Aus Liebe zum Holz
Benno Thaler von Zitturi über Massivholz in der Architektur
Partner: Zitturi
Das Südtiroler Unternehmen Zitturi ist auf hochwertige Innenausbauten spezialisiert. Im Interview spricht das Mitglied der Geschäftsleitung Benno Thaler über stimmige Wohnumgebungen, Oberflächen mit Charakter und Massivholz in der modernen Architektur.
Hervorgegangen aus einer klassischen Tischlerei, deckt Zitturi mit seinen rund zwanzig Mitarbeiter*innen inzwischen eine breite Leistungspalette im Innenausbau ab – von der Planung über die Fertigung bis hin zum Aufbau. Der überwiegende Teil der Kund*innen des Unternehmens sind Privatleute. Aber auch mit dem Ausbau von Banken, Cafés und kleinen Hotels hat Zitturi Erfahrung.
Als Mitglied der Geschäftsleitung kennt Benno Thaler alle Projekte persönlich – vom edlen Weinkeller mit dem Budget einer Mehrzimmer-Wohnung bis zur Villa eines Ölscheichs. Er weiß um den Wert sorgfältig bearbeiteter Holzoberflächen, für die sein Unternehmen eigene Rezepte entwickelt hat.
Zitturi ist in zweiter Generation im Innenausbau mit Holz aktiv. Welche Leistungen bieten Sie an?
Auf den ersten Blick sind wir eine klassische Tischlerei. In den letzten zehn Jahren haben wir uns aber auf den hochwertigen Innenausbau für Privatkunden konzentriert. Zuvor haben wir bereits viele Banken in ganz Italien – in Rom, Sizilien oder Neapel – ausgebaut. So konnten wir Erfahrungen sammeln mit der Organisation von Baustellen fernab der Heimat. Das kommt uns bei unserer Internationalisierung mit Projekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz inzwischen sehr zugute. 85 Prozent unserer Kunden sind Privatkunden, die sich vorwiegend schöne Einrichtungen gestalten lassen möchten, sei es in Eigenplanung durch unsere Innenarchitektin oder durch Fremdplanung kundeneigener Architekten.
Warum kommen die Kund*innen zu Ihnen?
Wir sind der richtige Ansprechpartner, wenn der Kunde etwas Außergewöhnliches haben möchte, sei es von der Technik oder von der Oberfläche her. Aktuell bauen wir einen Weinkeller am Gardasee für einen sehr gut situierten Kunden zum Preis einer ganzen Wohnungseinrichtung aus. Ebenfalls am Gardasee entsteht für einen deutschen Kunden eine Wohnung, bei der jeder Zentimeter der Räume ausgenutzt wird. Die von uns geplanten Küchen können auch schon mal 100.000 Euro kosten, so wie die Küche, die wir gerade in Venedig für eine schlüsselfertige Privatwohnung umgesetzt haben. Sie hat elektrische Türen und eine Arbeitsplatte aus wunderschönem, weißen und veniertem Marmor. Auch die gesamten Schränke, Ankleiden, Bäder und Schlafzimmer kamen von uns. So wirkt die Wohnung wie aus einem Guss.
Wie bearbeiten Sie das Holz?
Wir haben eigene Lackierungen für Farboberflächen, sei es auf Holz, Metall oder Glas, und entwickeln auch selbst Techniken zur Behandlung, denn uns ist es sehr wichtig, dass sich die Oberfläche entwickelt. Sie gibt oder nimmt dem Möbel seinen ganz eigenen Charakter. Mit einer speziellen Ölkomposition haben wir bereits seit Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Damit können wir inzwischen die gleiche Resistenz wie beim Lack erzeugen. Die Qualität wird durch die Menge des Öls beim ersten Auftrag entschieden, nicht die Anzahl der Aufträge ist entscheidend. Das Gleiche gilt für die Imprägnierung von Naturstein. Lacke sollten möglichst unsichtbar sein, damit das Holz seinen Charakter behält. Dabei geht es um das harmonische Erscheinungsbild des Möbels. Nur dann kann sich der Kunde wohlfühlen und entspannen.
Haben Sie den Eindruck, das individuelle Lösungen für Bauherr*innen wichtiger geworden sind?
Wir sehen einen Trend, dass der Kunde zunehmend alles aus einer Hand haben möchte. Der große Vorteil ist für ihn, dass er lediglich einen Ansprechpartner hat und viel weniger Probleme als mit mehreren Unternehmen am Bau. Deswegen haben wir unser Produktportfolio so erweitert, dass wir vom personalisierten Holzboden starten, der in der Länge, Breite und Oberfläche exakt angepasst ist an die Einrichtung. So hat man nie mehr den Kompromiss, den man mit Industrieholzböden eingehen muss. Denn damit passt nie eine Farbe direkt zur Einrichtung. Wir schaffen es mit unserer Technik, Boden und Einrichtung so harmonisch zu gestalten, dass es keinen Kompromiss mehr gibt und wir nicht mehr diesen Fremdkörper im Wohnraum haben. Und es geht noch weiter bis zu den Vorhängen und Polstermöbeln, für die wir mit namhaften Textilherstellern zusammenarbeiten.
