Projekte

Garage mit Aussicht

Kompaktes Apartment in Barcelona von Barbara Appolloni

Manchmal sind die einfachsten Lösungen die effektvollsten. So auch in Barbara Appollonis Apartment in Barcelona. Eine alte Garage wurde mit 200 Tonnen Beton in in einen komfortablen Wohnraum verwandelt. Dafür beließ die Architektin die Betonwände in rohem, unverkleidetem Zustand, besann sich auf zumeist schlichte Materialien und die Ausblicke, die die Stadt zu bieten hat. Den Rest überließ sie dem Licht und seinen Reflexionen. Ein brutalistisches Refugium mit zwei Sonnenseiten.

von Nina C. Müller, 13.05.2020

„Schuhkarton mit Aussicht“ betitelt Barbara Appolloni ihren Entwurf. Tatsächlich verfügt das mehrgeschossige Apartment über eine Grundfläche von lediglich 3,60 mal 10 Metern, die einen Patio, ein Bad, Wohn- und Essbereiche sowie Schlafzimmer und eine weitere Nasszelle umfasst. Verbunden werden alle Ebenen und eine Dachterrasse mit schmalen Treppenstufen aus Beton. Zwar verfügt das Projekt über eine überschaubare Größe. Doch steckt im selbstgewählten Namen eine Menge Understatement. Appolloni, die in der Vergangenheit eine Reihe von Apartments und Gastronomieprojekte realisiert hat, beweist mit dem Umbau der ehemaligen Garage ein außergewöhnliches Gespür für spannungsreiche Materialkombinationen und ein buchstäblich helles Konzept.

Warme Umarmung
Auf dem Montjuïc, einem der beiden Hausberge der katalanischen Metropole gelegen, verfügt das Apartment über eine prädestinierte Lage. Hier befinden sich nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Attraktionen. Auch die Sicht ist atemberaubend. Im Zentrum des Entwurfs stand daher ein ständiger Dialog mit dem Außenraum. „Die Architektur konzentriert sich auf die Beseitigung von Barrieren und lädt die Menschen ein, mit ihren eigenen Grenzen zu experimentieren“, sagt Appolloni, die eine möglichst offene Fassade anstrebte. Das Haus sollte die Natur und den Anblick förmlich umarmen.

So legte sie im Wohnbereich ein über Eck verlaufendes Panoramafenster an, das den Blick auf Stadt, Himmel und Berglandschaften freigibt. Auf der andere Seite des kompaktem Apartments, wo sich die Küche und ein runder Esstisch befinden, verfolgte Appolloni ebenfalls eine transparente Gestaltung, ermöglichte den Bewohnern aber auch Privatsphäre. „Hier wird das alltägliche Leben durch einen Innenhof voller Licht und Vegetation geschützt“, erklärt sie. Raumhohe Verglasungen ersetzen an dieser Flanke ganze Wände. Und im Badezimmer wird der Innenhof mit seinen integrierten Pflanzenkästen fast zu einer Erweiterung des Wohnraums.

Sonnige Sicht
Bewusst verzichtete Appolloni bei allen Fenstern auf Rahmen und Geländer, die an die Grenze zwischen Architektur und Umwelt erinnern könnten. Ein Ansatz der uneingeschränkten Verbindung, den sie auch farblich und materiell verfolgt. Betonwände, -decken und -böden blieben unverkleidet und ähneln dadurch den benachbarten Häuserwänden. Hinzu kommt einfaches Mobiliar aus Holz und Glas. Badezimmer und Küche erhielten formreduzierte Einbauten aus Stahl, Carrara-Marmor und Glas. Auch die zentrale Sofalandschaft aus orangefarbenem Samt und ein übergroßer runder Spiegel mit geometrischen Mustern (von den Niederländerinnen Sabine Marcelis und Brit van Nerven) zitieren die Farbschattierungen umliegender Dächer. Doch warten sie auch mit ganz besonderen Effekten auf.

In diesem Projekt würden die Bewohner zu aktiven Zuschauern der wechselnden Jahreszeiten, der umgebenden Vegetation und der städtischen Umgebung, meint die Planerin. Doch es geht um mehr. Je nach Lichteinfall nehmen die samtenen und reflektierenden Oberflächen eine feurige Färbung an, die das sonst karge Interieur in einen behaglichen Rückzugsort verwandelt. Im Winter sorgt zudem ein Kamin in der Sofaecke für Atmosphäre. Und selbst bei Dunkelheit prangt der runde Spiegel wie eine glühende Abendsonne an der Wand. So gelang Barbara Appolloni mit wenigen Akzenten eine Balance aus Brutalismus und Wärme. Und ein kleines, aber durchdachtes Apartment, in dem die Sonne niemals untergeht.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Entwurf

