Alter Bestand, neue Arbeitswelt
De Winder Architekten bauen Hamburger Verlagshaus aus
Was Harry Potter, Conni, Tim und Struppi gemeinsam haben? Sie entstammen dem Hamburger Verlagshaus Carlsen. In Ottensen verwandelten de Winder Architekten für das Unternehmen ein historisches Industriegebäude in eine neue Bürowelt. Im abwechslungsreichen, luftigen Setting soll agil gearbeitet werden.
Weil der renommierte Kinder- und Jugendbuchverlag Carlsen in den letzten Jahren ein starkes Wachstum verzeichnen konnte, ließ Verlegerin Renate Herre in Hamburg-Ottensen einen ehemaligen Industriekomplex in ein Büroloft verwandeln, das nun den angestammten Unternehmenssitz direkt gegenüber ergänzt. „Ursprünglich dienten die beiden Hallen zur Fertigung großer Industrieteile – diese Spuren sind auch noch überall zu finden. Zuletzt wurde der Ort als Fotostudio genutzt“, erklärt Sascha Nikolauschke, Projektleiter bei de Winder Architekten aus Berlin. Nun wird im Dock20 „New Work“ gelebt – die Arbeitswelt wurde entsprechend offen, flexibel und transparent gestaltet. Die Räume sollen das selbstbestimmte, digitale und kommunikative Arbeiten fördern.
Agiles Arbeiten
„Der Bauherr kam mit dem Wunsch auf uns zu, ein neues Arbeitsplatzkonzept zu entwickeln, das agiles Arbeiten ermöglicht und mit seinen Raumstrukturen den interdisziplinären Austausch unter den Abteilungen fördert“, erklärt Sascha Nikolauschke.
Die größte Herausforderung stellten für die Architekt*innen die Heterogenität und Struktur der früheren industriellen Fertigungshallen dar, die es in eine effiziente und kreative Büroumgebung zu transformieren galt. De Winder Architekten erhielten das raue Flair der ehemaligen Nutzung und schufen mit behutsamen Interventionen neue Sichtbezüge auf unterschiedlichen Ebenen, abwechslungsreiche räumliche Situationen und eine inspirierende Weite, die heute die hohe Aufenthaltsqualität im Dock20 ausmachen.
Büro mit Baugerüst
Eine imposante Balkenkonstruktion überspannt die 35 Meter lange Halle mit den auf zwei Ebenen versetzt angeordneten Einzel-, Doppel- und Viererbüros. Von dort blicken die Mitarbeiter*innen in das Herzstück des neuen Bürolofts: einen 230 Quadratmeter großen Eventspace, der sich mit Vorhängen von den Arbeitsbereichen abtrennen lässt. Raumhohe, orangerote Baugerüste fassen die Freifläche auf drei Seiten ein. Sie dienen als Möbellager, Bibliothek, Eyecatcher und Konstruktion, um bei Veranstaltungen Planen oder Beleuchtung aufzuhängen. Im Obergeschoss der kleineren Halle entstanden feste Galeriearbeitsplätze, ein Open Space für das Presse- und Marketingteam sowie eine Bibliothekslounge. Ein verglaster Meetingraum für bis zu 16 Personen ragt in den offenen Eventspace hinein.
Industrielles Flair
Ob die 70 „Carlsens“ im Dock20 tatsächlich skaten, Rad fahren und meditieren, steht ihnen frei. „Das Feedback der Mitarbeiter*innen ist überwiegend positiv. Dennoch stellen die neuen Arbeitsräume für einige auch eine Herausforderung dar, da sie altbekannte Raumnutzungskonzepte verlassen und ein Umdenken erfordern“, sagt Sascha Nikolauschke. Er möchte die Belegschaft mit dem Charme des Ortes inspirieren. Deshalb erhielten die Architekt*innen dekorative Schalthebel, Bedientableaus, Backsteinmauern und Reste von Kranzügen. Auch farblich orientiert sich das neue Konzept am industriellen Flair. Von Teamspirit, Austausch und Miteinander soll die Atmosphäre der neuen Arbeitswelt geprägt sein. „Ich wünsche mir, dass es ein Ort ist, an dem sich alle willkommen fühlen und zusammen kommen“, sagt Verlegerin Renate Herre. Sie möchte darüber hinaus, „dass wir einen kreativen Campus entwickeln, bei Lesungen viele Gäste haben, rauschende Feste feiern und noch viel gemeinsam auf die Beine stellen.“
FOTOGRAFIE Mark Seelen
Mark Seelen
| Architekten | de Winder Architekten, Berlin |
| Lage | Hamburg-Ottensen |
| Bauherr | Carlsen Verlag GmbH |
| Fläche | 1423 Quadratmeter |
| Fertigstellung | 2021 |
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