„Chicago“, „Korfu“ oder „Tasmania“ – die Produkte von Karcher Design wecken Reiselust. Dabei verkauft das deutsche Unternehmen ganz handfeste, naheliegende Gegenstände: Tür- und Fensterbeschläge. Seit dreißig Jahren steht die Marke für gute Gestaltung und Innovation. Wir sprachen mit Geschäftsführer Jan Karcher über die Vorteile eines Familienunternehmens und eine Zukunft ohne Kunststoff.
Herr Karcher, in diesem Jahr feiert Karcher Design 30. Geburtstag. Ihre Eltern haben das Unternehmen einst gegründet, vor einiger Zeit haben Sie gemeinsam mit Ihrer Schwester Isabel Karcher die Leitung übernommen. Was ist das Besondere daran, Teil eines Familienunternehmens zu sein?
Im Familienunternehmen kennt man sich gut. Das bringt natürlich Konflikte mit sich, aber man kann sich auch hundertprozentig aufeinander verlassen. Jeder übernimmt die Bereiche, in denen seine Kompetenzen liegen. Mein Schwester verantwortet Einkauf und Produktentwicklung, ich Marketing und Vertrieb. Zusätzlich betreue ich die neuen Produkte und arbeite mit Designer*innen zusammen. In einem Konzern wäre das anders, das Management versucht oft, möglichst viele Verantwortungsbereiche an sich zu binden. Als Familienunternehmen agieren wir auch mutiger und flexibler als Konzerne. Um uns gegen die Großen behaupten zu können, müssen wir vorangehen, innovativ sein.
Die Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation hat in Ihrer Familie gut funktioniert. Welche Werte haben Sie von ihren Eltern übernommen?
Kontinuität und Zuverlässigkeit! Schon meinen Eltern war es wichtig, dass es eine enge Mitarbeiterbindung gibt. Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter*innen, wir ermöglichen beispielsweise flexible Arbeitszeitmodelle. Und wir versuchen, unsere Mitarbeiter*innen langfristig zu halten. Es gibt viele, die seit zehn, fünfzehn, ja zwanzig Jahren im Unternehmen beschäftigt sind. Außerdem legen wir Wert auf Vielfalt. Als 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind, haben wir schnell Menschen aus Afghanistan und Syrien als Auszubildende eingestellt, um sie zu integrieren. Deutschland ist eine multikulturelle Gesellschaft, es gibt viele Menschen mit Migrationshintergrund. Davor kann ich mich als Unternehmen doch nicht verschließen!
Sprechen wir über das Design Ihrer Produkte. Woher kommen die Impulse für Neuentwicklungen?
Wir entwickeln kontinuierlich neue Designs, wir sind ein designgetriebenes Unternehmen. Dabei bringen wir sowohl eher einfache, gängige, als auch speziellere Entwürfe auf den Markt. In der Zusammenarbeit mit unseren Designer*innen sind wir manchmal ganz offen und lassen uns Vorschläge machen. Andere Projekte dagegen sind mit einem klaren Briefing, mit ganz konkreten Vorgaben verbunden. Zum Beispiel unser neues Griffmodell Paris: Da ging es darum, wie sich der Griff in der Hand anfühlt. Ein Türgriff soll eben nicht nur gut aussehen, sondern sich auch gut anfassen. Paris hat deswegen ein dreieckiges Griffprofil, denn ovale und dreieckige Formen liegen besser in der Hand als runde.
Sie nehmen auch Anregungen von Architekt*innen auf. Wie kommen Sie ins Gespräch?
Mit den Architekt*innen komme ich ins Gespräch, wenn ein konkretes Projekt auf dem Tisch liegt und Produkte ausgesucht werden. Dabei erfahre ich, was sich Architekt*innen wünschen und was in unserem Sortiment eventuell noch fehlen könnte. Es kommt vor, dass ähnliche Wünsche immer wieder in Gesprächen auftauchen. So bekommen wir einen guten Eindruck, in welche Richtung es in der Produktentwicklung gehen könnte.
Welche Anforderungen muss ein neues Produkt von Karcher Design erfüllen?
