Exzentrisches Ensemble
Ein Düsseldorfer Apartment im Spannungsfeld von Klassik und Moderne
Das Berliner Designstudio Vaust hat in Düsseldorf ein Apartment gestaltet, das mit skulpturalen und extravaganten Interiorstücken die Grenzen zur Kunst auslotet. Die historischen, weiß getünchten Altbau-Räume bieten dabei einen minimalistischen Rahmen für besondere Sammler- und Liebhaberstücke. Ein Mix-and-match aus klassisch, kurios und cool.
Ein Stuhl, der wie ein weich gepolsterter Sessel anmutet, in Wahrheit aber aus Stahl gewebt ist. Eine Stehleuchte mit schwenkbarem Metallschirm, die aussieht, als würde sie ihren Hut heben und ein weißes Sideboard, das wie ein kolossaler Gletscher in der Küche thront.
Storyteller und Dr. Sonderbar
In diesem Düsseldorfer Apartment wird schnell klar: Hier treffen sich Möbel mit Geschichte. Starkes Design von großen Gestaltern wie etwa der dreibeinige Metallstuhl Dr. Sonderbar von Philippe Starck oder Frank Gehrys welliger Wiggle Chair. Aber auch Stücke, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu ihrer (modernen) Form gefunden haben. Besondere Objekte, die die Grenzen zwischen Kunst und Design ausloten und das Auge des Betrachters immer wieder aufs Neue herausfordern.
Die Bühne dafür bietet die klassische Eleganz eines historischen Altbaus, der sich über zwei Geschosse erstreckt und dessen Neugestaltung das Berliner Interior-Studio Vaust von David Kosock und Joern Scheipers übernommen hat.
Neoklassizistische Architektur und moderner Minimalismus
„Wir widmen uns dem unkonventionellen Denken, der unverwechselbaren Ästhetik, der künstlerischen Gestaltung, der effizienten Planung und der präzisen Umsetzung“, formuliert das Duo seinen vielfältigen Gestaltungsansatz. Für das Düsseldorfer Apartment hieß das: Viele alte, dekorative Bauelemente wie Leisten und Simse haben die Interiordesigner erhalten und monochrom in Weiß gestrichen. Dazu kombinierten sie klare, moderne Linien und viel Collectible Design, das sie gemeinsam mit der Düsseldorfer Designgalerie Gusch zusammengestellt haben.
Von alter und neuer Intelligenz
Der offene Wohnraum in der unteren Etage, bestehend aus Küche, Wohn- und Esszimmer, bildet das Zentrum der Wohnung. Hier sitzt man auf schwarzen Vintage-Stühlen von Mario Botta an einem Tisch von Gae Aulenti und kann durch das monumentale Fenster in das üppige Grün des Gartens blicken. Im Wohnraum treffen sich dann Klassiker aus den Achzigern: Variers kultiges Sitzobjekt Ekstrem neben dem Metallsessel How High the Moon von Shiro Kuramata und der Stehleuchte Tenderly von einer weiteren japanischen Designgröße Shigeru Uchida. Dazu kommen Couchtische aus Metall und Stein sowie zwei cognacfarbene Ledersessel. Verschiedene Materialien zu einem eklektischen Ensemble zu kombinieren, beherrscht Studio Vaust nahezu perfekt.
Das Wohnzimmer geht über in die offene Küche und auch hier wird das Auge herausgefordert. In der monochrom weißen Küche thront ein Metalltresen, der – auf der einen Seite an der Wand, auf der anderen auf einem transparenten Zylinder befestigt – aussieht, als würde er schweben. Seitlich davon lehnt eine weiße Skulptur an der Wand, die Vaust via Midjourney geprompted hat und die der Künstler Peter Boeck für sie ins Physische übersetzt hat. Das abstrakte und skulpturale Objekt fungiert nun als Sideboard, erinnert aber auch an einen massiven Gletscher. Alt und neu, mit Vintage-Esprit oder Zukunfts-Flair: In diesem Apartment ist man ganz sicher immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
FOTOGRAFIE Clemens Poloczek Clemens Poloczek
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