Der EQ im IQ
In Glas gekleidet, komplett weiß gehalten und mit einem grünen Herzen: Klinik von Jean Nouvel in Paris.

Partner: FSB
Wie in einem Reagenzglas haben die Architekten Jean Nouvel und B. Valéro F. Gadan in Paris Klinik-Konzepte der Vergangenheit reagieren lassen, um sich der Zukunft zu nähern. Ihr frisches, weißes Institut im 15. Arrondissement hat ein grünes Herz, das Forscher und Patienten zusammenbringt.
Es gab eine Zeit, da waren Krankenhäuser in Paris als Stadt in der Stadt konzipiert, mit viel Licht und Luft. In weitläufigen Gartenflächen waren vereinzelte Pavillons verteilt, vom grünen Panorama wurden Besucher und Patienten zum stärkenden Ausgang eingeladen. Mitte des 20. Jahrhunderts begann dann eine Epoche, in der die Kliniken auf ihre reine Funktion heruntergebrochen wurden, von Licht und Luft blieb in dieser Architektur nur noch wenig. In der Gegenwart sind Krankenhäuser äußerlich in Kästen und im Innern in Maschinen verwandelt. Die Zukunft könnte anders aussehen – zumindest wenn es nach Jean Nouvel und B. Valéro F. Gadan geht. Sie haben das neu erbaute Institut Imagine geplant und einen Ort geschaffen, der medizinische Forschung und die Patientenbetreuung in einer hellen und offenen Architektur vereint.
Emotion und Funktion
Imagine forscht auf dem Gebiet der Erbkrankheiten. Die komplett verglaste, 27 Meter hohe Fassade gibt schon einen ersten Hinweis auf die Aufgabe des Hauses. Sie bildet eine vollständige DNA-Sequenz ab, die von dem japanischen Künstler Hiroshi Maeda entworfen wurde. Als Strichcode mattweiß graviert, hebt sie sich von der glänzenden Fläche ab und zieht sich rund um den Bau. Die Architektur soll die hier arbeitenden Forscher ebenso wie die Patienten positiv empfangen und aufnehmen. Das Atrium zieht sich an den Balkongängen in die Höhe, durch die Glasdecke fällt Tageslicht auf den darunter liegenden grünen Garten. Emotionale Quotienten haben für die Architekten beim Entwurf eine ebenso wichtige Rolle gespielt, wie intelligente: „Natürlich muss das Institut funktional sein“, beschreiben sie ihren Ansatz. „Aber nicht im restriktiven Sinne des Funktionalismus. Die Freude darüber, hier zu Arbeiten, wird einen positiven Effekt auf die Forschung haben.“
An der Schnittstelle arbeiten
Die Wissenschaftler sitzen in den oberen Etagen des Gebäudeturms. Mit ihnen haben die Architekten mit Beginn der Entwurfsphase eng zusammengearbeitet, denn die Forscher nutzen den ganzen Komplex. Sie wechseln zwischen den Funktionsbereichen, bewegen sich vom lebhaften Patientenbereich in die Stille ihrer Labore oder kommen in den Konferenzräumen und Meeting-Arealen zusammen. Die Behandlungszimmer und Einzelbüros sind im kompakten und flachen Volumen des Atriums untergebracht und gruppieren sich um die Innenhofsituation. Farblich zieht sich der hohe Raum komplett ins Weiß zurück, sodass Architektur und Lichtinszenierung gemeinsam für eine starke grafische Raumwirkung sorgen. Akzente setzen die Pflanzen und die farblich passende Bestuhlung im Spektrum zwischen Grün, Blau und Gelb.
Die inhaltliche und ästhetische Stringenz zieht sich bis ins Detail. So haben die Planer bei den Türen ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, Komponenten wie Beschläge, Klinken und Sockelblech mit durchgängiger Materialität und Finish zu verwenden. Bei den Funktionskomponenten, die sonst oft aus den Kollektionen verschiedener Hersteller zusammengestellt werden, hat sich das Team von Jean Nouvel für FSB-Produkte entschieden. Ob Aluminum naturfarbig eloxiert oder Bronze hell patiniert – alle nötigen Teile sind bei dem Hersteller aus Brakel in durchgängiger Optik verfügbar. Der in der Foundation verwendete Türgriff FSB 1005 von Johannes Potente wirkt stilvoll zurückhaltend und hat damit seine ganz eigene Rolle in der Gesamtinszenierung. Die Liebe zum Detail genauso wie zur großen Geste, der Blick zurück und der nach vorn, ergeben eine präzise Architektur aus Licht, Funktion und Emotion. Sie ist die gelungene Hülle für ein Pionierkonzept, das Patienten und Forscher näher zusammenbringt und einen neuen Weg in der medizinischen Arbeit anbietet.
FOTOGRAFIE Patrick H. Müller
Patrick H. Müller
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