Berlin macht blau
Das neue Relaxound-Office von Ester Bruzkus Architekten
Mit einem Interieur aus der Feder von Ester Bruzkus Architekten zieht das Berliner Unternehmen Relaxound aus dem Homeoffice zurück ins Büro. Dabei nimmt das Team vor allem eines mit: die Gemütlichkeit des eigenen Wohnzimmers. Auf 375 Quadratmetern und zwei Etagen wurden Rückzugsräume, Lounge-Inseln, Arbeitstafeln und Stillarbeitsboxen installiert, die mit Licht, Material und Farbe auch für stimmungstechnische Vielfältigkeit sorgen.
Wie der Name schon anklingen lässt, geht es bei Relaxound in Berlin konsequent um Entspannung. Der Hersteller entwickelt an kleine Vogelhäuschen erinnernde Boxen, die ihre Besitzer*innen beruhigend anzwitschern, mit Meeressound beschallen oder die Wohnung akustisch zum Dschungel machen. Mit dieser DNA im Unternehmensprofil ist auch das Berliner Büro auf Gemütlichkeit, Gemeinschaft und optionalen Rückzug ausgerichtet. Gestaltet hat das farbenfrohe Interieur Ester Bruzkus Architekten. Konfrontiert mit 5,60 Meter hohen Räumen legte Bruzkus mit ihrem Team eine Planungsstrategie fest, die die Unterteilung in zwei Ebenen und verschieden große Zimmer vorsah. Dazu wurde ein bereits bestehendes Zwischengeschoss durch einen weiteren Einbau vergrößert, sodass sich ein L-förmiges Plateau über dem offenen Arbeitsbereich ergibt.
Zwischen Atelier und Zelle
Diese Aufteilung steuert die funktionale Organisation. Der Teil, der über die volle Raumhöhe verfügt, liegt zur Fassade hin an den Fenstern. Mit weißen Wänden, viel Tageslicht, Mobiliar in Blockfarben, unzähligen Pflanzen und kollektiven Schreibtischen wird er zum Studioraum für die Mitarbeitenden. Der durch das eingefügte Mezzanin „überdachte“ Übergangsraum dient als Wohnzimmer, während sich dahinter viele kleine, abgeschlossene Zellen anschließen. „Wir lieben Räume in Räumen“, sagt Ester Bruzkus. Sie geben den Kolleg*innen die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und – akustisch beruhigt – allein oder in Kleingruppen zu arbeiten. Schallabsorbierende Materialien wie Stoff, Filz und offenzelliges Aluminium schlucken den Lärm, während die Wände aus schlanken, aber massiven Holzfaserplatten die akustischen Ereignisse in der Nachbarzelle gut abschirmen.
Kobaltblaue Lounge-Zone
Die neue Galerie wurde auf gleicher Höhe mit dem Bestandseinbau eingefügt und verbindet sich mit ihm zu einer zusammenhängenden Fläche. Einen Hinweis auf die unterschiedlichen Entstehungsdaten gibt das eingesetzte Material. Das neue Raummodul ist ein Hybrid aus Stahl und Holz, bei dem alle konstruktiven Elemente offen liegen und die Materialoberflächen authentisch erhalten wurden. Eine typische Arbeitsweise für Bruzkus, die in ihren Projekten einen „Dialog zwischen Raum und Licht, Materialität und Farbe initiieren“ will. Deswegen wird es in diesem hinteren Bereich auch nicht nur räumlich kleiner, sondern auch farblich dunkler und intimer. Die MDF-Platten wurden kobaltblau eingefärbt und machen so den Lounge-Bereich am Ende der Fläche zu einem monochromen Blauraum. Hinter einer vorgezogenen Rückwand versteckt sich eine Treppe zur Zwischenetage. Sitzstufen und Regalflächen machen den Bereich zur Lesezone und zum Ausstellungsbereich.
Farbakzente und Glitzerdetails
Neben der blauen Treppe, die auf den neuen Teil des Mezzanins und damit zu weiteren Arbeitsplätzen und Rückzugsboxen führt, gibt es auch einen prominent mitten im Studio platzierten Aufgang. Die Lackierung in einem hellen Türkisgrün gibt einen Hinweis auf die Gemeinschaftsbereiche im oberen Geschoss, wie Küche und Esstisch, die ebenfalls in Türkis gestrichen wurden. Auch hier folgt die Planung der Idee, dass helle Farben in den gemeinschaftlichen und kommunikativen Bereichen eingesetzt werden, während Rückzugsräume einem dunklen Farbcode entsprechen. Akzente setzen in allen Bereichen die farbenfrohen, skulpturalen Möbel und Ausstattungsobjekte, darunter das Sofa Bob von Blå Station in Blau, ein kanariengelber Roly Poly-Sessel von Driade und ein dazu passender Wollteppich mit Glitzerfransen von Nomad Studio. Metallene und reflektierende Details liefern außerdem der spiegelnde Coffee Table Slit von Hay, irisierende Vorhänge von Delius und Pflanztöpfe vom Berliner Studio llotllov.
Vogel-Party im Toilettenhäuschen
Auf 490 Quadratmetern hat das Team rund um Ester Bruzkus viele unterschiedliche Zonen kreiert, die formelle und informelle Flächen anbieten sowie eine offene Atelier-Atmosphäre mit kleinen Rückzugsrefugien und sozialen Interaktionsflächen kombinieren. Die neuen Toiletten hingegen sind wie ein Ufo im Raum gelandet. Von außen mit Edelstahl verkleidet, warten im Inneren eine Vogeltapete und eine ganze Armada von Zwitscherhäuschen (dem hauseigenen Produkt von Relaxound), die auf schmalen Regalbrettern aufgereiht wurden. Das Büro ist mit seinen vielen verschiedenen Szenarien darauf ausgelegt, dass alle Mitarbeitenden zu jeder Zeit den zu ihnen und ihrer Aufgabe passenden Aufenthaltsort finden. Das sieht auch Peter Greenberg, Partner bei Ester Bruzkus Architekten, so: „Das Design verbindet die Effektivität eines guten Arbeitsplatzes mit dem Komfort eines Zuhauses oder Hotels: Die Gestaltung der Relaxound-Arbeitsplätze beantwortet die Frage, warum die Mitarbeitenden im Büro arbeiten wollen.“