Martì Guixè
Gestaltung an der Schnittstelle zwischen Innenarchitektur sowie Industrie- und Fooddesign
Martì Guixè arbeitet erfolgreich an der Schnittstelle zwischen Innenarchitektur sowie Industrie- und Fooddesign. Neben Produkten für Kunden wie Alessi, Azzura, Danese, Droog und Magis entwirft er Geschäfte für Camper, Desigual oder Saporiti sowie Foodobjekte wie essbare Bücher aus Meeresalgen oder Torten, die Kuchendiagramme ähneln und ihre Zutaten aufzeigen. Wir trafen Martì Guixè in Berlin und sprachen mit ihm über seine Definition des „Ex-Designers“, traditionelle wie auch industrialisierte Speisen sowie biologisches Fastfood.
Martì Guixès Arbeiten brechen mit den Grenzen des traditionellen Designs. Geboren 1964 in Barcelona, studiert er dort zunächst Innenarchitektur an der Designschule Elisava, bevor er 1986 nach Mailand zieht, um an der Scuola Politecnica di Design Industriedesign zu studieren. Nach seinem Abschluss ist er Mitte der 1990er Jahre innerhalb von zwei Jahren sechsmal über einen längeren Zeitraum in Seoul als Designberater tätig. Danach gründet er sein eigenes Büro in Barcelona.
Herr Guixè, Sie entwerfen nicht nur Produkt-, sondern auch Fooddesign; und vor kurzem ist auch ein Buch von Ihnen zu dem Thema mit dem Titel „Food Designing“ erschienen. Was interessiert Sie so sehr am Essen?
Mitte der 1990er Jahre habe ich angefangen, essbare Objekte zu gestalten, weil mich die Massenfertigung und Massenkonsum sehr interessiert, und mir bewusst geworden war, dass Essen auch massenproduziert wird. Ich begann, Essen zu entwerfen und dabei Designparameter wie Wirtschaftlichkeit, Nutzbarkeit und Funktionalität zu berücksichtigen. Außerdem fasziniert mich der Gedanke, dass das Nahrungsmittel als Objekt verschwindet und sich in Energie verwandelt.
Also geht es gar nicht um die Speise an sich?
Im Gegensatz zu dem, was viele Leute denken, bin ich nicht generell an Gastronomie, Essen oder Nahrung interessiert. Es gibt Köche, die auf sehr traditionelle Art kochen und ihre Profession wie ein Handwerk betreiben. Im Gegensatz dazu existiert das Extrem des industrialisierten Essens, das durch Ingenieure und Vermarkter entwickelt wird und die Form der traditionellen Nahrung imitiert. Ein ähnliches Beispiel im Produktdesign wäre ein Stuhl, der auf traditionelle Weise manuell aus Holz hergestellt wird, und ein Stuhl, der aus billigem Plastik industriell produziert wird und den manuell hergestellten imitiert.
Und worum geht es dann?
Meine essbaren Produkte sollen dem zeitgenössischen Leben entsprechen. Sie müssen den Anforderungen eines komplexeren Lebensstils entsprechen und werden außerdem „entterritorialisiert“. Das Essen ist immer auf traditionelle Parameter bezogen. Das bedeutet, wir essen immer mit einem Teller. Andere Dinge haben sich jedoch geändert: Wir können telefonieren, im Internet surfen, aber gegessen wird immer noch auf althergebrachte Weise.
Zu einem Ihrer ersten Foodprojekte gehört Spamt, das wiederum zu den Techno Tapas gehört. Was hat es damit auf sich?
Spamt steht für „és pà amb tomàquet“ und ist eine mundgerechte Tomate, die mit Brot, Öl und Salz gefüllt ist. Sie ist eine Interpretation eines katalanischen Snacks, der aus einer Scheibe Brot besteht, die mit ausgequetschten Tomaten, Öl und Salz angemacht ist. Ich habe den Snack immer am Computer gegessen und dabei oft die Tastatur verschmutzt. Deswegen wollte ich etwas gestalten, das meiner neuen Lebensweise entspricht, da die traditionelle Speise nicht dafür geeignet ist. Das Projekt habe ich dann mit einer Performance in der Galeria H2O in Barcelona gezeigt. Spamt Factory wird mit fünf Personen präsentiert: Ein Japaner hat die Tomaten geschnitten, ein Schwede hat die Tomaten entleert, ein Franzose hat die Tomaten mit Baguette gefüllt, ein Italiener hat die Tomaten mit Öl und Salz angemacht und ich, ich war der fünfte, habe alles kontrolliert und überprüft [lacht].
