Projekte

Die Welt als Modell

Ein Museum für Architekturmodelle in Shanghai 

Models in Model ist ein Museum für Architekturmodelle in Shanghai. Die Inneneinrichtung von Wutopia Lab bringt die Gebäudeminiaturen regelrecht zum Schweben. Der gestalterische rote Faden: ein Wechselspiel aus Fiktion und Realität – ausgetragen im Maßstab einer geschrumpften Stadt.

von Norman Kietzmann, 11.05.2021

Architekturmodelle sind eine Spezies für sich. Michele De Lucchi sägt seine Modelle mit der Kettensäge aus massiven Holzblöcken. Achille Castiglioni nahm kurzerhand ein paar Stücke Schweizer Lochkäse, um einen Gebäudeentwurf anschaulich zu machen. Und Sou Fujimoto schichtet feine Ebenen aus Styropor übereinander, die genauso filigran und leicht erscheinen wie seine späteren Gebäude. Doch ganz gleich, aus welchem Material Modelle konstruiert werden: Sie sind mehr als eine Annäherung an den wirklichen Raum. Modelle sind Werkzeuge der Kommunikation, die sowohl für den internen Gebrauch im Studio als auch gegenüber dem Kunden oder der Jury zum Einsatz kommen – unabhängig vom Siegeszug der Renderings. Keine andere Darstellungsform bringt eine architektonische Idee so klar auf den Punkt wie ein Modell.

Digital und analog
In Shanghai hat das erste chinesische Museum für Architekturmodelle eröffnet. Die Innenraumgestaltung stammt von Yu Ting und seinem vor Ort ansässigen Büro Wutopia Lab. Der Auftraggeber ist keine klassische Kulturinstitution, sondern die Agentur Fengyuzhu. Und die ist ausgerechnet auf die Kreation von digitalen Unterhaltungsplattformen sowie virtuellen Präsentationen für Messen oder Ausstellungen spezialisiert. Doch auch hier ist man sich der unmittelbaren Wirkungskraft von Gebäudeminiaturen bewusst. Und so entstand im Firmengebäude von Fengyuzhu eine eintausend Quadratmeter große Ausstellungsfläche, auf der Arbeiten chinesischer Architekturbüros präsentiert werden – von gebauten wie ungebauten Projekten gleichermaßen.

Schwebende Stadtlandschaft
Die Modelle ruhen auf dünnen, mattweiß lackierten Metallflächen. Diese sind versetzt zueinander in unterschiedlichen Höhen angeordnet. Auch variieren sie in der Breite, um Gebäudeminiaturen in allen Größen ausstellen zu können. Die Metallflächen werden von 5.000 weiß lackierten Metallstäben getragen, die die Ausstellungsfläche in eine Abfolge kleinerer Räume unterteilen. Blicke können durch die Gitter hindurch wandern, womit nicht nur die Weite des Raumes erhalten bleibt. Die Architekturmodelle scheinen auf ihren filigranen Plattformen regelrecht zu schweben. Auch überlagern sie sich visuell mit den dahinter liegenden Modellen zu einer scheinbar endlosen Stadtlandschaft.

Auf zwei Ebenen
Die einzelnen Räume sind nach Charakteren oder Orten aus Science-Fiction-Filmen und Büchern benannt, darunter Tyrell aus Ridley Scotts Blade Runner oder Pod Bay aus Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey. Alle Ausstellungsbereiche gruppieren sich um einen zentralen Hauptraum, der den Namen Visionary City trägt und durch ein Stargate betreten wird. Die Besucher können sich durch die Ausstellung auf zwei Höhenebenen bewegen: auf dem Boden oder auf einem Zwischengeschoss, um höher gelegene Modelle besser betrachten zu können. Einige Wände und Decken sind zusätzlich verspiegelt und verstärken auf diese Weise den Perspektivwechsel.

Realität und Fiktion 
Auch die Mythologie wird in den Rundgang mit einbezogen. So gibt es einen blauen Asgard-Raum, einen roten Olympus-Raum oder einen gelben Arrakis-Raum. Modelle werden in den drei farbigen Bereichen jedoch nicht gezeigt. Dafür öffnen schmale Fenster den Blick nach draußen auf die Skyline von Shanghai – quasi als eine Gegenüberstellung der realen und der fiktiven Welt. Schließlich sind Architekturmodelle eine Form der Projektion, die Ansicht einer Möglichkeit und kein Abguss der Wirklichkeit. In einem runden Ausstellungsraum mit dem Namen Thunder Dome ist ein Medienlabor zu sehen, wo die Besucher mit 3-D-Brillen virtuell in verschiedene Gebäude eintreten können. Trotz aller Fokussierung auf das physische Modell: Analog und digital gehen auch hier längst Hand in Hand.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Projektinfos
Projekt Models in Model
Kunde Fengyuzhu 
Ort Fengyuzhu Headquarter, Shanghai, China
Architekt Wutopia Lab
Entwurf Yu Ting
Projekt-Architekt Wutian Sun
Design Team Ben Zhang, Haixu Zhang (Fengyuzhu)
Größe 1.000 Quadratmeter
Links

Projektarchitekten

Wutopia Lab

www.wutopialab.com

Mehr Projekte

Ein sportliches Haus

Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running

Das neue Headquarter von Spillmann Echsle für On Running

Geflieste Exzentrik

Das neue Büro des kanadischen Fashion-Studios M.A.D.

