Projekte

Grobe Perfektion

Symbiose aus Beton und Holz in einem Apartment in Tokio von Kenta Hirayama

Kenta Hirayama gründete sein Büro erst im vergangenen Jahr und startete gleich mit einem ungewöhnlichen Projekt. Statt Sichtbetonqualität überrascht das „House in Hakusan“ mit einem Materialkontrast aus ruppiger Betonstruktur und passgenauen Holzeinbauten.

von Uta Gelbke, 20.03.2025

Wenn die Stichworte Japan, Architektur und Beton fallen, denkt man an die streng gerasterten und zugleich sinnlichen Betonbauten von Tadao Ando oder an die ebenso glatten und bis auf das Notwendigste reduzierten Betonflächen von SANAA. Auch die jüngere Generation um Sou Fujimoto oder Go Hasegawa wusste schon mit homogenen Sichtbetonoberflächen zu überzeugen. Ihnen allen ist gemein, dass Beton als möglichst makelloses Material in Erscheinung tritt, wo jede Fuge und jedes Ankerloch an der richtigen Stelle sitzt und den Gesamteindruck eines perfekt verarbeiteten Materials unterstützt. Beim Umbau des Apartements im Zentrum von Tokio, den der Architekt Kenta Hirayama  für sich selbst geplant hat, ist das anders.

Zurück zum Rohbau
Statt geradlinig-glatter Wände, Decken und Stürze sind alle sichtbaren Betonflächen schroff und vielfältig. Mal grobporig, mal kompakt, mit Verfärbungen durch das Schalöl, mit kleinen Abplatzungen und Ausbesserungen. Warum? Weil Hirayama die fünfzig Jahre alte ursprüngliche Betonstruktur des Bestandsbaus, die eigentlich nicht als Sichtfläche gedacht war, von allen Einbauten und Verkleidungen befreit und wieder sichtbar gemacht hat. Nach dem Offenlegen des alten Rohbaus galt es anschließend, ein harmonisches Miteinander mit den neuen Trennelementen und Möbeln zu finden, die notwendig waren, um den Raum zu gliedern.

Weite und Wandelbarkeit
Das nur 57 Quadratmeter große Apartment lässt sich durch mehrere Schiebeelemente nach Bedarf in kleine Räume unterteilen oder zu einem großzügigen Raum zusammenschließen. Um das Gefühl der Enge zu vermeiden, ist das Durchqueren der Räume als Rundweg um den zentral angeordneten Küchenblock konzipiert. Von der Küche aus können bei geöffneten Türen die aufgereihten Funktionen aus Schlaf-, Ess- und Arbeitsbereich eingesehen werden. Feststehende Wände wurden soweit wie möglich vermieden. Die Schiebeelemente erlauben nicht nur eine große Veränderlichkeit der Raumsituation, sondern vereinfachten dank der Vorfertigung auch die Bauphase.

Kirschbaum und Zelkovenholz
Für die Materialwahl der neuen Einbauten und Oberflächen war die Umgebung des Apartments entscheidend. Die Wohnung liegt an einer Gebäudeecke mit Blick auf einen botanischen Garten, in dem unter anderem Zelkovenbäume wachsen. Das kontrastreich gemaserte Holz der Zelkove wurde für den Schreibtisch und den Couchtisch verwendet. Die übrigen Einbauten sind aus Kirschbaumholz gefertigt, deren tiefe rotbraune Farbgebung hervorragend mit dem Zelkovenholz harmoniert. Flächige Wandelemente und Schiebetüren halten sich in Weiß zurück, um dem Spiel aus Beton und Holz den Vortritt zu lassen. Außerdem reflektieren die hellen Oberflächen das einfallende Licht und unterstützen so die natürliche Belichtung in der kleinen Wohnung.

Bis auf wenige Ausnahmen – wie etwa die Edelstahloberfläche des Küchenblocks – sind die Materialien des House in Hakusan auf groben Beton, sachliches Weiß und warmes, rötlichbraunes Holz beschränkt. Daraus entsteht ein spannungsreicher Einklang: Präzise gearbeitete Einbauten verknüpfen sich mit der schroffen Bestandskonstruktion zu grober Perfektion.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Projektinfos
Bauart: Renovierung
Fläche: 57 m²
Jahr: 2024
Konstruktion: FineArts Inc.
Möbel: Tsubohara Fabrik und Takeru Nakamura 
Links

Entwurf

Kenta Hirayama Architect & Associate

kh-a.jp

Mehr Projekte

Umbau im Anbau

Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Gianni Botsford erweitert Fosters Londoner Frühwerk

Visionen vom Wohnen

Design-Apartments auf der MDW 2025

Design-Apartments auf der MDW 2025

Mit Ecken und Kurven

Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Umbau eines Reihenhauses in London von Pensaer

