Ganzheitliches Gewölbe
Anbau in Kuala Lumpur von Fabian Tan

„Die neue Form sollte einfach, aber kühn sein“, sagt Architekt Fabian Tan, der einen Anbau für eine junge Familie in Malaysia plante. Tatsächlich gelang ihm mit dem Bewboc House am Rand von Kuala Lumpur ein Entwurf, der mit einfachen Materialien und schlichten, halbrunden Formen hohe funktionale wie ästhetische Qualitäten aufweist. Kurz: eine halbe Sache mit ganzheitlicher Wirkung.
Ursprünglich wünschten sich die Bauherren nur minimale Eingriffe für den Anbau ihres Reihenhauses. Fabian Tan, der sein Architekturstudium in Australien absolvierte und seit 2012 sein eigenes Studio in Malaysia führt, sollte eine Erweiterung entwerfen, die sich an ein bestehendes Eckhaus anpasst und die ebenerdigen Räume neu belebt. Seine Gestaltung bleibt unaufgeregt. Und doch schuf er mit den neuen 344 Quadratmetern ein architektonisches Statement im Viertel.
Einen Bogen machen
Zum einen liegt das an der Platzierung des neuen Wohnriegels entlang der Grundstücksgrenze, durch die er nun – frontal betrachtet – leicht schräg versetzt erscheint. Mit diesem Kniff beabsichtigte der Architekt eine natürlich kühlende Belüftung für beide Seiten des Gebäudes. Aber auch visuell lockert die Intervention das rigide Raster der umliegenden Bebauung auf. Hinzu kommt, dass die umliegenden Reihenhäuser über klassische Satteldächer verfügen. Der Anbau aber erhielt ein Bogendach, das nicht nur außen, sondern auch im gesamten Wohnbereich für spannungsreiche Konturen sorgt.
Mittels eines Zwischengeschosses sorgte Fabian Tan für eine vertikale Staffelung der Räume, bei der ein Büro auf der oberen Ebene den Wohn- und Essbereich sowie eine kleine Terrasse überragt. Hinter dem Arbeitszimmer befindet sich ein Schlafzimmer im alten Teil des Hauses, in das man durch eine Öffnung in der Wand Einsicht erhält. Dem vorgelagert ist ein offener Balkon. So durchbricht nichts die klare, tunnelförmige Hülle. Das sorge für eine ununterbrochene Perspektive von innen nach außen und verbinde den Innenraum unmittelbar mit der Natur, sagt der Architekt.
Sanfte Silhouette
Auch durch das verglaste Halbrund unterhalb der Decke blicken die Bewohner auf die Nachbarschaft. Tan beließ die in die Decke übergehenden Wände größtenteils fensterlos. Im Erdgeschoss sah er lediglich eine große Terrassentür vor. Und im Obergeschoss platzierte er ganz bewusst ein ebenfalls halbrundes Fenster, mit dem er auch an der Seite Licht in den sonst geschlossenen Bau eindringen lässt. Invertiert angeordnet, hat es aber noch einen weiteren Effekt: Zusammen mit dem Dachbogen entsteht eine geschwungene Linie, die – je nach Perspektive – eine S-förmige Silhouette annimmt. Sie verleiht der oberen Ebene trotz der Schwere des Betongewölbes eine dynamische Erscheinung und ein sanftes Lichtspiel.
„Durch die Verlängerung des Bogens erscheint der Raum kontinuierlich, was durch die Materialität der Betonoberfläche vom Boden bis zur Decke weiter betont wird“, sagt der Architekt. Dem setzte er hohe, schwarze Türen für die Terrasse entgegen. Einige formreduzierte Möbel und viel Holz führen ebenfalls zu einer einheitlich unaufgeregten Gestaltung. So sorgen Grundriss, Öffnungen und Materialien für geschmeidige Übergänge. Und einen rundum harmonischen Entwurf.
FOTOGRAFIE Ceavs Chua
Ceavs Chua
Mehr Projekte
BAYERISCHES DUO
Zwei Wohnhäuser für drei Generationen von Buero Wagner am Starnberger See

Über den Dächern
Umbau einer Berliner Penthousewohnung von Christopher Sitzler

Schwebende Strukturen
Umbau eines maroden Wohnhauses von Bardo Arquitectura in Madrid

Camden Chic
An- und Umbau eines ehemaligen Künstlerateliers von McLaren.Excell

Aus Werkstatt wird Wohnraum
Umbau im griechischen Ermionida von Naki Atelier

Londoner in der Lombardei
Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See

Zwischen Stroh und Stadt
Nachhaltiges Wohn- und Atelierhaus Karper in Brüssel von Hé! Architectuur

Flexibel zoniert
Apartment I in São Paulo von Luiz Solano

Freiraum statt Festung
Familienhaus mit Innenhof in Bangalore von Palinda Kannangara

Kork über Kopf
Umbau eines Penthouse mit Korkdecke von SIGLA Studio in Barcelona

Drei Pavillons für ein Familiendomizil
Australisches Wohnhaus von Pandolfini Architects und Lisa Buxton

Ein Haus der Gegensätze
Kontrastreicher Neubau nahe Barcelona von Ágora

Die Magie der Entgrenzung
Luftiger Neubau Casa Tres Patis von Two Bo in Spanien

Raumsequenzen in der Grotte
Casa Gruta in Mexiko von Salvador Román Hernández und Adela Mortéra Villarreal

Altes Haus im neuen Licht
Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk

Mehr Platz fürs Wesentliche
Umbau eines Backstein-Cottage in London von ROAR Architects

Raum-Chamäleon
Flexibel nutzbarer Anbau in Brisbane von Lineburg Wang

Wohnräume mit Tiefgang
Innenausbau einer Villa am Rhein vom Düsseldorfer Studio Konture

Holz und Stein im alpinen Dialog
Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Haus mit zwei Gesichtern
Umbau eines Reihenhauses in Lissabon von Atelier José Andrade Rocha

Umbau am offenen Herzen
Ply Architecture transformierte einen Sechzigerjahre-Bungalow in Australien

Reise in die Vergangenheit
Studio Hagen Hall gestaltet ein Londoner Reihenhaus im Mid-Century-Stil

Downsizing als Designprinzip
Kompaktes Wohnhaus in Portugal von Atelier Local

Der Reiz der Reduktion
Innenarchitekt Ilkka Palinperä gestaltet ein Wohnhaus bei Helsinki

Authentische Askese
Apartment-Rückbau in Paris von Atelier Apara

Umbau im Anbau
Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Visionen vom Wohnen
Design-Apartments auf der MDW 2025

Mit Ecken und Kurven
Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Raw in Rio
Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Nostalgie nach Mass
Belgravia Townhouse von Child Studio