Das neue Büro des kanadischen Fashion-Studios M.A.D.

Arbeiten unter Palmen

Amsterdamer Büro mit begehbaren Möbeln von Studioninedots

Amsterdamer Büro mit begehbaren Möbeln von Studioninedots

Grüne Arbeitsstruktur

Co-Working-Space in Barcelona von Daniel Mòdol

Co-Working-Space in Barcelona von Daniel Mòdol

Moderner Triumphbogen

Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

Gebäudekomplex von Nikken Sekkei in Dubai

In altem Glanz

Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Restaurierung einer historischen Villa in der italienischen Provinz Modena

Inspirationen statt Emissionen

Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Nachhaltiger Büroneubau von Studio Daytrip in London

Außen Altbau, innen New Work

Berliner Juris-Dependance am Ku’damm von de Winder Architekten

Berliner Juris-Dependance am Ku’damm von de Winder Architekten

Viel Platz für Veränderung

Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Dialog mit der Stadt

Das Verwaltungszentrum Brucity in Brüssel

Das Verwaltungszentrum Brucity in Brüssel

Bunter Community-Space

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

Facettenreiche Bürolandschaft

Vielschichtiger Workspace von SCOPE Architekten in Dresden

Vielschichtiger Workspace von SCOPE Architekten in Dresden

Komfort an der Wall Street

Die New York Stock Exchange hat umgebaut

Die New York Stock Exchange hat umgebaut

Büro im Bestand

Flexibler Workspace in den Berliner Wilhelm Hallen von PLY Atelier

Flexibler Workspace in den Berliner Wilhelm Hallen von PLY Atelier

Modulares für Mobiles

Ein Campus im Campus von Alexander Fehre

Ein Campus im Campus von Alexander Fehre

Alles unter einem Dach

Mixed-Use-Konzept in opulenter Villa von Lukas Nobili

Mixed-Use-Konzept in opulenter Villa von Lukas Nobili

Fünf Räume in einem

Multifunktionaler Co-Working-Space von BABELstudio in Bilbao

Multifunktionaler Co-Working-Space von BABELstudio in Bilbao

Wiedergeburt einer Architekturikone

Die Kreativagentur Sid Lee zieht in ein Hochhaus von I. M. Pei

Die Kreativagentur Sid Lee zieht in ein Hochhaus von I. M. Pei

Um die Spirale arbeiten

New-Work-Büro in Amsterdam von Beyond Space

New-Work-Büro in Amsterdam von Beyond Space

Thinktank im Brauhaus

Hyperflexible Arbeitslandschaft von Mintdesign für einen Biopharmazeuten

Hyperflexible Arbeitslandschaft von Mintdesign für einen Biopharmazeuten

Ästhetik und Funktionalität

Hochhaus in Paris von IF Architectes und SRA Architectes

Hochhaus in Paris von IF Architectes und SRA Architectes

Vier Bäume für den Holzhybrid

Vattenfalls nachhaltiges Headquarter am Berliner Südkreuz

Vattenfalls nachhaltiges Headquarter am Berliner Südkreuz

Keimfreie Keramik

Umweltaktive Bodenbeläge für umgebautes Bürogebäude in Turin

Umweltaktive Bodenbeläge für umgebautes Bürogebäude in Turin

Offenes Denkmal

Norwegisches Pressehaus von Atelier Oslo und Kima Arkitektur

Norwegisches Pressehaus von Atelier Oslo und Kima Arkitektur

Zonen des kommunikativen Arbeitens

MVRDV gestaltet neue Bürowelt für Shopify in Berlin

MVRDV gestaltet neue Bürowelt für Shopify in Berlin

New Work im Grachtenhaus

Modernisierung in Amsterdam von M+R interior architecture

Modernisierung in Amsterdam von M+R interior architecture

Architektur im Förmchen

Ein Headquarter für Traditionsgebäck von Neri+Hu

Ein Headquarter für Traditionsgebäck von Neri+Hu

Baukasten für die Zukunft

Flexibler, zirkulärer Holzpavillon von DP6 in Almere

Flexibler, zirkulärer Holzpavillon von DP6 in Almere

Arbeitsplatz aus zweiter Hand

Zirkuläre Innenarchitektur im Berliner CRCLR Haus von LXSY Architekten

Zirkuläre Innenarchitektur im Berliner CRCLR Haus von LXSY Architekten

Ausdruck des Geistes

Naturnah gestaltetes Architekturbüro von Mind Manifestation in Indien

Naturnah gestaltetes Architekturbüro von Mind Manifestation in Indien