Thorsten Prée
Seit Februar 2010 ist Thorsten Prée Geschäftsführer des Küchenherstellers Warendorfer Küchen GmbH (ehemals Miele Die Küche). Zuvor war er Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing beim Büromöbelhersteller Wilkhahn sowie Geschäftsführer bei Haworth in Ahlen. Wir trafen Thorsten Prée in Köln und sprachen mit ihm über die Zusammenführung der Familie beim Kochen, die Lokomotive Philippe Starck und Küchenüberraschungen im April.
Herr Prée, sind Sie zufrieden mit der LivingKitchen?
Wir sind sehr zufrieden. Man kann es zusammengefasst so ausdrücken: Wir haben hier einen herrlich weißen und offenen Messestand. Die Leute sind sehr interessiert an unseren Produkten und wir haben einen regen Besucherstrom. Von unseren Händlern und den Endverbrauchern erhalten wir sehr viel positives Feedback.
Welche Rolle spielen Messen in Ihrem Marketing- und Vertriebskonzept? Neben der LivingKitchen sind Sie bei der Küchenmeile vertreten. Werden Sie nächstes Jahr auch auf der Eurocucina in Mailand dabei sein?
Bisher war die Küchenmeile unsere Standardmesse. Sie ist vor allem für unsere bestehenden Händler gedacht und deshalb steht dort die Betreuung im Vordergrund, während auf der LivingKitchen die Akquise sehr wichtig ist. Diese Akquise-Bemühungen müssen jedoch immer im Verhältnis stehen zu den Kosten eines Messestands. Wir präsentieren uns in Köln auch nicht nur als Warendorf, sondern als Arbonia-Forster-Holding mit den drei Marken Warendorf, Forster und Piatti. Jede dieser drei Marken hat zwar eine ganz andere Zielgruppe, aber grundsätzlich ist es unser Ziel die Marken unter dem Dach der AFG bekannt zu machen.
Erzählen Sie uns etwas zum Standkonzept von Warendorf auf der LivingKitchen.
Das Standkonzept soll uns als Unternehmen widerspiegeln, unsere Prinzipien Ehrlichkeit, Offenheit, Transparenz und Kundenorientierung. Die Menschen sollen sehen, welche Produkt- und Gestaltungsqualität hinter Warendorf steht. Insofern belegen zwei Drittel des Messestands die Premium-Marke Warendorf und ein Drittel teilen sich die Marken Forster und Piatti. Forster ist Marktführer im Bereich der Stahlküchen, Piatti Schweizer Marktführer im mittleren Preissegment.
Der Wechsel von der Marke Miele Die Küche hin zu Warendorf wurde medial vorrangig über die von Philippe Starck entworfene Küche kommuniziert. Warum haben Sie gerade diesen Designer als Zugpferd gewählt?
Wir haben einen Designer gesucht, der kein Mainstream ist, sondern auch ein wenig provoziert und neue Ideen einbringt. Die Philippe-Starck-Küche ist ja keine klassische Einbauküche, sondern befindet und bewegt sich im Raum. Wir haben komplett neu über die Konzeption von Küchenräumen nachgedacht. Wenn Sie beispielsweise ein Modell wie die Duality von Philippe Starck nehmen, dann ist dies eine Küche, die von zwei Seiten bespielt wird. Der Name Duality ergibt sich aus dieser zweiseitigen Funktion – sie ist Kücheninsel und architektonischer Raumteiler zugleich.
Noch einmal zurück zu Philippe Starck. Die erste Küche unter dem neuen Namen Warendorf sollte schon ein richtiger Knaller sein, oder? Nicht einfach nur die zigste weiße grifflose Küche.
Genau. Philippe Starck hat uns geholfen bei der Markenbildung. Allein mit Warendorf wären wir nicht dort, wo wir heute mit der Durchdringung der Zielgruppe sind. Mit der Lokomotive Philippe Starck vorne weg haben wir mehr Aufmerksamkeit bekommen und mit der Qualität und Erfahrung der Warendorf-Küchen überzeugt.
Sind Sie auch der Meinung, dass die Erweiterung der Küchenzone nach wie vor ein Trend ist?
Wir glauben, dass sich die Architektur von Innen nach Außen entwickelt. Es wird also nicht mehr so sein, dass erst die Wände eingezogen werden und man dann auf einmal feststellt, dass die Küche zu klein ist. Wenn die Küche immer wohnlicher wird – es beispielsweise keine Geräte oder Küchen mit Griffen mehr zu sehen gibt –, dann werden die Menschen die Küche in den Wohnraum integrieren. Wir glauben auch, dass die Küchenelektrogerätehersteller leisere und effektivere Geräte bauen werden, beispielsweise eine geräuschlose Esse (Anmerkung der Redaktion: Dunstabzugshaube). Auch der Computer und der Fernseher werden Einzug halten in die Küche. Dann brauche ich nicht mehr ins Wohnzimmer zu gehen, während meine Frau allein in der Küche zurückbleibt. Die Küchen von Philippe Starck sind Möbelelemente, die auf den ersten Blick nicht aussehen wie Küchen.
In jedem Land gibt es unterschiedliche Präferenzen für bestimmte Küchenmöbel. Welche Erfahrungen haben Sie bei Warendorf gemacht?
