Das Haus am See
Au bord du lac
Mitten in eine idyllische Uferlandschaft des Genfersees stapelte das französische Architekturbüro Aum diese kantige Familienvilla aus viel Beton, viel Glas und mit einem – natürlich – atemberaubenden Blick.
Am größten See Westeuropas, zwischen majestätischen Alpengipfeln und terrassierten Weinbergen, erwarben die Auftraggeber ein Baugrundstück direkt am Ufer. „So nah wie möglich“, sollte das Haus am Wasser gebaut werden. Und tatsächlich: Es liegt viel näher am Uferrand als alle seine Nachbarn. Zudem sollte das Gebäude „auf keinen Fall den Blick auf den See verbauen“, sagt das Architektenteam. „Er sollte selbst noch für die auf der Straße vorbeikommenden Passanten sichtbar bleiben.“
Gläserner Bungalow
Diesen Vorgaben entsprechend konzipierten die Architekten von Aum die untere Etage des zweigeschossigen Hauses in Form eines Bungalows, ganz flach und mit bis zum Boden reichender Verglasung statt geschlossener Wände. Nur die vom Minimalismus geprägte Inneneinrichtung stört die vollkommene Transparenz dieser Wohnetage, auf der Küche, Esszimmer und Wohnbereich ohne jeglichen Raumteiler fließend ineinander übergehen. So bleibt die Aussicht frei vom Grundstückseingang auf den Genfersee, der Blick reicht bei gutem Wetter bis hin zum gegenüberliegenden Ufer auf Schweizer Grenzgebiet.
Die obere Etage des Hauses fällt dagegen nicht durch gläserne Transparenz, sondern durch Verschlossenheit auf: Den panoramaartigen Blick aufs Wasser gibt es auf dieser Etage lediglich aus dem Elternschlafzimmer. In den übrigen Zimmern wurden Betonwände statt Glasflächen eingesetzt. „Größtmögliche Ruhe und Abschottung von der Außenwelt“ sollte damit der vierköpfigen Familie auf dieser Etage geboten werden, die ausschließlich als Kinder- und Elternschlafzimmer funktioniert. Auch die gegensätzliche Ausrichtung der beiden Etagen wirkt wie eine Betonung ihrer Unterschiedlichkeit: Während das transparente Untergeschoss parallel zum Seeufer platziert wurde, steht das geschlossene Obergeschoss orthogonal dazu.
Zeitgenössisch-effizient
Der zeitgenössische und emblematische Charakter, den das Gebäude dadurch bekommt, ist die Handschrift von Pierre Minassian, Leiter des Projektes und Gründer von Aum. Auch der reduzierte Einrichtungsstil und die Verwendung von Beton im Außen- und Innenbereich sowie die großflächige Verglasung gehören zu den typischen Merkmalen des mittlerweile in fünf französischen Städten ansässigen Architektenbüros. Großen Wert legen die Architekten auf energieeffizientes Bauen – und auch bei diesem Projekt dämmten Minassian und sein Team alle großflächigen Betonwände, tüftelten an energiesparenden Heiz- und Lüftungssystemen und installierten an der westlichen Hausfassade des Obergeschosses aufwändige Solarfilter zur Regulation der Energiezufuhr. Insgesamt drei Jahre vergingen zwischen Auftragserteilung und Fertigstellung. Weitaus weniger Zeit dürfte dagegen die Taufe des Projektes in Anspruch genommen haben: Es heißt schlicht und ergreifend „Das Haus am See“.
FOTOGRAFIE Studio Erick Saillet
Studio Erick Saillet
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