Die Performance bekam viel Presse; ich war im Fernsehen, in den Zeitungen, jedoch nur mit schlechter Kritik. Ich habe zwar gesagt, dass ich kein Koch bin, sondern ein Designer, aber trotzdem wurde ich als Koch wahrgenommen. Auch im Designbereich wurde ich viel kritisiert. Es hieß, es sei nicht seriös, mit Essen zu arbeiten; ich solle lieber Möbel gestalten – und so wurde ich vom Designer zum „Ex-Designer“.
Das ist ein Titel, den Sie auch heute noch nutzen…
Ja, er entstand 1997, weil ich nicht in das klassische Bild eines Designers passte. Oft wurde behauptet, ich sei kein Designer, sondern ein Künstler. Da ich jedoch kein Künstler, sondern ein Designer bin, habe ich mich neu definiert, um von der klassischen Definition Abstand zu nehmen, und wurde Ex-Designer. Es entstand etwas Konfusion. Viele dachten, ich hätte die Arbeit ganz an den Nagel gehängt. Seit ein paar Jahren hat sich die Wahrnehmung im Design verändert; die Definition „Design“ ist viel freier geworden. Ich denke, es war 2007, als ich „Ex-Designer“ in eine Marke umgewandelt habe, um Design zu produzieren. So bin ich für einige Leute nun ein Ex-„Ex-Designer“.
Sie arbeiten viel mit Camper zusammen und haben für das Unternehmen nicht nur viele Showrooms gestaltet, sondern auch Essensprojekte entwickelt, unter anderem Foodball…
Den ersten Shop habe ich 1998 entworfen, derzeit arbeite unter anderem an einem in Miami. Das heißt, wir arbeiten schon mehr als zehn Jahre zusammen. Foodball entstand 2004 und war eine Art Fastfood-Restaurant. Es war ein wirklich interessantes, aber auch riskantes Projekt, das es in Barcelona und in Berlin gab. Das Konzept bestand aus der Entwicklung von biologischem Fastfood, das auf Reisbällen basierte. Durch die Ballform war es einfach zu handhaben, zu essen und zu verdauen. Selbst das Papier war biologisch abbaubar.
Für die Zeit ein recht fortschrittliches Projekt…
Ja, vielleicht war es zu radikal und fortschrittlich für die damalige Zeit.
Sie entwerfen ja nicht nur Fooddesign, sondern auch ganz andere Dinge. Kann man sagen, dass Ihre essbaren Projekte Ihre anderen Entwürfe beeinflussen? Wie zum Beispiel die Schalen „Communicators“, die Sie für Alessi hergestellt haben und die mit dem Nutzer kommunizieren können?
Eigentlich nicht. Ich bin letztendlich Designer und das Produkt, das ich gestalte, könnte ein Stuhl, ein Snack oder auch eine Inneneinrichtung sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
Herr Guixè, Sie entwerfen nicht nur Produkt-, sondern auch Fooddesign; und vor kurzem ist auch ein Buch von Ihnen zu dem Thema mit dem Titel „Food Designing“ erschienen. Was interessiert Sie so sehr am Essen?
Mitte der 1990er Jahre habe ich angefangen, essbare Objekte zu gestalten, weil mich die Massenfertigung und Massenkonsum sehr interessiert, und mir bewusst geworden war, dass Essen auch massenproduziert wird. Ich begann, Essen zu entwerfen und dabei Designparameter wie Wirtschaftlichkeit, Nutzbarkeit und Funktionalität zu berücksichtigen. Außerdem fasziniert mich der Gedanke, dass das Nahrungsmittel als Objekt verschwindet und sich in Energie verwandelt.
Also geht es gar nicht um die Speise an sich?
Im Gegensatz zu dem, was viele Leute denken, bin ich nicht generell an Gastronomie, Essen oder Nahrung interessiert. Es gibt Köche, die auf sehr traditionelle Art kochen und ihre Profession wie ein Handwerk betreiben. Im Gegensatz dazu existiert das Extrem des industrialisierten Essens, das durch Ingenieure und Vermarkter entwickelt wird und die Form der traditionellen Nahrung imitiert. Ein ähnliches Beispiel im Produktdesign wäre ein Stuhl, der auf traditionelle Weise manuell aus Holz hergestellt wird, und ein Stuhl, der aus billigem Plastik industriell produziert wird und den manuell hergestellten imitiert.
Und worum geht es dann?
