Garagenleben: Umbau in Lissabon
Mit kleinem Budget haben Fala Atelier eine Garage in ein Wohnloft umgewandelt.

In der Regel steht es Umbauten am besten, wenn nur nötigste Veränderungen vorgenommen werden: Optimierung der Struktur, Ausbesserung an Böden, Mauerwerk oder Gebälk sowie gezielt gesetzte Kontraste zwischen Bestehendem und neu Hinzugefügtem. Bei diesem Interior-Projekt in Lissabon lieferte das Ausgangsobjekt wenig Potenzial zum Erhalt und doch war der Eingriff auf ein Minimum begrenzt. Ebenso wie das Budget keine großen Sprünge zuließ. Wie eine Garage zum Wohnloft wurde.
Nach Wunsch eines Bauherrenpaars sollte ein großzügiges Loft in einer als Lager genutzten Garage entstehen. Planung und Umsetzung lieferte das Architekturbüro Fala Atelier aus Porto. Dass das Studio vor allem experimentell arbeitet, erkennt man bereits an den Visualisierungen, die jenseits aller perfektionierten 3D-Zeichnungen skizzierenden Collagen gleichen. So ist der heitere Charakter der neuen Wohnung bereits hierin zu spüren: ein wenig Industrie, ein Hauch Galerie. Schade eigentlich, dass das Hockney-Gemälde im Plan am Ende reine Wunschvorstellung bleibt. Auf etwa 200 Quadratmetern entstand im Erdgeschoss eines Fünfzigerjahre-Hauses ein riesiger offener Raum, der durch einen breiten Korridor betreten wird. Erhalten geblieben ist das alte Garagentor mit seinen Sprossenfenstern. Im vorderen Bereich des Lofts soll auch das Auto der beiden Bewohner geparkt werden.
Kein Blick nach draußen
Da es außer dem Tor keine Fenster gibt, gelangt das Tageslicht durch vier quadratische Oberlichter, die im Zuge des Umbaus erneuert wurden. Auf den Blick nach draußen muss man bei dieser Wohnung leider verzichten, weshalb die Weitläufigkeit im Inneren unbedingt notwendig ist. Strukturiert durch eine zentrale Säule, ist der Raum in die Bereiche Kochen/Essen, Wohnen und Schlafen eingeteilt. An der Ecke zum Tor wurde eine runde Wand eingezogen, hinter der sich das Badezimmer und daneben ein Gäste-WC verbergen. Auf dem Weg nach draußen passiert man den Arbeitsbereich am Rand des Gangs.
Struktur erhalten
„Mit dem Eingriff beabsichtigten wir, die klarstmögliche Lesart der existierenden Struktur zu erzeugen und ihre Stärke zu betonen“, erklären die Architekten Filipe Magalhães, Ana Luisa Soares und Ahmed Belkhodja, die ihr Büro seit 2013 führen. Aus einer grauen Garage wurde selbst ohne konventionelle Fenster ein freundlich helles Zuhause. Weiß gespachtelte Wände und eine Kassettendecke mit tiefgezogenen Trägern. Der Boden gänzlich aus poliertem Mikrozement. Abgrenzung und ein Minimum an Privatsphäre lässt sich durch große Vorhänge zwischen den Wohnbereichen erzeugen.
Visuell stärkstes Interior-Element ist die Küchentheke aus weißem Marmor, die etwas in den Raum hineinragt. Und mit ihr die türkisfarbene, trichterförmige Abzugshaube. Bei der Möblierung wird beispielsweise schweren Ledersesseln ein graziles Can-Sofa von den Bouroullecs für Hay gegenübergestellt. Gestell: rot. Sorgfältig werden genau auf diese Weise immer wieder Akzente und Farbtupfer gesetzt. Schranktüren: orange, rot, gelb. Vorhänge: verschiedene Facetten Türkisblau. Und das Bad: ein Meer aus dunkelblauen Fliesen.
Durch die Ansammlung und lose Platzierung von Einrichtungsgegenständen im weitläufigen Raum ist eine außergewöhnliche Wohnsituation entstanden. Alles wirkt noch frei beweglich. Und ohne scharfe Konturen befindet man sich auch praktisch immer in jedem Bereich. Eigentlich wie vorher: So wurde die Garage funktional umgewidmet, ohne den Ursprung des Ortes zu ignorieren.
FOTOGRAFIE Fernando Guerra
Fernando Guerra
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