Extravolumen auf dem Dach
Wohnhaus in Belgien von i.s.m.architecten

Im rund 40 Kilometer von Antwerpen entfernten Beerse schufen i.s.m.architecten zusätzlichen Raum in einem modernistischen Wohnhaus. Mit seiner neuen Etage bietet das vormals 260 Quadratmeter große Zuhause nun 90 Quadratmeter mehr Platz für ein von Ettore Sottsass inspiriertes Interieur.
1967 entwarf der belgische Architekt Paul Neefs den damals noch einstöckigen Bungalow mit einem quadratischen Grundriss. Als Besonderheit fügte er zwei halbkreisförmige Wände ein, hinter denen sich Flur, Küche, Büro und Schlafzimmer befinden. Der zentrale offene Raum dazwischen diente als Wohnzimmer.
Unauffällige Bereicherung
Bei der Renovierung und Erweiterung des Hauses gingen i.s.m.architecten aus dem benachbarten Herentals respektvoll mit dem Bestand um: Das Kollektiv vergrößerte die Küche und ergänzte ein kleines Badezimmer. Auf das Gebäude setzten sie ein weiteres Geschoss, das nach Aussage der Architekt*innen als „selbstverständliche und fast unauffällige Erweiterung erscheint, die die kompositorischen Elemente und den Rhythmus des ursprünglichen Gebäudes weiterführt.“ Das neue Interieur beschreiben sie als „szenografische Ansammlung autonomer räumlicher Elemente.“
Birken und Punkte
Eine schmale, rundum mit Birkenfurnier verkleidete Treppe führt in die obere Etage. „Beim Betreten des neuen Volumens wird man durch einen raumhohen weißen Paravent mit Loch-Perforation auf der einen Seite und einen markanten Handlauf auf der anderen Seite in den Raum geleitet, die beide einer leichten Kurve folgen“, erzählen i.s.m.architecten. Von der Straße aus ist die perforierte Stahlwand sichtbar, die zugleich einen Vorhang überflüssig macht. Mit dem Lauf der Sonne zeigt der Paravent ein Spiel von Opazität und Transparenz und ein sich kontinuierlich wandelndes Schattenspiel unzähliger Punkte.
Monolith in Post-it-Gelb
Im neuen Geschoss zieht nicht nur die gelbe, skulpturale Halbinsel im Badezimmer die Blicke auf sich. Beim Entwurf des farbintensiven Interieurs hatte das Kollektiv unter anderem Ettore Sottsass’ berühmte Superbox-Kompositionen aus den Sechzigerjahren im Hinterkopf. „Die auffälligen, objektartigen Schränke sind von Minimalismus, Pop-Art und Spiritualismus inspiriert. Sie sind mit Kunststofflaminat in mutigen Farben verkleidet“, sagen die Architekt*innen. „Mit ihrem exzentrischen und verfremdenden Charakter wirken die Einrichtungen wie Erscheinungen, die einer anderen Welt angehören.“
FOTOGRAFIE Luis Dìaz Dìaz Luis Dìaz Dìaz
Ort: | Beerse (BE) |
Fertigstellung : | 2021 |
Kunde: | privat |
Bestehende Flurgröße: | 260m2 |
Ergänzte Flurgröße: | 90m2 |
Möbelmarken | |
Vitra: | Wandleuchte Potence von Jean Prouvé |
Astro: | LED Wandeinbauleuchte Leros Trimless |
Nemo: | Wandleuchte Applique Cylindrique vonCharlotte Periand |
Triz021: | Spotlicht Bouly |
Bette: | Badewanne Starlet |
i.s.m.architecten | Stuhl ST04 |
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