Ein verrücktes Turmzimmer
Über den Dächern Amsterdams: Eine neue Künstlerresidenz mit spektakulärem Innenleben.

Das Amsterdamer Rijksmuseum und das Kaufhaus de Bijenkorf haben sich zusammengetan, um nationalen und internationalen Künstlern, Autoren, Musikern, Architekten und Designern eine Künstlerresidenz der besonderen Art zu bieten. Room on the roof nennt sich das Projekt der niederländischen Gestalter i29. Sein spektakuläres Innenleben könnte einem Fiebertraum entstammen.
Der Dam ist einer der bedeutendsten Plätze Amsterdams, inmitten des historischen Zentrums: Hier befindet sich auch der Konsumtempel de Bijenkorf, das älteste Kaufhaus der Stadt. Auf seinem Dach ragt ein Turm empor, der bisher nur als reiner Gebäudeschmuck diente. Doch nun haben die niederländischen Innenarchitekten von i29 die verwaiste Dachspitze wach geküsst und das Innere durch eine spektakuläre Wohn-/Atelierinstallation in einen Room on the roof transformiert. Die Vorgabe der Initiatoren war simpel: Der Raum sollte den am Programm teilnehmenden Künstlern eine einmalige Erfahrung bieten. Das ließen sich die Architekten nicht zweimal sagen und formten ein Objekt, das mit Wahrnehmung und Maßstab spielt und seine zukünftigen Bewohner nicht unberührt lassen dürfte.
Alice im Wohnschrank
Der Eintritt erfolgt von unten. Wie es sich für ein Turmzimmer gehört, geht es über eine schmale Wendeltreppe hinauf in die neue Künstlerresidenz. Auch sonst wird nicht mit märchenhaften Details gespart. i29 trennten den Raum vertikal in zwei Hälften: Eine ist als Andeutung an die White-Cube-Architektur komplett in Weiß gehalten und dient als Arbeitsraum – die andere ist dem Wohnen und Schlafen gewidmet und vollständig aus Holz gebaut. Auch in der Höhe unterscheiden sich die beiden Raumteile. Die Atelierfläche erstreckt sich bis zur Decke in sechs Metern Höhe und verzerrt die Proportion ins Vertikale. Dagegen ist die Wohninstallation in verschiedene, zueinander versetzte Plattformen und Boxen unterteilt, die horizontal ausgerichtet sind und nicht selten eine gebückte Haltung erfordern. Wie bei Alice im Wunderland variierten die Architekten die Maßstäbe und stapelten die Raumfunktionen als eine Art „Wohnschrank“ übereinander. Kein Blickwinkel gleicht dem anderen. Eine schöne Inspirationsgrundlage für die Bewohner.
Maarten auf dem Dach
Room on the roof bietet alles, was man zum Leben in einem Turmzimmer benötigt: Neben einem Bett, Arbeitstisch, Teeküche und Wohnbereich installierten die Architekten ein Teleskop, damit die Bewohner das einmalige Panorama über den Dächern Amsterdams in voller Pracht genießen können. Alle Accessoires auf der Arbeitsfläche sind weiß, die im Wohnbereich aus Holz: Der Kontrast zwischen den beiden Welten könnte kaum größer sein. Einzig die schwarze Wendeltreppe bricht mit dem Farbkonzept. Über sie gelangen die Bewohner ins Kaufhaus und damit zurück in die Realität.
Mit ihrer abgehobenen Künstlerresidenz haben i29 eine magische Inszenierung geschaffen, die fast zu schön ist um wahr zu sein. Der erste Gast, Maarten Baas, wirkt daher auch wie geschaffen für diesen Ort und man darf gespannt sein, was für ein Projekt er im Room on the roof realisieren wird.
FOTOGRAFIE Ewout Huibers
Ewout Huibers
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