Meine essbaren Produkte sollen dem zeitgenössischen Leben entsprechen. Sie müssen den Anforderungen eines komplexeren Lebensstils entsprechen und werden außerdem „entterritorialisiert“. Das Essen ist immer auf traditionelle Parameter bezogen. Das bedeutet, wir essen immer mit einem Teller. Andere Dinge haben sich jedoch geändert: Wir können telefonieren, im Internet surfen, aber gegessen wird immer noch auf althergebrachte Weise.
Zu einem Ihrer ersten Foodprojekte gehört Spamt, das wiederum zu den Techno Tapas gehört. Was hat es damit auf sich?
Spamt steht für „és pà amb tomàquet“ und ist eine mundgerechte Tomate, die mit Brot, Öl und Salz gefüllt ist. Sie ist eine Interpretation eines katalanischen Snacks, der aus einer Scheibe Brot besteht, die mit ausgequetschten Tomaten, Öl und Salz angemacht ist. Ich habe den Snack immer am Computer gegessen und dabei oft die Tastatur verschmutzt. Deswegen wollte ich etwas gestalten, das meiner neuen Lebensweise entspricht, da die traditionelle Speise nicht dafür geeignet ist. Das Projekt habe ich dann mit einer Performance in der Galeria H2O in Barcelona gezeigt. Spamt Factory wird mit fünf Personen präsentiert: Ein Japaner hat die Tomaten geschnitten, ein Schwede hat die Tomaten entleert, ein Franzose hat die Tomaten mit Baguette gefüllt, ein Italiener hat die Tomaten mit Öl und Salz angemacht und ich, ich war der fünfte, habe alles kontrolliert und überprüft [lacht].
Die Performance bekam viel Presse; ich war im Fernsehen, in den Zeitungen, jedoch nur mit schlechter Kritik. Ich habe zwar gesagt, dass ich kein Koch bin, sondern ein Designer, aber trotzdem wurde ich als Koch wahrgenommen. Auch im Designbereich wurde ich viel kritisiert. Es hieß, es sei nicht seriös, mit Essen zu arbeiten; ich solle lieber Möbel gestalten – und so wurde ich vom Designer zum „Ex-Designer“.
Das ist ein Titel, den Sie auch heute noch nutzen…
Ja, er entstand 1997, weil ich nicht in das klassische Bild eines Designers passte. Oft wurde behauptet, ich sei kein Designer, sondern ein Künstler. Da ich jedoch kein Künstler, sondern ein Designer bin, habe ich mich neu definiert, um von der klassischen Definition Abstand zu nehmen, und wurde Ex-Designer. Es entstand etwas Konfusion. Viele dachten, ich hätte die Arbeit ganz an den Nagel gehängt. Seit ein paar Jahren hat sich die Wahrnehmung im Design verändert; die Definition „Design“ ist viel freier geworden. Ich denke, es war 2007, als ich „Ex-Designer“ in eine Marke umgewandelt habe, um Design zu produzieren. So bin ich für einige Leute nun ein Ex-„Ex-Designer“.
Sie arbeiten viel mit Camper zusammen und haben für das Unternehmen nicht nur viele Showrooms gestaltet, sondern auch Essensprojekte entwickelt, unter anderem Foodball…
Den ersten Shop habe ich 1998 entworfen, derzeit arbeite unter anderem an einem in Miami. Das heißt, wir arbeiten schon mehr als zehn Jahre zusammen. Foodball entstand 2004 und war eine Art Fastfood-Restaurant. Es war ein wirklich interessantes, aber auch riskantes Projekt, das es in Barcelona und in Berlin gab. Das Konzept bestand aus der Entwicklung von biologischem Fastfood, das auf Reisbällen basierte. Durch die Ballform war es einfach zu handhaben, zu essen und zu verdauen. Selbst das Papier war biologisch abbaubar.
Für die Zeit ein recht fortschrittliches Projekt…
Ja, vielleicht war es zu radikal und fortschrittlich für die damalige Zeit.
Sie entwerfen ja nicht nur Fooddesign, sondern auch ganz andere Dinge. Kann man sagen, dass Ihre essbaren Projekte Ihre anderen Entwürfe beeinflussen? Wie zum Beispiel die Schalen „Communicators“, die Sie für Alessi hergestellt haben und die mit dem Nutzer kommunizieren können?
Eigentlich nicht. Ich bin letztendlich Designer und das Produkt, das ich gestalte, könnte ein Stuhl, ein Snack oder auch eine Inneneinrichtung sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
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