Auch wenn wir sehr international aufgestellt sind, hat doch jedes Land seine eigenen Design-Präferenzen. Das französische Design ist etwas verspielter, während das deutsche Design etwas klarer ist. Die einen haben das Bauhaus – die anderen haben es nicht. Insofern gefallen vielen Verbrauchern in Frankreich die Ornamente der Philippe-Starck-Küche sehr gut, während diese im deutschsprachigen Raum weniger gut ankommen. Aber wir sind sehr frei in der Gestaltung und machen das, was der Kunde möchte.
Wie sehen die Verkaufszahlen der Philippe-Starck-Küche im Vergleich zu den anderen Modellen von Warendorf aus?
Wir sind noch am Anfang und haben erst einmal dafür gesorgt, dass die Distribution vorbereitet wird, dass beispielsweise alle wichtigen Händler eine Philippe-Starck-Küche in ihrer Ausstellung haben. Zwar haben wir auch Anzeigen geschaltet, aber eine Küche kauft man ja nicht, weil man eine Anzeige gesehen hat. Die Küche ist kein Spontankauf, sondern ein Investitionsgut. Zur Markenbildung jedenfalls hat Philippe Starck stark beigetragen. Viele Menschen müssen erst einmal das Konzept dieser Küche verstehen, denn bisher war es so: Die übliche Einbauküche ist sehr platzorientiert und muss von Wand zu Wand gehen, während die Philippe-Starck-Küche frei im Raum steht.
Ist es nicht überhaupt sehr schwer Küchen zu verkaufen? Die Küche ist ja neben dem Badezimmer der kostenintensivste Raum im Haus.
Ja, die Küche wird nur alle 25 Jahre ausgetauscht. Wir produzieren jedoch sehr nachhaltige Produkte und legen Wert auf gutes Design. Wir erstellen eine Küchenplanung, die auch in 25 Jahren noch aktuell ist. Eine Küche ist eine Investition – das hat mit Lebensplanung und Freude zu tun. Da sagen viele: Ich will eine Marke, ich will Qualität, ich will meine individuellen Wünsche verwirklicht sehen – dafür stehen wir.
Sind die Deutschen beim Küchenkauf besonders Marken-affin?
Ich glaube, dass die Deutschen grundsätzlich gern Marken kaufen. Die Küche kommt ja ursprünglich aus Deutschland und wir sind mit Markenküchen aufgewachsen. Die deutsche Küchenindustrie ist die führende, genau wie die Automobilindustrie.
Und wie sieht es aus mit der italienischen Küchenindustrie? In Köln sind beispielsweise kaum italienische Hersteller vertreten, ganz im Unterschied zur Eurocucina in Mailand.
Es gibt einen ganz großen Unterschied zwischen Köln und Mailand: Das, was Sie hier sehen, können wir produzieren und liefern. Auf auf der Eurocucina werden dagegen viele Modelle gezeigt, die erst bei entsprechender Kundenakzeptanz produziert werden. Das Design-Verständnis ist in Italien auch ein anderes als in Deutschland. Wir sind etwas reduzierter.
Planen Sie, in Zukunft das Sortiment von Warendorf auch in den Möbelbereich auszudehnen?
Grundsätzlich haben ja Küchenmöbel schon immer Trends gesetzt im Wohnmöbelbereich. Wir sind nicht nur Küchenhersteller, sondern stehen auch für den Übergang zum Wohnzimmer, beispielsweise mit unseren High- und Lowboards. Mit unserem schwebenden Küchenmodell Swing nehmen wir Abschied von der klassischen Küche, die auf dem Boden steht. Wir dringen damit vor ins Wohnzimmer. Wir sind jedoch nicht unbedingt Erstausstatter sondern Zweitausstatter. Unser typischer Kunde ist einer, dessen Kinder aus dem Haus sind und bei dem das Wohnzimmer vielleicht noch einmal umgestaltet und die Küche überdacht wird, bestehende Raumstrukturen aufgelöst werden.
Wie sieht es aus mit dem Einsatz von Technik in der Küche?
Früher hatte man die Glühlampe, dann die Leuchtstoff-Röhre, dann den Halogen-Spot. Heute ist es die stufenlose LED mit verschiedenen Beleuchtungssystemen, mit unterschiedlichen Farben – eine stimmungsabhängige Beleuchtung. Wenn ich in der Küche arbeite, dann ist das Licht dort sehr hell, während es sich gegen Abend automatisch herunter dimmt. Oder man erzeugt mit Farben wie Rot, Grün, Blau oder Gelb unterschiedliche Stimmungen. Eine schöne Sache sind auch beleuchtete Schubladen – die werden gerade im hochwertigen Bereich gern gekauft, genau wie automatische Öffnungs- und Schließ-Systeme oder gedämpfte Scharniere. Das gefällt auch den Männern [lacht].
Wird es in Zukunft weitere Küchenmodelle von Warendorf geben, die ebenfalls über Designer positioniert werden?
Ja. Wir starten gerade eine Kooperation mit einem sehr bekannten holländischen Designer. Wir werden damit im April an die Öffentlichkeit gehen. So viel kann ich schon verraten: Es geht bei diesem Projekt nicht um das Thema Küche allein, sondern um Wohnkultur.
Herr Prée, vielen Dank für das Gespräch.
FOTOGRAFIE Warendorf
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