Die Welt als Modell
Ein Museum für Architekturmodelle in Shanghai

Models in Model ist ein Museum für Architekturmodelle in Shanghai. Die Inneneinrichtung von Wutopia Lab bringt die Gebäudeminiaturen regelrecht zum Schweben. Der gestalterische rote Faden: ein Wechselspiel aus Fiktion und Realität – ausgetragen im Maßstab einer geschrumpften Stadt.
Architekturmodelle sind eine Spezies für sich. Michele De Lucchi sägt seine Modelle mit der Kettensäge aus massiven Holzblöcken. Achille Castiglioni nahm kurzerhand ein paar Stücke Schweizer Lochkäse, um einen Gebäudeentwurf anschaulich zu machen. Und Sou Fujimoto schichtet feine Ebenen aus Styropor übereinander, die genauso filigran und leicht erscheinen wie seine späteren Gebäude. Doch ganz gleich, aus welchem Material Modelle konstruiert werden: Sie sind mehr als eine Annäherung an den wirklichen Raum. Modelle sind Werkzeuge der Kommunikation, die sowohl für den internen Gebrauch im Studio als auch gegenüber dem Kunden oder der Jury zum Einsatz kommen – unabhängig vom Siegeszug der Renderings. Keine andere Darstellungsform bringt eine architektonische Idee so klar auf den Punkt wie ein Modell.
Digital und analog
In Shanghai hat das erste chinesische Museum für Architekturmodelle eröffnet. Die Innenraumgestaltung stammt von Yu Ting und seinem vor Ort ansässigen Büro Wutopia Lab. Der Auftraggeber ist keine klassische Kulturinstitution, sondern die Agentur Fengyuzhu. Und die ist ausgerechnet auf die Kreation von digitalen Unterhaltungsplattformen sowie virtuellen Präsentationen für Messen oder Ausstellungen spezialisiert. Doch auch hier ist man sich der unmittelbaren Wirkungskraft von Gebäudeminiaturen bewusst. Und so entstand im Firmengebäude von Fengyuzhu eine eintausend Quadratmeter große Ausstellungsfläche, auf der Arbeiten chinesischer Architekturbüros präsentiert werden – von gebauten wie ungebauten Projekten gleichermaßen.
Schwebende Stadtlandschaft
Die Modelle ruhen auf dünnen, mattweiß lackierten Metallflächen. Diese sind versetzt zueinander in unterschiedlichen Höhen angeordnet. Auch variieren sie in der Breite, um Gebäudeminiaturen in allen Größen ausstellen zu können. Die Metallflächen werden von 5.000 weiß lackierten Metallstäben getragen, die die Ausstellungsfläche in eine Abfolge kleinerer Räume unterteilen. Blicke können durch die Gitter hindurch wandern, womit nicht nur die Weite des Raumes erhalten bleibt. Die Architekturmodelle scheinen auf ihren filigranen Plattformen regelrecht zu schweben. Auch überlagern sie sich visuell mit den dahinter liegenden Modellen zu einer scheinbar endlosen Stadtlandschaft.
Auf zwei Ebenen
Die einzelnen Räume sind nach Charakteren oder Orten aus Science-Fiction-Filmen und Büchern benannt, darunter Tyrell aus Ridley Scotts Blade Runner oder Pod Bay aus Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey. Alle Ausstellungsbereiche gruppieren sich um einen zentralen Hauptraum, der den Namen Visionary City trägt und durch ein Stargate betreten wird. Die Besucher können sich durch die Ausstellung auf zwei Höhenebenen bewegen: auf dem Boden oder auf einem Zwischengeschoss, um höher gelegene Modelle besser betrachten zu können. Einige Wände und Decken sind zusätzlich verspiegelt und verstärken auf diese Weise den Perspektivwechsel.
Realität und Fiktion
Auch die Mythologie wird in den Rundgang mit einbezogen. So gibt es einen blauen Asgard-Raum, einen roten Olympus-Raum oder einen gelben Arrakis-Raum. Modelle werden in den drei farbigen Bereichen jedoch nicht gezeigt. Dafür öffnen schmale Fenster den Blick nach draußen auf die Skyline von Shanghai – quasi als eine Gegenüberstellung der realen und der fiktiven Welt. Schließlich sind Architekturmodelle eine Form der Projektion, die Ansicht einer Möglichkeit und kein Abguss der Wirklichkeit. In einem runden Ausstellungsraum mit dem Namen Thunder Dome ist ein Medienlabor zu sehen, wo die Besucher mit 3-D-Brillen virtuell in verschiedene Gebäude eintreten können. Trotz aller Fokussierung auf das physische Modell: Analog und digital gehen auch hier längst Hand in Hand.
FOTOGRAFIE CreatAR
CreatAR
Projekt | Models in Model |
Kunde | Fengyuzhu |
Ort | Fengyuzhu Headquarter, Shanghai, China |
Architekt | Wutopia Lab |
Entwurf | Yu Ting |
Projekt-Architekt | Wutian Sun |
Design Team | Ben Zhang, Haixu Zhang (Fengyuzhu) |
Größe | 1.000 Quadratmeter |
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