Ein Rahmen aus Esche
Umbau von O’Sullivan Skoufoglou Architects in London
Vor dem Haus die Metropole, hinter dem Haus die Wildnis – und dazwischen sehr viel Holz. Dieses Ideal erfüllte sich ein Kunstkurator im Süden Londons. Er bewohnte sein rotes, dreistöckiges Backsteinhaus aus den Achtzigern schon drei Jahre, als er es von O’Sullivan Skoufoglou Architects in ein mit Esche verkleidetes Zuhause verwandeln ließ, das Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt.
Vor der Haustür zeigt sich das typisch historische Straßenbild Südlondons; auf der Rückseite wuchern der Garten und ein Waldgebiet, die besondere Wichtigkeit für den Bewohner haben. „Der Blick aus dem hinteren Teil des Hauses ist auf einen wilden Garten gerichtet, den der Besitzer – ein begeisterter Gärtner – in den nächsten Jahren pflegen und bereichern möchte“, erklärt Architektin Amalia Skoufoglou, die seit 2016 gemeinsam mit Jody O'Sullivan ihr Londoner Architekturbüro betreibt. Sein neues Erdgeschoss wünschte sich der Bewohner als einen durchgehenden Raum, der verschiedene Perspektiven auf die begrünte Terrasse und die ausgedehnte Natur ermöglicht. O’Sullivan Skoufoglou Architects platzierten die Küche zentral und ordneten Wohn- und Essbereich angrenzend an. Zudem sollte mehr natürliches Licht die Räume erhellen, weshalb die Küche ein neues, großes Fenster erhielt, mit Sitznische zum Verweilen.
Exakte Handwerkskunst aus Holz
Wie ein schützender Kokon wirken die einheitlich mit Eschenholz verkleideten Wohnräume im Erdgeschoss. Amalia Skoufoglou erklärt: „Wir entschieden uns für das Material, weil auch das Tragwerk eine Holzkonstruktion ist: Ein Eschenbalken überspannt die gesamte Länge des Hauses. Innen bietet das Holz eine strukturelle Kontinuität und verleiht den Räumen Wärme und Klarheit. Dass es im Laufe der Zeit natürlich altern wird, ist dabei durchaus beabsichtigt.“ Auch die neue Eingangstür, alle Fenster und Paneele wurden in einer Schreinerei aus massiver Esche gefertigt und fügen sich nahtlos aneinander. Nur der Fußboden ist aus Beton gegossen. Einige Einbaumöbel fertigte der Schreiner aus furnierten Eschensperrholzplatten direkt vor Ort. Die sehr enge Zusammenarbeit zwischen Schreinerei und Architektinnen ermöglichte die schnelle und kostengünstige Umsetzung.
Weniger, aber besser
Möbliert ist das Zuhause mit wenigen schlichten und hochwertigen Designelementen: Einem gemütlichen Sofa von Living Divani, einem von Eero Saarinen für Knoll entworfenen Esstisch und Stühlen von Jasper Morrison und Charles und Ray Eames. In den oberen Etagen stehen die Aussicht ins Grüne und reduzierte, qualitätvolle Materialien im Fokus der Gestaltung. Auch im weißen Badezimmer spricht die elegante Materialität für sich und die freistehende Badewanne ist ein stilvoller Hingucker. Die neue Terrasse aus Backstein passten O’Sullivan Skoufoglou farblich der Fassade an. Sie fungiert als Übergang zwischen Wohnraum und Garten. Eine enge Verbindung zur Natur herzustellen, war der große Wunsch des Bewohners, den die jungen Architektinnen mit viel Feingefühl umsetzten. Amalia Skoufoglou sagt: „Ich kann mir vorstellen, dass es etwas ganz Besonderes ist, am großen Fenster im hinteren Wohnbereich zu sitzen und dem Wechsel der Jahreszeiten zuzuschauen. Ein Blick auf einen wilden Garten mit angrenzendem Waldgebiet, mit all den Tieren, Geräuschen und Gerüchen – das ist in den meisten Teilen Londons schwer zu finden.“
FOTOGRAFIE Ståle Eriksen
Ståle Eriksen
Architekt | O’Sullivan Skoufoglou Architects |
Bauherr | Privat |
Standort | London |
Art | Umbau |
Fertigstellung | 2020 |
Wände | Eschenholz |
Decken | Eschenholz |
Türen | Eschenholz |
Fenster | Eschenholz |
Boden Erdgeschoss | Beton |
Esstisch | Eero Saarinen für Knoll |
Esszimmerstühle | Jasper Morrison für Vitra |
Sofa | Living Divani |
Stuhl Wohnzimmer | Charles und Ray Eames für Vitra |