Ferienhaus in Schieflage
Bündig im Hang: Das Wohnhaus einer Künstlergemeinschaft in Südkorea ist in das Erdreich eines Berges eingegraben.
Architekten wünschen sich oft eine Symbiose ihrer Bauten mit der umgebenden Natur – in Wirklichkeit aber bleiben die meisten von ihnen Fremdkörper in der Landschaft, in die sie gesetzt wurden. Im Norden Südkoreas gingen die Planer vom Architekturbüro BCHO den direkten Weg: Sie pflanzten ein Wohnhaus in den Erdboden eines abfallenden Berges und sorgten dadurch für eine ganz unmittelbare Verbindung von Haus und Hügel.
Eine Stunde von Seoul entfernt und inmitten von Reisfeldern und Bergen steht das 160 Quadratmeter große Haus, das für eine kleine Künstlergemeinschaft errichtet wurde, die sich mit dem Bau ihren Traum eines Lebens in der Natur verwirklichten.
Bündig im Boden
Die Bauherren teilen die Leidenschaft für Reisen, das Wandern und dafür, ihre Erlebnisse künstlerisch zu verarbeiten. Daher sollte das Haus nicht nur das übliche Raumprogramm eines Wohnhauses abspulen, sondern möglichst unterschiedliche und vielfältige Perspektiven auf die umgebende Natur bieten. Die Architekten nutzten bei ihrer Planung das abfallende Gelände und seine kurvige Ausformung, um den Neubau zum Teil in das Erdreich zu versenken. Dadurch sparten sie nicht nur Aushub und Material, sie minimierten auch die Sichtbarkeit des Hauses. Gelangt man von oben zum Gebäude, ist das einzige was dem Besucher auffällt, die leicht abfallende Dachkonstruktion, die fast bündig in der Erdoberfläche sitzt. Erst von vorne zeigt der Bau Gesicht – aber auch hier in Form einer zurückhaltend schwarzen Holz-Glas-Fassade.
Abdruck mit Aussage
Der eigentliche Clou des Hauses ist sein Dach, das sich dem Verlauf des schrägen Terrains anpasst. Erst zur Vorderseite des Baus und damit in Richtung der Erschließungsstraße begradigt sich die Betonebene. BCHO fügten der Fläche drei quadratische Boxen hinzu, von denen zwei leicht in das Plateau eingedrückt sind. Die Stufe dient als Sitzmöbel und definiert den Bereich als Terrasse, die mit Holzdielen verkleidet wurde. Gleichzeitig deuten die Abdrücke auch auf die Nutzung unterhalb des Daches hin und kennzeichnen sie im Inneren durch die abgesenkte Decke. So wird durch die betonierten Fußstapfen die Küche und das große Schlafzimmer räumlich verortet. Der dritte Abdruck durchdringt das gesamte Gebäude und dient als zentraler Patio, der Tageslicht und bei Bedarf auch Frischluft ins Innere lässt.
Im Inneren kontrastierten die Architekten die raue Materialität der Außenhülle mit weißen Oberflächen und hellem Holz. Gleichzeitig treffen hier gefaltete auf kurvige Elemente, die das Formenspiel der vor der Tür liegenden Landschaft fortsetzen. Der offene Wohnbereich mit seiner Küche aus Beton und einem großen Ess- und Arbeitstisch dient als Zentrum des Hauses, auf das alle Räume ausgerichtet sind. Außen wie innen wirkt die Architektur wie aus einem Guss und schafft es auch, eine spannende Koexistenz mit der Natur einzugehen – wenn auch keine Symbiose.
FOTOGRAFIE Sergio Pirrone
Sergio Pirrone
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