Frankensteins Apartment
Umbau von Adrià Escolano und David Steegmann in Barcelona
Was die Architekten in der Passeig de la Mare de Déu del Coll in Barcelona vorfanden, erinnerte sie an ein Projekt von Doktor Frankenstein: ein in den Fünfzigerjahren in Eigenregie errichtetes Gebäude, das später zum Teil in ein Einfamilienhaus umgebaut, jedoch nie fertiggestellt worden war. Innenräume ohne Maßstab und Struktur waren das Resultat mehrfacher Modifikationen und Amputationen.
Dass unter misslichen Umständen manchmal die innovativsten Lösungen entstehen, beweisen die Architekten Adrià Escolano und David Steegmann mit ihrem Projekt El Guateque. Von außen ist das 160 Quadratmeter große Haus unscheinbar. Es erstreckt sich über drei Etagen, auf denen zwei Wohnungen untergebracht sind. Die obere Maisonette wird von einer Person bewohnt, im Erdgeschoss lebt ein Pärchen. „Unsere Bauherren waren überzeugt von unserer Arbeit und wir bekamen keine Vorgaben von ihnen – abgesehen vom Wunsch nach großen Fenstern, einem Wasserbecken auf der Terrasse und Ideen für die Materialien“, erklärt Adrià Escolano.
Offene Bühne
Für die Architekten bestand die größte Herausforderung darin, ein Element zu finden, das in der Lage ist, so viele Probleme wie möglich auf einmal zu lösen. „Dieses Einbaumöbel ist das einzige, das wir in den Räumen installiert haben und es integriert Garderobe, Schränke, Küche und Bad“, sagt Adrià Escolano. Mit ihrer einfachen wie raffinierten Idee organisierten die Planer das Wohnen auf unkonventionelle Art und Weise neu – in den Kategorien „Frontstage“ und „Backstage“, wobei letztere die „Räume hinter den Kulissen“ sind. In einem einzigen technischen Möbelstück, das auf jeder der drei Etagen im Haus zu finden ist, sind im „Backstage-Bereich“ sämtliche Einrichtungen, der Stauraum und die Ausstattung zusammengefasst. Die verbleibende Freifläche dient als offene Bühne. Diese erfuhr – abgesehen von der aufgebrachten Dämmung und dem Putz – keine gestalterischen Eingriffe. Von den Bewohnern gewählte Möbel sollen zur Aktivierung der Szenerie beitragen.
Hinter den Kulissen
Als Hintergrundlandschaft für den Wohnraum dient die riesige Front aus MDF-Platten. Markant ist der wellenförmige Abschluss der Wand. „Uns interessieren Raumelemente, ihre Grenzen und Beziehung zueinander“, erklärt Adrià Escolano. „Normalerweise wird Holz mit numerisch gesteuerten Maschinen gerade geschnitten. Als dieses Projekt entstand, arbeiteten wir parallel an einem Landschaftsprojekt, das uns zur Wellenform inspirierte. Die kurvigen Linien lassen sich ebenso leicht zuschneiden und eröffnen zudem einen interessanten Dialog mit dem Raum. Wir haben uns dieses riesige Gebilde immer als eine Art landschaftliches Element vorgestellt“, so der Architekt.
Backstage-Party
Ebenfalls geschickt hinter den Kulissen versteckt sind die Bäder, die ebenso wie die Böden und der Innenhof mit Terrakotta-Fliesen ausgestattet sind. Im Hof ist das rosa geflieste Wasserbecken ein besonderes Highlight, im ersten Stock der Duplex-Wohnung lässt sich ein Zimmer mit einer großen Schiebetür abtrennen. Charmante Details wie die rohen Stahlträger an den Decken und sichtbare Rohre verkörpern überall das einfache und industriell anmutende Flair des Hauses. „El Guateque funktioniert als szenografisches Artefakt“, sagen die Architekten und spielen mit dem Projektnamen auf Peter Sellers-Film „The Party" an. „Wir denken dabei an eine Party mit tanzenden und singenden Freunden“, erklärt Adrià Escolano. „Wir mögen es, Räume als Orte der Freude und des Vergnügens zu denken.“
FOTOGRAFIE José Hevia
José Hevia
| Projektname | El Guateque |
| Architekten | Adrià Escolano und David Steegmann |
| Typologie | Umbau |
| Standort | Barcelona, Spanien |
| Größe | 160 Quadratmeter |
Produkte
| Boden | Mosaics Planas |
| Fliesen | Ceràmica Ferres |
| Fenster | Cortizo |
| Jalousien | Gradhermetic |
| Badezimmerausstattung | Roca |
Mehr Projekte
Camouflage im Eichkamp
Berliner Familienresidenz von Atelier ST
Mid-Century im Stadthaus
Renovierung und Erweiterung eines Hauses in Barcelona
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari
Alte Scheune, neues Leben
Historisches Gebäude in Tübingen wird zu modernem Wohnraum
Gebaut für Wind und Wetter
Ferienhaus im schwedischen Hee von Studio Ellsinger
Ein Dorfhaus als Landsitz
Wohnumbau von Ricardo Azevedo in Portugal
Ein offenes Haus
Feministischer Wohnblock Illa Glòries von Cierto Estudio in Barcelona
Harte Schale, weicher Kern
Unkonventionelles Einfamilienhaus in Mexiko von Espacio 18 Arquitectura
Zwischen Bestand und Zukunft
Umbau einer Kölner Doppelhaushälfte durch das Architekturbüro Catalanoquiel
Offen für Neues
Nachhaltige Renovierung einer flämischen Fermette durch Hé! Architectuur
Baden unter Palmen
Studio Hatzenbichler gestaltet ein Wiener Loft mit Beton und Grünpflanzen
Maßgeschneidertes Refugium
Georg Kayser Studio verbindet in Barcelona Altbau-Charme mit modernem Design
Rückzugsort im Biosphärenreservat
MAFEU Architektur entwirft ein zukunftsfähiges Reetdachhaus im Spreewald
Im Dialog mit Le Corbusier
Umbau eines Apartments im Pariser Molitor-Gebäude von RREEL
Warschauer Retrofuturimus
Apartment mit markantem Raumteiler von Mistovia Studio
Trennung ohne Verluste
Ferienhaus im Miniformat auf Usedom von Keßler Plescher Architekten