Die Kraft des Kontrasts
Anbau von Declan Scullion in Dublin

Ein baufälliges Haus aus dem 19. Jahrhundert erweiterte der Architekt Declan Scullion um einen modernen Anbau. Die Patina des alten Backsteins trifft auf kühles Metall, das gleich mehrere Vorteile mit sich bringen soll.
Viele Häuser im Norden Dublins wurden Ende des 19. Jahrhunderts aus Backsteinen erbaut. Einigen ist ihr Alter anzusehen: Bröckelnder Putz, brüchige Fassaden und ein unpraktischer Grundriss ließen auch die in der Kunstbranche arbeitenden Käufer*innen eines solchen Gebäudes einen Umbau in Betracht ziehen. Sie beauftragten den Architekten Declan Scullion damit, das Maximum an Wohnfläche aus ihrem Haus herausholen.
Prinzip Flaschenschiff
„Unsere Strategie bestand darin, nur das zu entfernen, was baufällig war. Das Haupthaus und die Reste früherer Anbauten ließen wir stehen“, erläutert Declan Scullion. „So konnten wir eine neue zweigeschossige Intervention konzipieren. Sie erinnert an ein Flaschenschiff in der Hülle des alten einstöckigen Hauses.“ Das Besondere: Der Anbau hebt sich durch seine Fassade aus gewelltem Metall deutlich vom Backsteinbestand ab. Was wie ein moderner Einfall wirkt, hat in Dublin Tradition. „Viele Häuser in der Gegend haben rückwärtige Anbauten aus diesem Material“, weiß Declan Scullion. „Es war schnell verfügbar und passt in seiner maschinellen Ästhetik gut zu dem ursprünglichen Mauerwerk.“
Licht von oben
Nicht nur außen, sondern auch innen lebt das Haus von Kontrasten. So sind ein Teil der Wände sowie eingebaute Regale aus Holz gefertigt und treffen im Flur auf gemusterte Bodenfliesen von Mutina. Die Küche mit Holzfronten hat eine lebendig wirkende Terrazzo-Arbeitsplatte. Im Wohnzimmer wurden glatt verputzte Wände dem rohen Mauerwerk gegenübergestellt. Auch ursprüngliche Türbögen blieben erhalten und strecken sich teilweise über Stockwerke hinweg. Zwei zentrale Schächte lenken vom Dach aus Tageslicht ins Obergeschoss und leiten es weiter in die Mitte des Hauses. Über zwei verglaste Wände versorgen sie auch die Badezimmer.
Bezug zur Natur
Immer wieder ermöglichen halbhohe Zwischenwände aus Holzlamellen transparente Durchblicke – wie am Übergang vom Treppenhaus zum ersten Stock mit den Schlafzimmern. Der schmale Innenhof, der an die Küche angrenzt, wird über raumhohe Schiebetüren zu einem Teil der Küche und des benachbarten Arbeitszimmers. Eine ähnliche Öffnung zur Natur entsteht im ersten Stock, wo das begrünte Dach fließend in das Schlafzimmer übergeht. Ein Fenster in Bodennähe setzt die Pflanzen in Szene. Diese Naturbezüge geben dem Haus trotz der begrenzten Fläche eine gewisse Offenheit. Von außen zeigt sich der Materialgegensatz im ersten Stock besonders prägnant. Metall- und Backsteinfassade treffen aufeinander wie zwei geometrische Körper, während der Raum innen wie aus einem Guss wirkt. Das maschinell bearbeitete Metall reflektiert die Umgebung mit ihren unterschiedlichen Baustilen.
Für Declan Scullion war die größte Herausforderung bei seinem Projekt Charleville das extrem kleine und enge Baugrundstück. „Alle notwendigen Funktionen auf dieser Fläche unterzubekommen, setzte gute Einfälle voraus und machte auch die Logistik des Baus nicht einfach“, sagt er. Mit kontrastierenden Materialen steigerte er sowohl außen als auch innen die Präsenz des Ortes.
FOTOGRAFIE Fionn McCann Fionn McCann
Mehr Projekte
Leiser Luxus
Stadtpalais am Herzogpark von Sir David Chipperfield und Studio Mark Randel

Baden in Beton
Ehemaliges Lagerhaus in Athen wird zum Penthouse

A wie Ausblick
Umbau eines kanadischen Ferienhauses am See

Kontrastreich Wohnen
Wohnhaus in München-Hadern von Lisa Noss

Betonskulptur mit Ausblick
Schwedisches Wochenendhaus von Tham & Videgård

Baumhaus am Hang
Balmy Palmy House von CplusC Architectural Workshop in Australien

Dynamische Doppelschale
Caspar Schols entwirft die flexible Cabin ANNA Stay

Alles unter einem Dach
Mixed-Use-Konzept in opulenter Villa von Lukas Nobili

Über den Klippen von Sydney
An- und Umbau von Alexander &CO.

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Zu Hause bei einer Bühnenbildnerin
Umbau von Mistovia Studio in Krakau

Grüner wohnen
Nachhaltiges Mehrfamilienhaus von Austin Maynard Architects in Melbourne

Der Periskop-Effekt
Hausumbau von Architecture Architecture in Melbourne

Eine Bühne aus Backstein und Beton
Haus im belgischen Mischwald von Philippe Vander Maren und Richard Venlet

Architektur mit Weitblick
Umbau eines Steinhauses am Luganer See von Studio Wok

Klösterliche Ruhe
Naturverbundenes Wohnhaus in Kanada von Pierre Thibault
Glaskiste im Schnee
Anbau im tschechischen Isergebirge von Mjölk Architekti

Reise durch die Popkultur
Corinne Mathern renoviert ein Mid-Century-Haus in Los Angeles

Baukasten für die Zukunft
Flexibler, zirkulärer Holzpavillon von DP6 in Almere

Wohnkulisse in der Villa Medici
FRAMA renoviert eine historische Villa bei Florenz

Himmel über Paris
Louis Denavaut renovierte die Maisonette-Wohnung eines Künstlerpaares

Ein Haus bekommt Zuwachs
Anbau von O'Sullivan Skoufoglou Architects in London

Homeoffice im Baumhaus
Nachhaltiger Anbau von Alexander Symes in Australien

Moderne Festung
Wohnhaus mit Showroom von Associates Architecture in Mexiko

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Heim aus Holz
Neubau eines Wohnhauses von Russell Jones in London

Theater des Wohnens
Flexibles Raumsystem von Enorme Studio aus Madrid

Zuhause in der Wildnis
Naturnaher Wohnbau von Cumulus Studio in Tasmanien

Smart Home in den Alpen
Südtiroler Chalet vom Architekturbüro Tara

Wohnen mit Weitblick
Ausbau eines Penthouses in Berlin von BBPA
