Das Essenzielle herauskitzeln
Christoph Gerdesmeyer über seine Leidenschaft für Küchen
Mit einem klaren Fokus auf minimalistisches Design und Funktionalität entwirft das Kölner Büro Gerdesmeyer Krohn Küchen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch den Alltag erleichtern. Im Interview spricht der Mitbegründer Christoph Gerdesmeyer über aktuelle Trends und erklärt, warum die Planung einer Küche oft viel mehr detaillierte Vorarbeit erfordert, als es der erste Blick vermuten lässt.
Mit seinem Studienkollegen Jonas Krohn gründete Christoph Gerdesmeyer 2015 das gemeinsame Designbüro Gerdesmeyer Krohn. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir die gleiche Gestaltungshaltung teilen und uns sehr gut ergänzen. Jonas verantwortet die Planung und Durchführung unserer Projekte, ich bin zuständig für die Entwurfsarbeit und den Kundenkontakt“, sagt Gerdesmeyer. Aufgegangen ist das Konzept allemal: Heute leiten die beiden Designer ein zehnköpfiges Team und haben sich auf das Thema Interior – insbesondere Küchenplanungen – spezialisiert.
Wie würden Sie den Gestaltungsansatz Ihres Büros beschreiben?
Unsere Entwürfe wirken nach außen minimalistisch, sind aber das Endergebnis von sehr viel Gedankenleistung. Wir versuchen, aus jedem Projekt das Essenzielle herauszukitzeln, um es einfach aussehen zu lassen. Dabei erfüllen wir die Bedürfnisse unserer Kunden, ohne den Raum zu überladen. Mit unserem Gesamtkonzept – von der Planung bis hin zur Umsetzung – vereinfachen wir den Ablauf für die Bauherren. Unsere Projekte sind mitunter recht anspruchsvoll und komplex. Deswegen ist ein enger Austausch mit den Kunden und mit allen am Projekt beteiligten Gewerken sehr wichtig.
Ein Schwerpunkt Ihres Büros liegt auf der Küchenplanung. Ist die Küche mittlerweile der wichtigste Ort in den eigenen vier Wänden?
Sie hat schon seit Längerem wesentlich an Bedeutung gewonnen. Aber auch die Wichtigkeit der eigenen vier Wände ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Denn seit der Coronapandemie leben viele Menschen nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern arbeiten auch dort und verbringen somit einen Großteil des Tages zu Hause. Es gibt mittlerweile kaum noch jemanden, der sich ein separates Esszimmer als Extraraum wünscht. Kochen und Essen sind kein getrennter Akt mehr, sondern zu einem Happening geworden. Die Küche ist jetzt in vielen Haushalten der zentrale Treffpunkt. Social Media hat nicht nur den Stellenwert der Küche, sondern auch die Wichtigkeit der gesamten Inneneinrichtung enorm gepusht, weil viele ihr Innenleben dort nach außen kehren.
Wie gehen Sie an eine Küchenplanung heran?
Der beste Grundstein ist definitiv eine ordentliche Bedarfsanalyse. Was mag ich? Was mag ich nicht? Was finde ich richtig cool? Aber zu diesen Überlegungen gehört auch zum Beispiel die Frage, wie viele Haushaltsgeräte man besitzt und wie oft man diese benutzt. Plane ich alle Geräte sichtbar oder schaffe ich ihnen ein leicht zugängliches Versteck. Es geht darum, ein optimales Gleichgewicht zwischen Optik und Funktion zu finden.
Welche Faktoren spielen außerdem eine wichtige Rolle?
Neben dem „Erwartungsmanagement“ ist auch der Grundriss ein sehr entscheidender Faktor. Eine Kochinsel zum Beispiel benötigt meist einen breiteren Raum und angrenzende Zimmer. In schmaleren Räumen und anderen Grundrissen kann man sich aber auch ohne Insel mit der Küche mehr in den Raum bewegen, um so Küche und Esszimmer stärker miteinander zu verbinden.
Gibt es wiederkehrende Elemente in den von Ihnen gestalteten Küchen?
Ich bin ein großer Fan von Geräten wie dem Quooker-Wasserhahnsystem, das Wasserkocher und Getränkekisten überflüssig macht. Außerdem mag ich Kochfelder mit integriertem Dunstabzug und praktische Details wie hochgestellte Abfalltrennsysteme, die man zum Beispiel mit dem Knie öffnen kann.
Welche Küchentrends beobachten Sie aktuell?
Keramik ist definitiv das Material der Stunde. Auch wir arbeiten sehr viel damit, mittlerweile bauen wir sogar ganze Küchenblöcke daraus. Hoch im Kurs stehen zudem Edelstahlflächen, was mir auch sehr gut gefällt. Je nach Projekt und Anforderungen arbeiten wir aber mit den verschiedensten Materialien. Jedes Material hat seine Vor- und Nachteile. Zu beachten ist dabei immer, wie pflegeleicht die Materialien sind.
Und welche Farben haben die Küchen von heute?
Im Trend sind unter anderem sandige und erdige Töne: Off-White, also ein Weiß mit einem kleinen Beigeanteil, das grau-beigefarbene „Greige“ und alles, was Ton-in-Ton gestaltet wird. Aber natürlich entwerfen wir auch farblich auffälligere Küchen. Es kommt immer auf den Kontext an. In unserem eigenen Office haben wir zum Beispiel eine hellblaue Küchenzeile verbaut, die ein echter Hingucker ist. Im privaten Kontext entscheiden sich die meisten Menschen eher für zurückhaltendere Farben bei den Küchenmöbeln und ergänzen diese mit farbigen Accessoires.
FOTOGRAFIE Gerdesmeyer Krohn
Gerdesmeyer Krohn