40 Quadratmeter Einsamkeit
Ländliches Ferienhaus von Extrarradio Estudio in Spanien
Henry David Thoreaus Erzählung Walden stand Pate für das Ferienhaus Prado Toro in der spanischen Sierra de Gredos. Die Architekt*innen von Extrarradio Estudio bauten es im Stil eines ländlichen Schuppens.
In der Mitte Spaniens, westlich von Madrid, liegt die Sierra de Gredos, ein Gebirge mit schroffer Granitlandschaft. Vor allem Besucher*innen aus den umliegenden Metropolen reisen im Sommer gerne dorthin, um der Hitze der Stadt zu entfliehen. In dieser Umgebung bauten die Architekt*innen von Extrarradio Estudio ein Ferienhaus im Stil lokaler Lagerschuppen und Ställe. Abgeschieden am Rande eines kleinen Dorfs gelegen, entstand das Projekt aus dem Wunsch nach Einsamkeit und einer Verbindung mit der Natur heraus – ganz so, wie es Henry David Thoreau in seiner Aussteigererzählung Walden beschreibt.
Durchdachte Lage
Das Haus steht am höchsten Punkt einer Wiese auf einem abschüssigen Grundstück in einer leichten Senke. Seine Struktur ist zum Teil ins Erdreich eingegraben, was auf drei Seiten zur natürlichen Isolation beiträgt. Die Konstruktion lässt das Ferienhaus kleiner erscheinen, als es ist. Damit entspricht es lokalen Baugepflogenheiten. Statt in die Breite bauten die Architekt*innen aus Madrid in die Höhe. Die mit Keramikfliesen verkleidete Außenwand des Aufbaus besteht aus mehreren Schichten, die Schutz vor starken Regenfällen und Westwinden bieten. Von innen ist das Dach komplett mit Holz ausgekleidet, was dem Wohnraum eine warme und natürliche Atmosphäre verleiht.
Offene Gliederung
Innen wirkt Prado Toro größer, als es die Grundfläche vermuten lässt, da die Architekt*innen weitgehend auf geschlossene Räume verzichteten. Stattdessen trennt eine Wand mit einem großen, kreisrunden Durchbruch die Küche vom Wohnzimmer. Durch die Konstruktion ergeben sich interessante Blickachsen, die wie gerahmt wirken. Pure Materialien treffen auf wiederkehrende Farbakzente in leuchtendem Rot. Ein schlichtes Metallregal unterstreicht den reduzierten Ansatz des Entwurfs, während ein Holzofen wohnliche Wärme spendet.
Im Einklang mit dem Klima
Seine physikalischen Eigenschaften machten sich die Planenden zunutze: Weil die warme Luft nach oben steigt, müssen die Gäste im Bett nicht frieren. Das Schlafzimmer im Zwischengeschoss über der Küche ist Teil eines zentralen Moduls, das den Innenraum strukturiert. Auf der Rückseite der Küche befindet sich ein kleines Bad mit Dusche, das über einen umlaufenden Korridor erschlossen wird. Fenster in alle Himmelsrichtungen ermöglichen eine effektive Querlüftung.
Im Stil der Region
Die Außenbereiche sind zurückhaltend gestaltet und bleiben damit dem Stil der Region treu. Lediglich die Terrassen sind gepflastert. Auf angelegte Beete oder Wege verzichteten Bauherrschaft und Architekt*innen weitgehend, sodass die wilde Natur für sich sprechen kann. Die Grundstücksgrenze von Prado Toro bildet ein schmaler Fluss.
Mit dem Ferienhaus hat das Team von Extrarradio Estudio den Archetyp des ländlichen Schuppens neu interpretiert. Die Planer*innen haben die natürlichen Gegebenheiten für Isolation und Ventilation genutzt und einen Rückzugsort fernab der Großstadt geschaffen.
FOTOGRAFIE Asier Rúa Asier Rúa
| Projektname | Prado Toro |
| Entwurf | Extrarradio Estudio |
| Typ: | Wohngebäude |
| Fläche: | 40 Quadratmeter |
| Bauunternehmen: | La Zagalla |
| Ort | Sierra de Gredos, Ávila, Spanien |
| Fertigstellung: | Dezember 2023 |
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