Architekten unter Tage
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Die Stadt Monterrey in Mexiko wird im Volksmund La Ciudad de las Montañas genannt: Die Stadt der Berge. Und wo die Berge sind, ist der Bergbau nicht weit. Die Gewinnung von Bodenschätzen hat in der Region Tradition – vielleicht war das der Grund, warum die Architekten Taller S-AR ihr eigenes Büro nicht über, sondern unter der Erde errichteten.
Das Büro ist nicht nur wegen seiner Ortswahl eher eines von der unauffälligeren Sorte. Auch im Inneren besticht es durch den zurückhaltenden Einsatz von Materialien und eine klare Organisation. Aber der erste Blick liefert in diesem Fall nur die halbe Wahrheit: Denn hinter den Kulissen verstecken sich ein paar intelligente Details.
Im Schatten der Bäume
Das Grundstück liegt in einem abgelegenen Teil Monterreys mit Ausblick auf die umliegenden Berge. Um dem Garten nicht die Tiefe zu nehmen und das Panorama nicht zu verbauen, entschieden sich Taller S-AR, ihr neues Studio im Boden einzugraben. Sie betteten eine einstöckige Betonwanne in das Erdreich, unmittelbar an der Außenkante des Areals, an einer Wand gelegen. Nur ein kurzes Stück schaut das Dach hinaus und macht den Neubau kenntlich.
Neben dem respektvollen Umgang mit der Landschaft profitieren die Architekten aber auch von ihr: Die angrenzenden Bäume verschatten die Oberlichter, und zusammen mit dem kühlenden Erdboden kommt der Raum deswegen die meiste Zeit ohne Klimaanlage aus – ein Novum in dieser Region. Ein weiteres ökoarchitektonisches Detail ist die doppelte Außenwand des eingelassenen Bürobaus: Sie hat die Funktion eines Trichters, der anfallendes Regenwasser in zwei Tankbehälter leitet, die unterhalb der beiden Terrassen liegen. Dort wird es gesammelt und kann für die Bewässerung des Gartens verwendet werden.
Maßstabsspiele
Der schlauchartige Büroraum wird an seinen Enden von zwei kleinen Höfen flankiert: Der eine dient als Eingang ins Studio, der andere als Rückzugsort und Lichtquelle für den Besprechungsraum. Um nach unten zu gelangen, muss man eine Treppe aus vorgefertigten Betonelementen hinabgehen, die in den etwas größeren Patio führt. Im Inneren trennt ein Servicemodul die Arbeitsbereiche, die über manuell zu öffnende Dachfenster belichtet werden. Die Wände sind mit Betonfliesen verkleidet, eine Reminiszenz an die Konstruktion aus Stahlbeton und der Versuch, eine ehrliche Architektursprache zu finden. Überhaupt wurden nur drei Materialen eingesetzt: Beton, Stahl und MDF-Holz. Aus MDF bestehen nicht nur sämtliche Arbeitsmodelle des mexikanischen Architekturbüros – sondern auch das raumhohe Regal, in dem sie gelagert sind, die Tische und eine Schrankwand. Miniatur- und reale Architektur ziehen sich so optisch zusammen und bilden eine faszinierende Einheit.
Alles aus einem Guss
Die „ehrliche Architektur“, wie sie hier praktiziert wird, setzt sich auch in den Metallbaudetails fort: Fensterrahmen, Treppen und Handläufe wurden von Hand geschmiedet. Um dem Metall etwas von seiner Schwere zu nehmen, wurde das Fensterglas nicht hinter, sondern auf die Stahlprofile geklebt. Am Ende erscheint nicht nur die gläserne Außenfassade, sondern das gesamte Projekt wie aus einem Guss: Zurücknahme gepaart mit intelligenten Details machen das Büro von Taller S-AR zu einem wahren Fundstück.
FOTOGRAFIE Ana Cecilia Garza Villarreal
Ana Cecilia Garza Villarreal
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