Architekten unter Tage
1 / 9

Die Stadt Monterrey in Mexiko wird im Volksmund La Ciudad de las Montañas genannt: Die Stadt der Berge. Und wo die Berge sind, ist der Bergbau nicht weit. Die Gewinnung von Bodenschätzen hat in der Region Tradition – vielleicht war das der Grund, warum die Architekten Taller S-AR ihr eigenes Büro nicht über, sondern unter der Erde errichteten.
Das Büro ist nicht nur wegen seiner Ortswahl eher eines von der unauffälligeren Sorte. Auch im Inneren besticht es durch den zurückhaltenden Einsatz von Materialien und eine klare Organisation. Aber der erste Blick liefert in diesem Fall nur die halbe Wahrheit: Denn hinter den Kulissen verstecken sich ein paar intelligente Details.
Im Schatten der Bäume
Das Grundstück liegt in einem abgelegenen Teil Monterreys mit Ausblick auf die umliegenden Berge. Um dem Garten nicht die Tiefe zu nehmen und das Panorama nicht zu verbauen, entschieden sich Taller S-AR, ihr neues Studio im Boden einzugraben. Sie betteten eine einstöckige Betonwanne in das Erdreich, unmittelbar an der Außenkante des Areals, an einer Wand gelegen. Nur ein kurzes Stück schaut das Dach hinaus und macht den Neubau kenntlich.
Neben dem respektvollen Umgang mit der Landschaft profitieren die Architekten aber auch von ihr: Die angrenzenden Bäume verschatten die Oberlichter, und zusammen mit dem kühlenden Erdboden kommt der Raum deswegen die meiste Zeit ohne Klimaanlage aus – ein Novum in dieser Region. Ein weiteres ökoarchitektonisches Detail ist die doppelte Außenwand des eingelassenen Bürobaus: Sie hat die Funktion eines Trichters, der anfallendes Regenwasser in zwei Tankbehälter leitet, die unterhalb der beiden Terrassen liegen. Dort wird es gesammelt und kann für die Bewässerung des Gartens verwendet werden.
Maßstabsspiele
Der schlauchartige Büroraum wird an seinen Enden von zwei kleinen Höfen flankiert: Der eine dient als Eingang ins Studio, der andere als Rückzugsort und Lichtquelle für den Besprechungsraum. Um nach unten zu gelangen, muss man eine Treppe aus vorgefertigten Betonelementen hinabgehen, die in den etwas größeren Patio führt. Im Inneren trennt ein Servicemodul die Arbeitsbereiche, die über manuell zu öffnende Dachfenster belichtet werden. Die Wände sind mit Betonfliesen verkleidet, eine Reminiszenz an die Konstruktion aus Stahlbeton und der Versuch, eine ehrliche Architektursprache zu finden. Überhaupt wurden nur drei Materialen eingesetzt: Beton, Stahl und MDF-Holz. Aus MDF bestehen nicht nur sämtliche Arbeitsmodelle des mexikanischen Architekturbüros – sondern auch das raumhohe Regal, in dem sie gelagert sind, die Tische und eine Schrankwand. Miniatur- und reale Architektur ziehen sich so optisch zusammen und bilden eine faszinierende Einheit.
Alles aus einem Guss
Die „ehrliche Architektur“, wie sie hier praktiziert wird, setzt sich auch in den Metallbaudetails fort: Fensterrahmen, Treppen und Handläufe wurden von Hand geschmiedet. Um dem Metall etwas von seiner Schwere zu nehmen, wurde das Fensterglas nicht hinter, sondern auf die Stahlprofile geklebt. Am Ende erscheint nicht nur die gläserne Außenfassade, sondern das gesamte Projekt wie aus einem Guss: Zurücknahme gepaart mit intelligenten Details machen das Büro von Taller S-AR zu einem wahren Fundstück.
FOTOGRAFIE Ana Cecilia Garza Villarreal
Ana Cecilia Garza Villarreal
Mehr Projekte
Arbeiten wie aus einem Guss
Fellowes stattet elf ergonomische Arbeitsplätze in der Hamburger Speicherwerkstatt aus

Inspirationen am Fleet
Neu gestalteter Showroom von Kinnarps in Hamburg

Eine Stadt aus Räumen
Kollaborativer Arbeitsort von Alberto Hueso in Spanien

Tabula Casa
Die inspirierenden Studioräume von Nerea Apraiz in Bilbao

Nachhaltig auf allen Ebenen
Intelligente Lichtlösungen für den Bürokomplex Tripolis-Park in Amsterdam

Arbeiten in neuem Licht
BOS hat das eyeo-Büro in Berlin als Stadtrundgang inszeniert

Architekturwandel an der Alster
Umbau der BAT-Hauptverwaltung in Hamburg durch Ratschko Architekten

Kreative in der Konservenfabrik
Zirkuläres Büro-Interieur im belgischen Leuven von tweestroom

Büro auf Abruf
Meeting Suites by Bene in Wien

Rohbaucharme und Ruhezone
Modernes Bürokonzept von Delta Pods im Sky Park Bratislava

Bestand und Weitblick
Nachhaltige Transformation des DUO Towers in Düsseldorf durch DJH Architekten

Massivholz und Mixed-Use
Die Team 7 Welt von Matulik Architekten mit Vestre-Outdoormöbeln

Zirkuläre Raute
Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf von HPP Architekten

Zukunft im Industriedenkmal
PLY Atelier gestaltet Ramboll-Office in den Berliner Wilhelm Hallen

Kalifornische Moderne
Fabrikhallenbüro nahe Hollywood von 22RE

Zwischen White Cube und Colour Blocking
Batek Architekten gestalten Prophylaxepraxis T7.2 in Berlin

Flexibles New-Work-Office
Bürogebäude für Sevdesk in Offenburg von Müller + Partner

Zirkuläre Metamorphose
Lucas Muñoz Muñoz modernisiert eine Büroetage in Madrid für Sancal

Neue Rohheit
Brutalistisch angehauchte Umbauprojekte in drei europäischen Metropolen

Mut zur Veränderung
INpuls verwandelt das Landratsamt Freising in ein Bürgerbüro mit Zukunft

Alles im Kasten
Büro der Filmproduktion Dynamic Frame in Zürich von balbek bureau

Design à la campagne
Erwan Bouroullecs Bauernhaus im Burgund

Immer der Farbe nach
Studio Carcasse gestaltet ein neues Büro für Thoughtworks in Berlin

Büro mit Herz
Studio Theobald baut eine Gewerbeetage für Komplizen Film in Berlin um

Zwischen Natur und Technik
Johan Mångsén gestaltet das Interior des Bremer Saab-Büros

Londoner Zeitreise
Neue Büroflächen im Henry Wood House von Nice Projects

Moderner Filmsalon
Büroausbau von Civilian in New York City

Viel mehr als nur Schau
Mode-Showroom Casey Casey in Paris von Atelier NEA

Büro als Begegnungsstätte
Neues Headquarter von Henning Larsen und Ramboll in München

Labor mit Blick ins Grüne
Neue Büroräume von Graft in Berlin-Mitte
