Es bleibt in der Familie
JanskyDundera gestaltet eine Wohnetage in Klatovy neu
In einem Wohnhaus der 1930er-Jahre im schmucken Klatovy südlich von Pilsen rekonstruierte das Prager Studio JanskyDundera das komplette dritte Stockwerk für eine vierköpfige Familie. Die jungen Innenarchitekten schufen auf 170 Quadratmetern eine großzügige, dem heutigen Lebensstil entsprechende Wohnung und belebten den modernistischen Charakter des Eckhauses neu.
Seit drei Jahren wirken Matěj Janský und Cyril Dunděra in ihrem Studio zusammen. Zum ersten Mal trafen sie sich mit sechzehn Jahren in der Kunstgewerbeschule in Prag. Ihr Masterstudium im Bereich Innenarchitektur und Design schlossen beide an der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design ab. Sie haben bereits Projekte gestaltet, Möbel designt und namhafte Wettbewerbe gewonnen. Dass JanskyDundera eine Wohnung rund zwei Autostunden von Prag neu belebte, hat auch mit Matěj Janskýs Familie zu tun. Diese besitzt ein schönes, vom Funktionalismus beeinflusstes Wohnhaus in Klatovy. Im 3. Stock lebt Matějs Schwester mit ihrer jungen Familie.
Entscheidung für Großzügigkeit
„Das Gebäude liegt am Rande der Altstadt“, berichtet Cyril Dunděra. „Es wurde von Matějs Urgroßvater, dem Rechtsanwalt Zeno Fifka in den 1930ern erbaut. Typisch für die Epoche sind Fensterbänder, runde Ecken, runde Fenster, die an ein Dampfschiff erinnern, und die Verwendung von Stahlbeton. All diese Elemente finden sich auch in der Wohnung, die vor der Sanierung viele kleinere Räume enthielt.“ In vertrauensvollen Gesprächen konnten die beiden Gestalter die Bauherrschaft davon überzeugen, ihre Wohnung nicht nur zu renovieren, sondern zu einer entspannten, optisch leichten Familienoase mit viel Raum für die tägliche Routine umzubauen. Gleichzeitig schlug das Duo vor, so viele ursprüngliche Elemente wie möglich wiederherzustellen und hochwertige, langlebige Materialien zu wählen. Die zuvor getrennten, kleineren Zimmer wurden zu größeren, offenen Flächen zusammengelegt, der Raum für das gemeinsame Familienleben wurde maximiert.
Der blaue Narnia-Kleiderschrank
Die Kinderzimmer hat JanskyDundera als kleine, funktionale Zellen konzipiert, in die man durch einen großen, blauen und von den Narnia-Romanen inspirierten Schrank gelangt. Matěj erklärt: „Der blaue Schrank, vor allem der Eingang zu seinem Inneren, soll die Menschen aus der Realität in eine andere Welt führen, einen magischen Raum schaffen, der ein Filter zwischen der Wohnung und den Kinderzimmern ist. Er soll ein Erlebnis vermitteln und die Fantasie anregen.“ Das tiefe Verständnis für die Familie, ihre Bedürfnisse und die gemeinsame Geschichte zeigt sich auch in der Bewahrung und Wiederbelebung von Originalmerkmalen – den renovierten Nickelgriffen der Türklinken, den nachgebauten Eichen-Parkettböden im Ess- und Wohnzimmer und den Schiebetüren. Das Schlafzimmer, das auch vom Arbeitszimmer aus zugänglich ist, enthält ein spannendes Gemälde und hat ein eigenes Bad mit Botticino-Marmor.
Dramatisches Lichtspiel
Dem Licht schenkte JanskyDundera viel Aufmerksamkeit. „Es war hilfreich, dass Matěj und sein Bruder Jáchym in der Wohnung ein Stockwerk höher aufwuchsen“, weiß Cyril Dunděra. „So kannte Matěj den Lauf der Sonne während des Tages und des Jahres sehr gut.“ Das Licht gelangt den ganzen Tag über aus allen Himmelsrichtungen auf verschiedene Weise in die Wohnung – durch ein rundes Fensterband zur Straße hin, durch ein flaches Fenster oder durch eine Reihe von mehreren Fenstern. „Das sind die Besonderheiten der Architektur der 1930er“, sagt Matej. „Wir haben sie lediglich verstärkt.“ So wurde die Öffnung zwischen Ess- und Wohnzimmer vergrößert, damit das Licht bei Sonnenuntergang in einem dramatischen Farbspiel von der Westseite aus durch die gesamte Tiefe der Wohnung fällt.
Ein offenes Ganzes
Matěj Janský und Cyril Dunděra haben schon preisgekrönte Möbel und Leuchten für namhafte internationale Hersteller entworfen. Ihre Erfahrung spiegelt sich in der präzisen Auswahl von Möbeln und Materialien wider. Die Wohnung wird durch satte Farben erhellt und ist unter anderem mit Originalmöbeln aus der Produktion von MCDJ, dem eigenen Label der beiden Gestalter, ausgestattet. Auswahl und Anordnung der Elemente unterstützen den Ausdruck, den das Duo in seinen Projekten anstrebt: authentisch, lässig, entspannt, mit einem einprägsamen Charakter. „Qualitativ hochwertige Einzelelemente können für sich allein stehen und zusammen bilden sie ein abwechslungsreiches Ganzes, das weitere Schichten aufnehmen kann. Es ist nicht endgültig und fertig, es bietet die Möglichkeit der Weiterentwicklung“, so das Team von JanskyDundera. Ein zukunftsweisendes Konzept für eine Welt, in der das Bewahren bestehender Rohstoffe und Produkte wieder eine wachsende Rolle spielt.
FOTOGRAFIE Honza Zima
Honza Zima
| Architekten: | Matěj Janský, Cyril Dunděra, Jáchym Janský |
| Fläche: | 170 m² |
| Fertigstellung: | 2022 |
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