Barbara Appolloni

www.barbaraappolloni.com

Fotograf

Christopher Stark

www.christopherstark.com

Mehr Projekte

Eine Familienangelegenheit

Umbau eines Schweizer Wohnhauses von Charlotte Nierlé

Umbau eines Schweizer Wohnhauses von Charlotte Nierlé

Umbau mit Happy End

Renovierung eines Mid-Century-Apartments in Madrid

Renovierung eines Mid-Century-Apartments in Madrid

Ruhepol am Kattegat

Strandhaus Heatherhill von Norm Architects

Strandhaus Heatherhill von Norm Architects

Monoton monochrom

Weißgraue Wohnaskese von i.B Archstudio in Litauen

Weißgraue Wohnaskese von i.B Archstudio in Litauen

Rosafarbener Würfel

Casa en Tres Ríos in Mexiko von César Béjar Studio

Casa en Tres Ríos in Mexiko von César Béjar Studio

Alpine Kontraste

Moderne Chalets im Skigebiet Les Trois Vallées

Moderne Chalets im Skigebiet Les Trois Vallées

Ein Haus, das aus der Reihe tanzt

Stadthaus in Belgien von Poot Architectuur

Stadthaus in Belgien von Poot Architectuur

Chromatische Wolkenreise

Ein irisierendes Apartment von Martín Peláez in Madrid

Ein irisierendes Apartment von Martín Peláez in Madrid

Haus ohne Grenzen

Treppauf, treppab und hoch hinaus in Tokio

Treppauf, treppab und hoch hinaus in Tokio

Schön schlicht

Umbau eines Wohnhauses in Kutná Hora von BYRÓ Architekti

Umbau eines Wohnhauses in Kutná Hora von BYRÓ Architekti

Ästhetik und Funktionalität

Ausstattung einer Wohnung in Mailand von Zitturi

Ausstattung einer Wohnung in Mailand von Zitturi

Monolith mit einem Herz aus Neon

Ferienhaus im Nationalpark von one-aftr

Ferienhaus im Nationalpark von one-aftr

Viel Raum auf kleiner Fläche

Flexible Single-Wohnung in Madrid von Nula.Studio

Flexible Single-Wohnung in Madrid von Nula.Studio

Der Pionier von Palma

Ein nachhaltiges Wohnhaus von Feina Studio

Ein nachhaltiges Wohnhaus von Feina Studio

Alles Latte

Holzkonstruktion wird zum verbindenden Element

Holzkonstruktion wird zum verbindenden Element

Radikales Raffinement

Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Studio-Apartment von minuit architectes in Paris

Aus halb wird ganz

Umbau einer Altbauwohnung in Barcelona von Raúl Sánchez

Umbau einer Altbauwohnung in Barcelona von Raúl Sánchez

Es bleibt in der Familie

JanskyDundera gestaltet eine Wohnetage in Klatovy neu

JanskyDundera gestaltet eine Wohnetage in Klatovy neu

Schutzraum wird zum Wohnraum

Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Transformation eines Hochbunkers in Hamburg von Björn Liese

Skandinavien im Unterallgäu

Umbau eines Bauernhofs in moderne Ferienwohnungen

Umbau eines Bauernhofs in moderne Ferienwohnungen

Eine Hütte fürs Handwerk

Transformation eines englischen Stalls von HUTCH Design

Transformation eines englischen Stalls von HUTCH Design

Rekonstruktion einer Landschaft

Ein energieeffizienter Stelzenbau in Spanien

Ein energieeffizienter Stelzenbau in Spanien

Farbe unterm Reetdach

Ein transformiertes Haus am See von Keßler Plescher Architekten

Ein transformiertes Haus am See von Keßler Plescher Architekten

Das große Schwarze

Massivholzhaus am See von Appels Architekten

Massivholzhaus am See von Appels Architekten

Einzug der Gegenwart

Wohnhaus-Umbau in den Niederlanden von Studio Modijefsky

Wohnhaus-Umbau in den Niederlanden von Studio Modijefsky

Urbanes Paradies

Apartment mit Pool-Anschluss von Studio Gameiro in Lissabon

Apartment mit Pool-Anschluss von Studio Gameiro in Lissabon

Kleines Raumwunder

Mikroapartment in Barcelona von LAMA Studio

Mikroapartment in Barcelona von LAMA Studio

Grün gerahmte Wohnfläche

Schmiedhof im Berliner Viktoria-Quartier von Christopher Sitzler

Schmiedhof im Berliner Viktoria-Quartier von Christopher Sitzler

Konservierte Schönheit

Sanierung eines Dreiseithofs im Taunus

Sanierung eines Dreiseithofs im Taunus

Spiel der Kontraste

Atelier ST entwirft ein Wohnhaus in Leipzig

Atelier ST entwirft ein Wohnhaus in Leipzig