Raw in Rio

Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Von Säulen geprägter Wohnungsumbau von Estudio Nama

Nostalgie nach Mass

Belgravia Townhouse von Child Studio

Belgravia Townhouse von Child Studio

Appetitliches Apartment

Wohnungsumbau von Iva Hájková Studio in Prag

Wohnungsumbau von Iva Hájková Studio in Prag

Raumwunder in Porto

Umbau eines portugiesischen Mini-Häuschens von Spaceworkers

Umbau eines portugiesischen Mini-Häuschens von Spaceworkers

Hygge auf Tschechisch

Umbau des Cottage Two Sisters von Denisa Strmiskova Studio im Isergebirge

Umbau des Cottage Two Sisters von Denisa Strmiskova Studio im Isergebirge

Raum für Revolutionen

Flexibles Wohnen in San Sebastián von Ismael Medina Manzano

Flexibles Wohnen in San Sebastián von Ismael Medina Manzano

Farb-Duett

Umbau einer Dreizimmerwohnung in Rom von Punto Zero

Umbau einer Dreizimmerwohnung in Rom von Punto Zero

Wohnen als Gemeinschaftsmanifest

Die Geschichte der Maison Commune in Pantin von Plan Común

Die Geschichte der Maison Commune in Pantin von Plan Común

Grün und günstig

Niedrigenergiehaus in London von Hayhurst & Co

Niedrigenergiehaus in London von Hayhurst & Co

Mehr Licht im Loft

Wohnungsumbau von Kilo / Honč in der Slowakei

Wohnungsumbau von Kilo / Honč in der Slowakei

Glashaus trifft Gründerzeit

Transparenter Anbau von Supertype Group in Berlin

Transparenter Anbau von Supertype Group in Berlin

Neue Rohheit

Brutalistisch angehauchte Umbauprojekte in drei europäischen Metropolen

Brutalistisch angehauchte Umbauprojekte in drei europäischen Metropolen

Abstrakt und wohnlich

Umbau eines Wohnhauses in Melbourne von Kart Projects

Umbau eines Wohnhauses in Melbourne von Kart Projects

Die rosaroten Zwanziger

Umbau der Casa 1923 in Faro von PAr Plataforma de Arquitectura

Umbau der Casa 1923 in Faro von PAr Plataforma de Arquitectura

Modernistisches Mosaik

Umbau eines Apartments in Barcelona von SIGLA Studio

Umbau eines Apartments in Barcelona von SIGLA Studio

Zwischen Himmel und Erde

Drei naturnahe Stelzenhäuser von Delordinaire in Kanada

Drei naturnahe Stelzenhäuser von Delordinaire in Kanada

Sanfte Umarmung

Neubauwohnung von Agi Kuczyńska und Iwetta Ullenboom am Berliner Tacheles

Neubauwohnung von Agi Kuczyńska und Iwetta Ullenboom am Berliner Tacheles

Design à la campagne

Erwan Bouroullecs Bauernhaus im Burgund

Erwan Bouroullecs Bauernhaus im Burgund

Residenz mit Rutsche

Ungewöhnliches Wohnhaus in chinesischem Bergdorf von Chaoffice

Ungewöhnliches Wohnhaus in chinesischem Bergdorf von Chaoffice

Zirkuläre Mission

Community-Space POHA House in Aachen von Urselmann Interior

Community-Space POHA House in Aachen von Urselmann Interior

Penthouse in Primärfarben

Ein markant buntes Interieur von Studio Bosko in Berlin

Ein markant buntes Interieur von Studio Bosko in Berlin

Der Genius Loci des Gaspereau-Tals

Kanadische Waldhütte auf Stelzen von Omar Gandhi

Kanadische Waldhütte auf Stelzen von Omar Gandhi

Lichtfänger

Zweiteiliges Terrassenloft in Barcelona von Bajet Giramé

Zweiteiliges Terrassenloft in Barcelona von Bajet Giramé

Progressive Hausbesetzung

Minimaltransformation einer Athener Bauruine von DeMachinas

Minimaltransformation einer Athener Bauruine von DeMachinas

Holz trifft Historie

Transformation des Baudenkmals Palazzo Poncini im Tessin

Transformation des Baudenkmals Palazzo Poncini im Tessin

Drei Farben Grau

Wohnungsumbau in Mumbai von DIG Architects

Wohnungsumbau in Mumbai von DIG Architects

Japanisches Doppel

Zwei Stadthäuser mit fernöstlichen Einflüssen in Düsseldorf von Nidus

Zwei Stadthäuser mit fernöstlichen Einflüssen in Düsseldorf von Nidus