Brutalismus in Brüssel
Co-Working-Konzept von Studio Going East in einer Siebzigerjahre-Architektur
Es ist ein Bürogebäude mit Baugeschichte. Der Brüsseler Architekt Constantin Brodzki – heute 94 Jahre alt – hat diese Architekturikone ganz im Sinne des Brutalismus entworfen. Jetzt konnte der Siebzigerjahrebau in Boitsfort bei Brüssel vom Studio Going East wiederbelebt werden. Heute öffnen sich einige Etagen als stilvoller Co-Working-Space von Fosbury & Sons – und sehen aus wie ein Filmset.
In der Chaussée de la Hulpe 185, keine 20 Minuten mit dem Auto vom Bruxelles Central, trifft der Charme des Brutalismus auf die neue Arbeitswelt. Durch die oval geformten Fenster und eine bernsteinfarbene Verglasung erinnert das Gebäude an die Wabenstruktur eines Bienenstocks – was ja an sich eine passende Metapher für ein Büro sein kann. Dass sich hier nicht nur digitale Nomaden wohlfühlen, sondern auch kleine Unternehmen, liegt an dem feinen Gespür und glücklichen Händchen von Michiel Mertens und Anaïs Torfs. Die Innenarchitekten vom Studio Going East hatten für Fosbury & Sons bereits ein Projekt in Antwerpen gestaltet und kommen nun auch in Boitsfort zum Zuge.
Bienenstock aus Beton
Anaïs Torfs und Michiel Mertens kombinieren ausgewählte Vintage-Objekte und Designklassiker mit den warmgrauen Betonoberflächen. Weil der Holzfußboden im Original erhalten bleiben und restauriert werden konnte – ebenso wie auch die Einbauschränke aus Kirschholz – und der gesamte Charakter der Brodzki-Architektur betont wird, ergibt sich eine stimmige Atmosphäre. Die Rippendecken des Bestands sorgen für eine geeignete Akustik.
Das Büro ist tot, es lebe das Büro!
Noch wichtiger als das Interieur sei aber das menschliche Miteinander, der Umgang zwischen Kollegen oder den Tischnachbarn, finden Serge Hannecart, Stijn Geeraets und Maarten Van Gool. Die drei haben Fosbury & Sons 2016 gemeinsam gegründet, das erste Projekt, der Watt-Tower in Antwerpen, war ein sofortiger Erfolg. Mit dem Nachfolger in Boitsfort entstehen 7.000 Quadratmeter Bürofläche.
Insgesamt bietet Fosbury & Sons Boitsfort räumliche Kapazitäten für 600 Mitarbeiter und 250 Firmen. Neben den sogenannten „Suiten“, also privaten Büroflächen für kleine und mittlere Unternehmen, gibt es auch die „Ateliers“ als geteilte Großraumbüros sowie zahlreiche andere gemeinsame Arbeitsbereiche wie die Lobby mit Bar im Erdgeschoss. Wo mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nach Feierabend kein Espresso mehr getrunken wird, vielmehr ist die Lobby eine passende Kulisse für Snacks und Drinks.
FOTOGRAFIE Jeroen Verrecht Jeroen Verrecht