Projekte

Brasilianische Mischung

Gesamtkunstwerk im Geiste der Moderne: Umbau der 419-Quadratmeter-Villa Casa Opus Areião in Brasilien.

von Norman Kietzmann, 22.05.2015

Die Villa Casa Opus Areião des brasilianischen Architekten Leo Romano macht um Retro keinen Hehl. Galant mischt der Baumeister Bekanntes und weniger Bekanntes zu einem stimmigen Ganzen, in dem Farbe, Form und Atmosphäre ineinandergreifen. 

Goiânia ist nicht Rio de Janeiro. Und doch entfaltet die 1,3-Millionen-Stadt im Südwesten von Brasilia ihre eigenen Qualitäten. 1933 am Reißbrett entworfen, finden sich noch heute zahlreiche Art-Déco-Gebäude im Zentrum, das später mit baulich manifestierter Moderne durchmischt wurde. Trotz einer dichten Armada an Hochhäusern, die in den letzten Jahren in die Höhe geschossen sind, kann Goiânia seinen Titel als zweitgrünste Stadt der Welt bewahren. Nur das kanadische Edmonton bietet mehr Vegetation pro Einwohner.

Modernistisches Gesamtkunstwerk
Der Architekt Leo Romano ist in Goiânia geboren und aufgewachsen. Der 42-jährige plant Schulen, Banken und Wohnhäuser ebenso wie Interieurs für Cafés, Nachtclubs und Geschäfte. Für Aufsehen konnte er vor allem mit seinen Privatvillen sorgen, bei denen er neben der Architektur auch die gesamte Innenraumgestaltung übernimmt. Welch stimmiges Ganzes dabei entstehen kann, zeigt der Umbau eines 419 Quadratmeter großen Wohnhauses in Goiânia. Für ein Musikerpaar und seine beiden Kinder entstand ein modernistisches Gesamtkunstwerk, das ein verlässliches Repertoire an Retro-Zutaten auf raffinierte Weise kombiniert.

Was aus Leo Romanos gestalterischem Kochtopf herauskommt, ist alles andere als solide Hausmannskost. Der große Wohnbereich der Villa, der als Open Space in einzelne Sitzecken unterteilt ist, öffnet sich mit Panoramafenstern zu einem Park. Wie eine materielle Spiegelung der Bäume wirken die Teakholzpaneele, mit denen die Wände verkleidet wurden. Holz bestimmt auch die Möblierung, bei der sich Klassiker wie Sergio Rodrigues' Sitzbank Mucki (1958) und Hans Wegners Bärenstuhl (1951) mit Vintage-Objekten und eigenen Arbeiten verbinden.

Öffnung nach außen
„Wir haben den Grundriss der Möblierung auf die Integration der Umgebung ausgerichtet“, erklärt Leo Romano. Die beiden großen Pfeiler im Wohnzimmer wurden mit Spiegeln verkleidet und somit ihrer Präsenz beraubt. Weiße Sessel- und Sofabezüge korrespondieren mit weißen Leuchten, darunter mehreren Exemplaren von Achille und Pier Giacomo Castiglionis kokonartiger Pendeleleuchte Viscontea aus dem Jahr 1960. Für atmosphärische Akzente sorgen Pflanzenschalen aus Messing und gläserne Vasen, während hellgraue, beige und weiß-braun-gescheckte Teppiche die Leichtigkeit des Interieurs verstärken.
In den übrigen Räumen gewinnt die zurückhaltende Farbpalette an Intensität. Die direkt an den Wohnraum angeschlossene Küche zeigt ein subtil aufgefächertes Spektrum heller Grüntöne. Das Schlafzimmer der Tochter wurde wenig überraschend in zartem Rosa gehalten, während im Zimmer des Sohnes dunkle Hölzer auf Op-Art-Paneele in kräftigen Rot-, Blau-, Grün- und Gelbtönen treffen. Im Musik- und Fernsehzimmer ziehen zwei Objekte die Blicke auf sich: ein schwarzes Piano sowie ein orangefarbenes Sofa, die beide von einem leicht erhöhten Teakholz-Podest eingefasst werden. 

Atmosphärisches Zusammenspiel
Den Charakter einer Bühne vermittelt auch das Badezimmer, das in zwei Zonen unterteilt ist. Die Umgebung von Dusche und Waschbecken ist komplett in Weiß gehalten und setzt mit glänzenden Oberflächen auf Weite. Die Badewanne wurde hingegen in einem rundum mit Holz verkleideten Raum platziert, der Intimität erzeugt. Lediglich eine gläserne Front trennt die beiden konträren Zonen voneinander und öffnet wechselvolle Ein- und Ausblicke. „Ich glaube an das Zuhause als eine dritte Haut. Wenn Räume Seele und Persönlichkeit besitzen, können sie das Leben ihrer Bewohner verbessern“, so Romano. Im Falle dieses perfekt durchkomponierten Wohnhauses ist seine Rechnung aufgegangen.

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