Ippolito Fleitz Group
Ein Gespräch über die Entstehung der modularen Pflanzwand für Brunner

Partner: Brunner
Mit einem modularen Raumteiler hat Brunner ein außergewöhnliches Produkt ins Portfolio aufgenommen. Entstanden ist PARA VERT in Kooperation mit dem Studio Ippolito Fleitz Group. Im Interview spricht Tilla Goldberg über die Arbeitsweise des Büros und die Entstehung der vertikalen Pflanzwand.
Die Produktdesignerin Tilla Goldberg, Director Product Design und Mitglied der Geschäftsleitung, die unter anderem bei Richard Sapper in Stuttgart studierte, verantwortet seit 2009 das Produktdesign der Ippolito Fleitz Group. Im Jahr 2002 von Peter Ippolito und Gunter Fleitz gegründet, entwerfen die Identity Architects Lösungen in den Bereichen Architektur, Produktdesign und Kommunikation. Die Zusammenarbeit von Architekten, Innenarchitekten, Produkt- und Kommunikationsdesignern geht Hand in Hand, die Grenzen der Zuständigkeiten sind oft fließend.
Frau Goldberg, Sie sind Produktdesignerin. Was unterscheidet Ihre Arbeit bei IFG von der eines klassischen Produktdesigners? Bei IFG entwickeln wir Produktdesign in einem größeren Kontext. Das ist super spannend. Produktdesign an sich ist oft losgelöst vom Raum. Wir hingegen entwerfen so gut wie immer in einem (räumlichen) Kontext. Wir wissen, wie der Raum aussieht, für den wir etwas entwerfen. Wir wissen, was er aussagen soll, wer die Benutzer sind. Wir wissen, wie er benutzt wird und was außen herum steht. Das ist eine tolle Perspektive auf Gestaltung und auf das Produktdesign, weil es nicht so abgekapselt ist von der Welt.
Der Kontext hat dabei direkten Einfluss auf die Gestaltung eines Produktes? Bei PARA VERT, aber auch bei anderen Möbeln, die wir entworfen haben und die nun Serienmöbel sind, spielt dieser Kontext immer eine tragende Rolle. Wir haben die Szenarien, von denen wir denken, dass das Produkt darin eine Rolle spielen kann, beim Entwurf immer schon im Kopf. Weil es den Raum etwa präzisiert, verbessert oder das Leben der Menschen an dieser Stelle fröhlicher oder intensiver machen kann.
Bei anderen Produkten merkt man oft, dass sie zwar in sich selber gut funktionieren, aber im Kontext oft schwierig sind, da jedes Produkt für sich eine große Aufmerksamkeit braucht oder vielleicht sogar ein Kunstwerk sein möchte und sich nicht in ein größeres Ganzes einfügt.
Was hat Sie zur Gestaltung von PARA VERT inspiriert? Wir gestalten viele Arbeitswelten. Dabei haben wir festgestellt, dass der Wunsch nach Grün im Office sehr zugenommen hat. Uns ist aufgefallen, dass wir zunehmend Sonderlösungen für Pflanzen im Raum entwickeln und es nicht so viele Produkte gibt, die Pflanzen in die Vertikale bringen – abgesehen von komplett begrünten Wänden, die aber recht aufwändig in der Pflege sind. Etwas Luftiges, das einfach so im Raum steht, wie ein Layer funktioniert und auch etwas flexibler ist – so etwas gab es nicht wirklich. Wir haben in diesen Fällen immer wieder Sonderkonstruktionen für unsere Kunden entwickelt. Das hat uns sehr beschäftigt und zu einem eigenen Recherche-Projekt geführt, in dem wir uns intensiv mit dem Thema „Grün im Raum“ auseinandergesetzt haben.
Als Brunner uns 2018 mit der Gestaltung des Orgatec-Messestandes beauftragte, gab es die Idee, den Messestand unter das Thema „Gewächshaus der Ideen“ oder „Green House“ zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir PARA VERT bereits im Zusammenhang mit unseren Recherchen angedacht, und die Geschichte nahm ihren Lauf.
In diesem Jahr ist der Raumteiler als Serienprodukt in den Markt eingeführt worden. Ab wann haben Sie bemerkt, dass in PARA VERT mehr Potenzial steckt? An einem ganz bestimmten Punkt braucht eine gute Produktidee auch jemanden, der ihre Möglichkeiten erkennt. In diesem Fall war das Rolf Brunner. Er hat sich auf der Orgatec 2018 sowohl für das Design als auch für den Nutzen begeistert – und wir haben sowohl ganz nah am Produkt als auch an den Wirkungsdimensionen mit Brunner gemeinsam weitergearbeitet.
Welche Herausforderungen mussten bei der Produktentwicklung gemeistert werden? Um aus dem One-Off für die Inszenierung des Messestandes ein serienreifes Produkt mit allen Sicherheitszertifikaten, Konstruktionsdetails und möglichst minimalistischer Modularität zu machen, haben auf beiden Seiten viele Köpfe geraucht; bei Brunner in der Produktentwicklung, bei uns im Design, im Modellbau und natürlich bei den Spezialisten in den Produktionswerkstätten. Aber wenn dann alle zusammenkommen und ihre guten Ideen und nächtlichen Geistesblitze an einen Tisch bringen - das sind meine Lieblingsmomente. Da entstehen die besten, oft überraschenden Lösungen. Genauso war es auch in diesem Fall.
Beschreiben Sie bitte seine Funktionalitäten. Während der Entwicklungszeit sind dem gesamten Team immer wieder schöne Begriffe für den PARA VERT eingefallen: Raumteiler, Klimaaktivist, grüner Therapeut, Teamplayer. Und alle sind zutreffend. Denn letztlich wachsen aus den äußeren und inneren Werten drei überzeugende Wirkungskreise: Da ist natürlich zum einen die Möglichkeit, den Raum sehr flexibel, einfach und auf natürliche Weise zu zonieren oder zu teilen. Des Weiteren entfaltet es spürbare Wirkung auf verbesserte Luftqualität und Raumklima, wenn man sich mit dem PARA VERT die Natur in den Raum holt. Und nicht zuletzt kommt eine emotionale Wirkung zum Tragen: Die Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation in Räumen mit Pflanzen steigt messbar.
Wie war bisher die Resonanz auf PARA VERT? Es ist ein eher ungewöhnliches Produkt für Brunner. Es passt aber gleichzeitig sehr gut in die aktuelle Diskussion um das Neue Arbeiten. Der Raumteiler trifft einen Nerv und bedient die Sehnsuchtsbilder vieler Menschen nach Wellbeing, nach mehr Grün im Raum, nach einem gesünderen Leben. Wir bekommen sehr viel positives Feedback auf PARA VERT, auch die Reaktionen auf Instagram sind beachtlich. Das ist genau der Grund, warum wir das auch machen (lacht). Wir wollen Menschen begeistern, und ihnen neue Ideen in die Köpfe pflanzen.

