Boxenstopp in Porto
Architekt Pedro Ferreira hat in Porto ein viergeschossiges Haus neu ausgebaut.
Das Architekturbüro Pedro Ferreira hat in der portugiesischen Hafenstadt Porto ein fast zu einer Ruine verfallenes Haus aus dem 19. Jahrhundert transformiert. Sie restaurierten die architektonische Seele und schufen Mietwohnungen mit zeitgenössischem Flair.
Das Reiseziel Portugal erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, und auch die zweitgrößte Stadt des Landes profitiert von dem anhaltenden Besucher- und damit verbundenen Wirtschaftshoch. Um mehr Wohnraum zu schaffen, erleben hier mittlerweile selbst heruntergekommene Gebäude in schon seit langem abgeschriebenen Vierteln eine unverhoffte Renaissance.
Besonderer Neuanfang
Die Lage in einem pulsierenden Teil der Stadt verlieh diesem Projekt dabei eine besondere Herausforderung: Das insgesamt viergeschossige Haus sollte nicht nur komplett saniert, sondern auch in eine größtmögliche Anzahl von kleinen Wohnungen aufgeteilt werden. Dazu wurde das rechteckige Grundriss des Gebäudes mit den Maßen 5,5 mal 20 Metern mit zentrierten, aber asymmetrisch angeordneten Treppen komplett umorganisiert. Als projekterschwerende Tatsache kam hinzu, dass das Gebäude seit seinem Bau im 19. Jahrhundert verschiedene Funktionen erfüllte und seine Substanz praktisch nach jedem Besitzerwechsel weiter überschrieben wurde.
Gewünschter Zeitdialog
Weil sich das Haus jedoch in einem völlig heruntergekommenen, fast ruinenhaften Zustand befand, hatten die Architekten trotz dieser Umstände weitgehend freie Hand. Die einzige Vorgabe der Auftraggeber lautete, „einen gestalterischen Zeitdialog zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu entwickeln und dazu bestehende Elemente mit neuen zu kreuzen.“
Musikalische Inspirationsquelle
„Den Lösungsansatz zu dieser Aufgabe gab uns ironischerweise das Lied Little Boxes von Malvina Reynolds“, erzählt Projektleiter Pedro Ferreira, und meint damit den 1962 entstandenen Song, der die monotone, unkreative und immer gleiche Bauweise der amerikanischen Vorstadthäuser karikiert. Nach dem Prinzip der Konformität gestaltete das Team um Ferreira demnach alle bestehenden Raumstrukturen auf den fünf Wohnetagen inklusive Dachgeschoss und renovierte Böden, Wände, Decken und Fenster in einem einheitlichen Stil. Die Verwendung von Holz sowie der Farben Weiß und Grau verleiht dem Projekt eine natürliche und sanfte Eleganz. Gleichzeitig wurde den ursprünglichen Bauelementen, wie dem Treppenhaus und den Dielenböden, auf diese Weise eine besonders ästhetische Präsenz verliehen.
Little Boxes
Auch für die gewünschte Integration moderner Elemente ließen sich die Architekten von dem Hit der Politaktivistin Malvina Reynolds inspirieren und gestalten Badezimmer und Küchen der jeweiligen Apartments als Little Boxes, als in den offenen Raum ragende Volumen. Mit dem Einbau der kleinen, unprätentiösen Schachtel-Konstruktionen verliehen die Portugiesen dem Gesamtobjekt zudem ein perfektes, kontemporäres Kontrastprogramm als Gegenpol zu den dekorativen, ursprünglichen Bauelementen.
Aus eins wird neun
Insgesamt neun eigenständige Wohnungen gestaltete das Team um den Architekten Pedro Ferreira auf diese Weise, wobei eine der beiden Dachgeschosswohnungen die sicherlich am wenigsten konforme von allen ist. Hier konstruierten die Portugiesen oberhalb der Küchenbox ein Mezzanin, das sie mit einer grafisch anmutenden Treppe mit der unteren Ebene verbanden.
Auffällig sticht die schneeweiße Außenfassade des Hauses hervor – zumindest noch so lange, bis auch die anderen, wie kleine Boxen aneinander gereihten Nachbarhäuser des Wohnblocks renoviert werden.
FOTOGRAFIE João Morgado
João Morgado