØR
Glas neu denken
Von Anfang an sei ihr klar gewesen, dass sie keine klassische Produktdesignerin werden wollte, sondern die künstlerische Arbeit im Vordergrund stehen sollte, erzählt Kling, die inzwischen vier Mitarbeiter*innen beschäftigt. Sie arbeitet in kleinen Serien, experimentell und forschend. „Mich interessiert, wie man klassisches Glasdesign neu denken und es vielleicht auch interessant für eine ganz neue Klientel machen kann“, sagt sie.
Die in Kreuzberg aufgewachsene Berlinerin liebt es im Team zu arbeiten und hat schon immer auf Kooperationen gesetzt. Sie glaubt daran, dass sich die richtigen Leute treffen, auch wenn es zuweilen Jahre dauern kann, bis daraus eine Zusammenarbeit entsteht. Das zeigt sich auch bei einem aktuellen Projekt: Gerade hat Kling das Berliner Sternerestaurant Nobelhart & Schmutzig mit ihrer Glasserie Wander ausgestattet. Restaurantchef Billy Wagner hatte ihre Arbeiten schon ein paar Jahre zuvor entdeckt und Gläser aus der Raw-Serie bestellt. Nun wünschte er sich ein Tumbler-Glas und Kling fing an zu experimentieren, bis beide Seiten mit dem Ergebnis zufrieden waren. Sie erzählt, dass sie auch nach so langer Zeit der intensiven Beschäftigung mit dem Material Glas noch immer dazu lerne.
Matter of Course ist ein 2021 ins Leben gerufenes Berliner Kollektiv aus elf Designerinnen, zu dessen Gründungsmitgliederinnen Milena Kling zählt.
Design und Dialog
Milena Kling ist eine der Mitbegründerinnen des Berliner Frauenkollektivs Matter of Course – ein Zusammenschluss von insgesamt elf Designerinnen und Handwerkerinnen, denen es um einen vertieften und kritischen Austausch geht, aber auch um die Umsetzung konkreter Projekte. Gerade haben sich die Gestalterinnen mit Fantastic Frank zusammengetan und bereits zwei Ausstellungen mit eigenen Entwürfen in den Verkaufsobjekten des Berliner Immobilienentwicklers kuratiert. Nun steht das nächste große Projekt an, eine Gruppenausstellung auf der Pariser Messe Maison & Objet im Januar.
Kling hatte von Beginn an den internationalen Markt im Blick und verkaufte bereits ihre Abschlussarbeit an der Universität der Künste – die Vasenserie Raw – an einen Shop in San Francisco, der bis heute ihr Kunde ist. Selbstvertrauen in das eigene Tun, Geduld und Optimismus sind neben dem Talent persönliche Eigenschaften, die der Designerin sicherlich auf ihrem Weg geholfen haben. Als beispielsweise während der Coronazeit ihr Lager voll war, weil Auftraggeber wie Shops und Restaurants um Aufschub baten, beschloss sie kurzerhand, einen eigenen Onlineshop zu eröffnen. „Diese Situation hat damals einen ganz neuen Raum für mich eröffnet“, sagt sie. Wer die Dinge so betrachtet, der kann eigentlich nur Erfolg haben.
Studio Milena Kling
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