Der Aufwand für die Produktion muss stimmen. Wenn ein Produkt zu teuer ist, dann lässt es sich nicht verkaufen. Wir sind in Deutschland in einem mittelpreisigen Segment angesiedelt, dem müssen wir Rechnung tragen. Für mich persönlich ist auch die Haptik eines Produkts enorm wichtig, schließlich ist der Türgriff beinahe der einzige Teil eines Hauses, den man regelmäßig anfasst.
Eine Ihrer neuen Kollektionen heißt Mission Invisible. Was hat es damit auf sich?
Das ging ursprünglich auf die Wünsche von Architekt*innen und Händler*innen zurück. In der Architektur sieht man heute immer öfter weiße Türen, die optisch zu verschwinden scheinen auf der weißen Wand. Zwischen Wand und Rahmen gibt es lediglich eine leichte Schattenfuge als Trennung. Deswegen haben wir nach einer Lösung gesucht, um den Türgriff darin dezent zu integrieren. Dafür haben wir eine kleine Rosette mit minimalem Durchmesser entwickelt, die vom Griffhals komplett abgedeckt wird. Außerdem ist das Produkt in Weiß erhältlich, so wird der Griff auf der Tür fast unsichtbar.
Wie wichtig ist Technologie für Karcher Design?
Wir setzen natürlich immer wieder auf neue Technologien, sei es in der Herstellung, bei den Materialien oder der Funktionalität. Ein Beispiel ist unsere Kollektion KD Komfort: Hier sitzt der Schließmechanismus im Griff, so brauchten wir keinen weiteren Beschlag unter dem Griff – Verriegelung ohne Schlüssel.
Wie stehen Sie zum Thema elektronisches Schließen, Stichwort „Smart Home“?
„Smart Home“-Lösungen sind interessant für den Eingang. Ich finde es sinnvoll, dass ich die Haus- oder Wohnungseingangstür mit einem Fingerscan oder dem Telefon öffnen kann. Wir liefern die Hardware dafür, die auf die elektronischen Komponenten abgestimmt ist. Da sehe ich großes Potenzial.
Ein runder Geburtstag ist auch ein guter Anlass, in die Zukunft zu schauen. Was haben Sie sich vorgenommen?
Wir entwickeln das KD Komfort-Schloss weiter und differenzieren die Kollektion mit drei verschiedenen Varianten aus: Es wird einfachere, günstigere und aufwändigere Modelle geben. Demnächst auf den Markt kommt auch eine titangraue Oberfläche. Bislang gibt es unser Sortiment in Edelstahl matt, Kosmos Schwarz und Antik Bronze, einer Farbe mit schönen braunen Nuancen. Da Schwarz seit einigen Jahren stark nachgefragt ist, wollten wir unsere Farbpalette noch erweitern. Wem der Kontrast zwischen schwarzem Beschlag und weißer Tür zu stark ist, der kann sich für Titangrau entscheiden.
Und mit welchen Themen wollen Sie das Unternehmen in den nächsten Jahren prägen?
Wir wollen uns beim Thema Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Einiges haben wir ja schon erreicht, etwa bei der E-Mobilität im Unternehmen. Als nächstes wollen wir unser Produktionsmanagement nachhaltiger gestalten. Ein Ziel sind plastikfreie Verpackungen, aber das klingt einfacher, als es ist. Welche Alternativen gibt es – und sind sie wirklich besser als Plastik? In diesem Bereich sinnvolle Veränderungen voranzutreiben, ist ziemlich komplex. Der Prozess der Umstellung läuft jetzt an und wird etwa ein Jahr dauern. Wir müssen viele kleine Schritte gehen und uns langfristig engagieren.
Karcher Design
Über die Grenzen Europas hinaus vertreibt und entwickelt die Karcher GmbH seit 30 Jahren Türbeschläge und Accessoires aus Edelstahl mit hervorragendem technischem Know-how und ausgezeichneter Designqualität, daher konnte das Unternehmen seine Marke KARCHER DESIGN erfolgreich im Premiumsegment positionieren.
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