Baudenkmal mit Bestwerten
Energetisch saniertes Reihenhaus von Ben Ridley in London

In Zeiten steigender Energiekosten sind energetische Sanierungen nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Wie eine solche Renovierung in einem edwardianischen Reihenhaus gelingen kann, zeigt Ben Ridley, Gründer des Büros Architecture for London. Er renovierte sein eigenes Haus nicht nur, sondern erweiterte es auch um einen erstklassig isolierten Anbau und ein ausgebautes Dachgeschoss.
Energetische Sanierungen haben oft den Ruf, dem Haus die Seele zu rauben. Moderne Fenster mögen zwar gut isolieren, wirken in einer verzierten Fassade aber wie Fremdkörper. Dämmplatten verbessern zwar die Energiebilanz, nicht aber das Aussehen eines Hauses. Das ist auch der Grund, warum die meisten Niedrigenergiehäuser Neubauten sind.
Energetische Sanierung
Ben Ridley, Gründer von Architecture for London, stellte sich der Herausforderung, sein eigenes Reihenhaus mit einem limitierten Budget zu einem Niedrigenergiehaus umzubauen. Energetische Sanierungen sind das Spezialgebiet des vom Passivhaus Institut (PHI) zertifizierten Planers.
Mehr Platz, mehr Licht
Das Reihenhaus mit seiner neobarocken Fassade im Nordlondoner Stadtteil Muswell Hill stammt aus der edwardianischen Ära von Beginn des 20. Jahrhunderts. Zum rückwärtigen Garten hin erweiterte der Architekt das Gebäude um einen Anbau, in dem sich jetzt die Küche befindet und der sich zum Garten hin mit einer großen Fensterfront öffnet.
„Wir haben die meisten Innenwände im Erdgeschoss entfernt, um einen hellen, großzügigen Raum zu schaffen“, erzählt Ben Ridley. „Die Ausrichtung des Hauses ist nicht ideal, da es die meiste Zeit des Tages kein direktes Sonnenlicht bekommt. Daher wollten wir das vorhandene Licht optimal nutzen.“
Natürliche Materialien
Eine Holzkonstruktion prägt die Innenräume. Sie strukturiert die Decke und stellt zudem ein Bindeglied zu den Einbauten aus Holz her – wie der Küche oder der Treppe. Auch sonst vermied Ben Ridley den Einsatz von energieintensivem Zement und verwendete stattdessen natürliche Materialien wie Stein, Holz und Kalkputz. „Wir haben die ursprünglichen Außenwände und Fundamente aus Backstein beibehalten“, erklärt der Architekt. „Auch die Eingangstür ist Original, obwohl wir sie mit neuen Buntglasscheiben versehen haben. Ansonsten ist von dem ursprünglichen Haus ist nicht mehr viel übrig!“
Mit günstigen Interiorlösungen hielt er die Kosten niedrig. So basiert der Kleiderschrank im Schlafzimmer auf Korpussen des Pax-Systems von Ikea, die er mit maßgefertigten Fronten aus Eichenholz versah. Auf Sockelleisten verzichtete der Architekt und schaffte damit einen puristischen Übergang zwischen den Dielenböden und den Wänden im Obergeschoss.
Gut gedämmt
Mit unterschiedlichen Dämmmethoden erreichte der Architekt ausgezeichnete Energiewerte für sein Haus. Den Anbau errichtete er aus hochisolierten Faserzementplatten. Bestehende Wände dämmte er mit Holzfasern und trug Kalkputz auf Backsteinwänden auf. So blieb die ursprüngliche Wirkung der Fassade von außen erhalten. Die gute Dämmung sorgt dafür, dass das Haus nach dem Umbau bei allen bestehenden Gebäudeelementen einen U-Wert von 0,15 oder besser erreicht.
Ventilationssystem mit Wärmerückgewinnung
Um trotz der Isolierung durch dreifach verglaste Fenster eine gute Luftqualität zu erhalten, baute der Architekt ein Ventilationssystem mit Wärmerückgewinnung ein. Es versorgt das Haus mit vorgewärmter Frischluft und filtert zugleich Pollen oder Schadstoffe heraus – für ein gesundes Raumklima.
Mit dem Umbau seines Hauses zeigt Ben Ridley, wie sich ein historisches Wohnhaus mit Respekt vor dem Bestand energetisch sanieren lässt. Konsequent bediente er sich überwiegend natürlicher Materialien. Durch den Küchenanbau und das ausgebaute Dachgeschoss vergrößerte er die Nutzfläche und passte das Haus seinen Bedürfnissen an.
FOTOGRAFIE Lorenzo Zandri und Christian Brailey
Lorenzo Zandri und Christian Brailey
Projektname |
Low Energy House |
Entwurf | |
Ort: |
1 Halliwick Road, London, N10 1AA |
Baukosten |
£ 250.000 |
Bauzeit |
April 2020 – Oktober 2021 |
Fläche: |
190 Quadratmeter |
Jährliche CO2-Emissionen |
4600 kgCO2e |
Innenraumausstattung | |
Fußböden | Dinesen |
Armaturen | Vola |
Beleuchtung | Viabizzuno |
Möbel | TwentyTwentyOne |
Really Well Made | |
Griffe | izé |
Furniere | Reliance Veneers |
Fenster und Türen | Velfac |
Naturstein | Design Driven / Grassi Pietre |
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