Alle unter einem Dach
Ein Kindergarten im japanischen Sakura verzichtet auf Wände und bewässert sein Dach.

Alle auf einer Treppe und unter einem Dach: Auf diesen einfachen Nenner kann man den Kindergarten-Neubau im japanischen Sakura reduzieren. Doch so minimalistisch die Idee auch klingt – hinter ihr steckt ein technisch komplexes und auf jahrelanger Erfahrung basierendes Konzept, dass die Architekten zusammen mit den Betreibern entwickelt haben.
„Ein Kindergarten ist ein großes Haus“: Mit dieser Feststellung gingen das private Betreiberunternehmen Seiyu-Kai und das Yamazaki Kentaro Design Workshop an die Planung des Kindergartens, der 60 Kindern unterschiedlicher Altersklassen Platz bieten sollte.
Treppe und Topographie
Das Grundstück liegt umgeben von Bergen und Wäldern und wird von einem sanft ansteigenden Hügel durchzogen. Für die Planer war von der ersten Begehung vor Ort klar, dass sie sich den natürlichen Kontext zunutze machen wollten und sich der Kindergarten mit der Topographie einigen müsste: Die Idee einer raumbildenden Treppe war geboren. Mit ihr konnten die Architekten nicht nur die gegebene Steigung überwinden, die überdimensionalen Stufen würden außerdem den gewünschten Großraum in kleinere Abteile gliedern. So spielen zwar alle Kinder, egal welchen Alters, unter einem gemeinsamen Dach und ohne nur eine Trennwand, dennoch erzeugt die Struktur eine räumliche Ordnung.
Wald aus Balken
Dem Kontext zollen die Architekten auch mit den verwendeten Materialien ihren Respekt: Das gesamte Haus wurde aus Holz errichtet, und auch die Einbauten bestehen aus dem natürlichen Werkstoff. Wie ein abstrahierter Wald durchkreuzen vertikal und diagonal verlaufende Balken den Raum: Sie tragen das schräge Dach und nehmen Bezug zu den umliegenden Waldgebieten auf, die der Gegend ihre einmalige Charakteristik verleihen. Zudem ruht auf jeder der großen Stufenebenen eine hölzerne Kiste: Hier verstecken sich die Toiletten der jeweiligen Altersgruppen, und ein Schlafbereich bietet den kleinsten der Kleinen Platz für die mittägliche Ruhe. Über Farbcodes lassen sich die Raumboxen leicht zuordnen.
Wasser marsch!
Neben seiner besonderen Raumorganisation trumpft der Kindergarten vor allem mit seinem einmaligen Klimakonzept auf: Der nach außen fast vollständig verglaste Bau verfügt über ein ausgeklügeltes Abkühlungssystem, das in den heißen Sommermonaten erträgliche Temperaturen erzeugt. Die Fensterfronten im Norden und Süden lassen sich über großformatige Schiebetüren öffnen, wodurch die Luftzirkulation im Inneren forciert wird – unterstützt durch das Gefälle und offene Raumstruktur. Auf dem Wellblechdach wurden zudem acht Sprinkleranlagen installiert, die bei Bedarf angestellt werden können und deren Wasser die Gebäudebedeckung im Schnellverfahren abkühlt. Als Nebenprodukt entsteht am unteren Ende des Daches ein Miniaturwasserfall, der in einem Kiesbecken endet und den Kindern als willkommene Zusatzabkühlung dient. Natürlich wird die Sprinkleranlage mit Regenwasser gespeist. Mit dem Kindergarten ist der Kooperation aus Architekten und Bauherrn ein einmaliger Erfahrungsraum für die Kinder des Ortes gelungen.
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FOTOGRAFIE Naoomi Kurozumi
Naoomi Kurozumi
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