Bewegliche Bürolandschaft
Campus Founders-Office von Kami Blusch in Heilbronn
Agil soll die Arbeit heutzutage sein, situativ, immer im Wandel. Klar, dass ein herkömmliches Office mit fest gefügten Raumstrukturen dafür nicht der richtige Ort sein kann. Vorhang auf für die bewegliche Bürolandschaft der Campus Founders in Heilbronn, geplant und eingerichtet von Kami Blusch aus Berlin.
Wenn erst die Housekeeping-Truppe mit Spezialwerkzeug anrücken muss, damit Schreibtische, Schränke und Raumteiler umgestellt und Räume neu bespielt werden können, dann kommt wohl kaum Spontanität auf. „Um feste Grenzen zu vermeiden, entschieden wir uns für flexible Wände und flexibles Öffnen und Schließen der Flächen mit Vorhängen“, sagt Karl Frederik Scholz. „Dadurch kann beispielsweise der Eventspace an verschiedene Nutzungen angepasst und die offene Arbeitsfläche in kleinere und größere Arbeitsabschnitte unterteilt werden.“ Scholz führt gemeinsam mit Michal Blutrich das Innenarchitektur- und Designstudio Kami Blusch in Berlin. Zu ihren aktuellen Projekten gehört das Gründer- und Innovationszentrum Campus Founders in Heilbronn. Dafür haben sie eine ehemalige Bibliothek zum Büro für agiles Arbeiten umgebaut – und viele Meter Vorhang aufhängen lassen.
Vielfältiges Raumprogramm
In der rund 1.200 Quadratmeter großen Etage auf dem Bildungscampus der Dieter-Schwarz-Stiftung arbeitet das Team der Campus Founders selbst. Dazu kommen – je nach Projekt – temporär auch noch Satellitenteams aus mittelständischen Unternehmen oder Start-up-Gründer*innen. Sie nutzen die Arbeitsplätze und entwickeln mit den Campus Founders Innovationskonzepte und Geschäftsmodelle. In normalen Zeiten gibt es zudem regelmäßig Events und Workshops. Entsprechend breit gefächert ist das Raumprogramm: Um ein offenes Atrium im Zentrum sind die große Arbeitsfläche, abgeschlossene Büros, Besprechungsräume und der „Arena“ genannte Eventbereich angeordnet.
Wechselnde Büroszenarien
Dazu kommen noch eine Küche mit Bar- und Essbereich, Lounge und Empfang. Die einzelnen Zonen werden mithilfe der verschiedenfarbigen Vorhänge voneinander getrennt und können bei Bedarf zusammengelegt werden. Während der Planungsphase haben Kami Blusch gemeinsam mit den Campus Founders die Nutzungsmöglichkeiten der Etage durchgespielt. Dabei haben sie, so Karl Frederik Scholz, viele unterschiedliche Szenarien für Raumaufteilungen entworfen.
Agiler Alltag
Auch die Möblierung der Etage soll dem agilen Alltag nicht im Weg stehen: Es gibt zwar feste Einbauten, etwa in der Küche, im Empfangsbereich oder bei der Garderobe, aber die Sitztreppen der Arena beispielsweise haben Rollen und werden je nach Anlass unterschiedlich zusammengeschoben. Ein Teil der Stühle, Tische und Trennwände ist ebenfalls mobil. Damit die Flächen bei aller Flexibilität nicht wie ein Möbellager aussehen, haben sich Kami Blusch auch um die atmosphärischen Qualitäten gekümmert: „Es soll nicht steril und monoton wirken, deshalb haben wir sehr vielfältige Möbel ausgewählt“, sagt Karl Frederik Scholz.
Sympathische Sofas
So gibt es klassische Bürostühle auf Rollen, Tische und Bänke aus gebeizter Seekiefer, Hocker aus gesprenkeltem Blech oder gepolsterte Hocker wie Drop von Cor, dazu jede Menge Grünpflanzen. Die Vorhänge und textile Paneele an Wänden und Arbeitsplätzen dämpfen den Geräuschpegel in den offenen Räumen. Fein austariert ist auch das Farbkonzept, das ein angenehmes, grau-blau-grünliches Grundrauschen mit orangenen und braunen Tupfern akzentuiert. Echte Sympathieträger sind übrigens die knautschigen Vintage-Ledersofas Togo von Ligne Roset in der Lounge. Denn bei aller Agilität darf es zwischendurch ruhig auch mal gemütlich zugehen.
FOTOGRAFIE Kami Blusch
Kami Blusch
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