Aus der Reihe
Wie ein heruntergekommenes Londoner Reihenhaus zur Traumimmobilie wurde
Heruntergewirtschaftete Häuser aus den Sechziger- und Siebzigerjahren gelten nicht unbedingt als Traumimmobilien. Völlig zu unrecht, meinen die Londoner Architekten Margaret Bursa und Johan Hybschmann von Studio Archmongers. Für sie haben diese Objekte einen entscheidenden Vorteil: ihre Wandelbarkeit.
Die Spezialisierung der beiden Architekten auf Wohnbauten besagter Epoche begann, als Margaret Bursa selbst ein bezahlbares Haus für sich und ihre Familie suchte. Was sie fand, war ein gerade einmal drei Meter fünfzig breites Reihenhaus aus den sechziger Jahren, das sich von den identisch gestalteten Nachbarhäusern im Nordlondoner Stadtteil Finsbury Park allein durch seinen schlechten Zustand abhob. Für viele ein gebauter Albtraum – für sie und ihren Partner eine leere Leinwand, die sie frei nach ihren Vorstellungen gestalten konnten.
Grundriss mit Autostellplatz
In seinem Originalzustand verfügte das schmale Gebäude im Erdgeschoss über eine integrierte Garage und ein dunkles Gartenzimmer, während sich Wohnbereich und Küche im ersten und die Schlafräume im zweiten Stock befanden. Das einzig Gute: Die Wände zwischen den Räumen waren nicht tragend. So konnten Bursa und Hybschmann sie nach Gutdünken einreißen und den kleinteiligen Grundriss zeitgemäßen Wohnvorstellungen anpassen.
Licht und Raum
Betritt man das Reihenhaus heute, gelangt man vom hellen Eingangsbereich direkt in die neue Küche, die in einen überraschend großzügigen Wohnraum übergeht. Ein verglaster Anbau vergrößert den Wohn-Essbereich und verbindet ihn mit dem kleinen Hofgarten. Über eine neue, freischwebende Stahltreppe erreicht man den ersten Stock, wo sich zwei Schlafzimmer befinden. Im Obergeschoss liegt das Elternschlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer und Kinderzimmer. Eine auffällige, aus über hundert CNC-gefrästen Birkensperrholzteilen gefertigte Treppe führt von hier hinauf zur begrünten Dachterrasse – dem buchstäblichen Höhepunkt des Hauses. Der gläserne Dachaustritt, gezielt eingesetzte Fenster im Treppenhaus sowie die Außenwand aus Glasbausteinen im Eingangsbreich sorgen für viel Tageslicht.
Luxus im Detail
Bei einem Budget von 120.000 britischen Pfund für den gesamten Umbau blieb den Architekten wenig finanzieller Spielraum. Auf hochwertige Materialien und zahlreiche Eyecatcher wollte Margret Bursa dennoch nicht verzichten. Ihre Strategie: gezielt eingesetzter Luxus auf kleiner Fläche. So glänzt die schmale Gästetoilette im Erdgeschoss mit auffälligen Marmorfliesen, während das größere Badezimmer im Obergeschoss mit weißer Standardkeramik ausgestattet wurde. Bunte Armaturen und Türbeschläge sorgen im Inneren für starke Farbakzente, und auch die neu gestaltete Fassade präsentiert sich wenig zurückhaltend: Handgefertigte rosa (Herstellerbezeichung: gehirnfarbene) Keramikfliesen bilden einen schönen Kontrast zum leuchtenden Blau der Eingangstür, die von einer kleinen Uhr gekrönt wird.
Das Ergebnis ist ein bestechend individuelles Reihenhaus, das aus der Reihe tanzt und dabei auf gekonnte Weise zeigt, wie relativ der Begriff von Luxus ist.
FOTOGRAFIE French & Tye
French & Tye
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