Brunner
Brunner lebt für Möbel, die Neues möglich machen. Das im Jahr 1977 gegründete Familienunternehmen zählt zu den führenden Objektmöbelherstellern Europas. Hauptmotivation bei Brunner früher, heute und in Zukunft: Herausforderungen suchen und passende Lösungen finden, die perfekt sitzen. So entstehen Objektmöbel von hoher ästhetischer und funktionaler Qualität, produziert "Made in Germany".
Zum Showroom
Ippolito Fleitz Group
Zum ProfilMehr Menschen
Wie es Euch gefällt
FSB-Co-Chef Jürgen Hess über den neuen Mut zur Farbe

Mehr Raum für Kreativität
Visualisierungsexpertin Andrea Nienaber über die Vorteile der 3D-Planung

Die Kreativität ins Rollen bringen
osko+deichmann über flexible Möbel für New-Work-Büros

„Alles entspringt aus dem Ort“
Studio Wok aus Mailand im Interview

Nachhaltig bauen heißt flexibel denken
Architekt Andreas Gerhardt über nachhaltige Gebäude und Interiors

Ukrainische Perspektiven #3
Interview mit Interiordesigner Oleksandr Maruzhenko von Men Bureau

„Wir müssen Verantwortung übernehmen“
Lars Engelke, COO von Object Carpet, über Wertstoffkreisläufe bei Bodenbelägen

Langlebig, aber nicht langweilig
Das Designstudio Big-Game im Gespräch

Nähe, Frische und Substanz
Leo Lübke über Strategien der Nachhaltigkeit bei COR

Zukunftsweisende Ergonomie
Interview mit Kim Colin von Industrial Facility

Ukrainische Perspektiven #2
Der Architekt Slava Balbek von balbek bureau im Gespräch

Authentische Raumcollagen
Ein Gespräch mit dem Modiste-Gründer Marick Baars

Kunst wird Architektur
Pavillonbau von Thomas Demand im dänischen Ebeltoft

Textile Reise nach Persien
Hadi Teherani und Camilla Fischbacher über die Kollektion Contemporary Persia

„Im Design fehlen die weiblichen Vorbilder“
Ein Gespräch mit Simone Lüling und Joa Herrenknecht von Matter of Course

Frischer Wind bei USM
Katharina Amann über ihre neue Rolle beim Schweizer Möbelhersteller

Die Couch-Versteher
Dario Schröder über die Erfolgsstory von Noah Living

Braucht man wirklich einen neuen Teppich?
Die Innenarchitektin Monika Lepel im Gespräch

Startpaket für nachhaltige Innenarchitektur
Ein Gespräch mit BDIA-Präsidentin Pia A. Döll

Aneigenbare Arbeitswelten
Ein Gespräch mit Martin Haller von Caramel Architekten

Corona als Wohntrend-Booster
Ein Gespräch mit der Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern

Neues Leben für alte Möbel
Über die gelebte Kreislaufwirtschaft bei Girsberger

Sinnhaftigkeit durch Nachhaltigkeit
Steffen Kehrle über seine neue Kollektion für Brunner

Material als Leitfaden
Nachruf auf die Designerin Pauline Deltour (1983-2021)

Grüne Arbeitswelten
Ein Gespräch mit der „Greenterior“-Designerin Miriam Köpf

Die junge Internationale
Kuratorin Anniina Koivu über die The Lost Graduation Show auf dem Supersalone

Büros mit Zukunft
Kinzo über die nachhaltige Planung von Arbeitslandschaften

Den Dingen auf den Grund gehen
Interview mit Girsbergers Designchef Mathias Seiler

Robuste Rippen
Interview mit tretfords Marketingleiter Ingo Schraub

Die Filzkünstlerin
Anne Kyyrö Quinn über Textilien als akustische Lösungen