Südtirol ist bekannt für die vielen Holzbauten und -innenausbauten.
Wir profitieren hier von den sehr guten Handwerkern und der Expertise mit dem Rohstoff Holz. Es ist ein natürlicher Rohstoff, deshalb arbeiten wir sehr gerne mit Massivholz oder Holzfurnier, mindestens ein bis zwei Millimeter stark. Je nach Projekt oder Kundenwunsch nutzen wir aber auch andere Materialien wie ein Dekor oder Laminat. Für einen Kunden haben wir eine moderne Villa komplett in Massivholz, in Zirbe und Tanne, eingerichtet. Wir konnten zeigen, dass Massivholz auch in moderner Architektur verwendet werden kann, trotz seines traditionellen Images. Natürlich gehören auch Kompromisse dazu: Holz ist ein lebendiges Material, das Feuchtigkeit abgibt und aufnimmt. Es gibt ein anderes Raumgefühl und das Möbel bewegt sich. Das ist ganz anders, wenn ich ein Möbel mit einem Lack versehe und das Möbel auf diese Weise eine sterile Oberfläche bekommt.
Diese Veränderung des Materials planen Sie ein?
Natürlich. Da geht es nicht nur um die Patina, sondern auch um die Abstände, die es benötigt, damit sich ein Möbel ausdehnen und zusammenziehen kann. Darin liegt unsere große Stärke. Am Wolfgangsee in Österreich haben wir aktuell eine Baustelle, bei der Boden, Wand und Decke komplett in Massivholz ausgebaut werden, die Möbel in furnierter Oberfläche. Die große Herausforderung bei dieser Baustelle sind die ausgearbeiteten architektonischen Details z.B. für die Türstöcke die nicht sichtbar sein dürfen usw.
Beziehen Sie Ihr Holz überwiegend aus Südtirol?
Regionalität ist uns sehr wichtig. Daher kommt das Holz aus einem Radius von 300 bis maximal 400 Kilometern. Natürlich gibt es Ausnahmen. So haben wir in Südtirol wenig Ulme. Die lasse ich dann über meinen Großhändler aus Österreich, der Schweiz oder Slowenien liefern. Solche Kompromisse kalkulieren wir ein. Wir verwenden aber zum Beispiel kein Tropenholz.
Wie gehen Sie an die Projekte heran?
Wir haben eine Innenarchitektin, die bei Bedarf für den Kunden plant. Natürlich arbeiten wir auch mit dem Kundenarchitekten zusammen. Wir planen alles auf 3-D und arbeiten dann – je nach Projekt – mit einem Mix aus CNC-Fräse und konventionellen Techniken. Uns ist es sehr wichtig, dass jedes Möbelstück, das unser Haus verlässt, bei uns montiert wird. Dadurch sehen wir, ob das Möbel passt und funktioniert. So geht die Montage vor Ort schnell und sauber vonstatten
Wie groß ist Ihr Radius?
Wir haben uns mal als Radius „500 Kilometer von Bozen entfernt“ gesetzt. Unsere am weitesten entfernte Baustelle ist allerdings momentan in Saudi-Arabien. Für einen Ölscheich haben wir im Frühjahr fünf Räume eingerichtet, nachdem wir bereits seine Villa am Gardasee gestaltet haben. Einen Monat lang waren wir dafür auf Montage in Alkobar. Somit können wir jetzt auch Baustellen in Übersee anbieten. Wir gehen dorthin, wo ein Kunde uns braucht.
Welche Trends beobachten Sie in der Innenarchitektur?
Der Kunde legt Wert auf Design, Einzigartigkeit, aber auch Gemütlichkeit. Er muss sich wohlfühlen können. Dass das funktioniert, erfahren wir oft im Nachgang. So haben wir zwei Chalets in Garmisch eingerichtet, die von unserem Kunden vermietet werden. Neulich teilte er uns mit, dass er ausschließlich sehr positive Bewertungen bekommt. Die Architektur ist nicht außergewöhnlich, aber stimmige Materialien und Emotionalität schaffen einfach eine sehr angenehme Atmosphäre. Wir wirken, wo wir können, darauf ein, dass ein Ort nicht zu steril wirkt. Dem Versuchen wir mit den entsprechenden Materialien gerecht zu werden.