Geteilter Style
Zalandos Berliner Kreativzentrale von Bruzkus Batek Architekten
Das Zalando-Imperium steht wie kaum ein anderes für den weltweiten Startup-Boom und die wirtschaftlichen Chancen, die sich hinter diesem noch jungen Industriezweig verbergen. Dabei verlangen das Wachstum des digitalen Mode-Versandhändlers und der rasche Wandel seiner produzierten Inhalte nach immer neuen und flexiblen Büroarchitekturen, die am Ende erstaunlich real und bodenständig sind.
Noch sind die Mitarbeiter des Berliner Moderiesen auf drei Standorte verteilt, die jeweils einem Bereich zugeordnet sind. Im Kreativzentrum von Zalando, einer ehemaligen Betriebsstätte der Knorr Bremse AG, errichteten Bruzkus Batek Architekten nun einen Fashion Hub.
Spielwiesen im Loft
Das äußere Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Gewerbebaus im Berliner Bezirk Friedrichshain wirkt introvertiert und schwer – die Gründerzeiarchitektur mit ihrer dunklen Ziegelfassade will auf den ersten Blick so gar nicht in das Bild eines modernen Modehauses passen. Doch sobald der Besucher den Eingang des Hauses passiert hat, wendet sich das Blatt um 180 Grad: Junge, hübsch anzusehende und modisch gekleidete Menschen wandeln durch die offene Raumlandschaft der Kreativzentrale Zalandos und verleihen ihr ein jugendliches und internationales Flair. Dieser Kontrast ist nicht nur für den temporären Gast, sondern auch für die fast 2.000 Mitarbeiter des Versandhändlers, die hier arbeiten, reizvoll. Sie dürfen sich auf den loftartigen Etagen wie auf Spielwiesen ausbreiten und austoben.
Kantine mit Garten
Das weitläufige Erdgeschoss mit einem großen Hof dient der Repräsentation, gemeinschaftlichen Anlässen und Aktivitäten sowie temporären Installationen. Hier konzipierte das Berliner Architekturbüro Bruzkus Batek einen vielseitig nutzbaren Fashion Hub mit Kantine und einer angegliederten Terrasse im Außenbereich. Das Restaurant dient, wie jedes andere Café dieser Stadt auch, zu einer Hälfte dem Genuss von Essen und Kaffee, und zur anderen Hälfte der Arbeit: kurzen Besprechungen und Meetings. Entsprechend gestalteten die Architekten eine feste, raumgreifende Holzrahmenkonstruktion mit Bänken aus OSB-Platten, die sie mit losen Tischen und Stühlen des dänischen Herstellers Hay kombinierten. Durch die flexible und moderne Möblierung entsteht ein spannendes Zusammenspiel mit der historischen Industriearchitektur. Gegensätze ziehen sich an.
Neben der offenen Raumgestaltung schufen Ester Bruzkus und Patrick Batek auch einige Sitznischen, die sie mit dunkelblauen Fliesen auskleideten – ebenfalls ein spannender Kontrast, diesmal als Gegenspieler zum hellen Kantinenmobiliar. Auf der Terrasse im Innenhof wartet ein weiteres gestalterisches Motiv: Hier schieben sich die geschwärzten Holzgerippe zweier Giebelhäuser ineinander und bilden zusammen mit einem kleinen, leuchtend gelb gestrichenen Gartenhäuschen den Außenbereich des Firmenrestaurants. Auf einem leicht angehobenen Podest ruhend, ergibt die Konstellation eine bühnenartige Situation, die sich bestens für Sommerpartys und Veranstaltungen eignet.
Kanon der Kontraste
Auch der Fashion Hub im Gebäudeinneren wurde als flexibles Raumgebilde entworfen. Die 650 Quadratmeter große Fläche bietet ausreichend Platz für Präsentationen, Workshops und Veranstaltungen. Den Rahmen bilden Tribünen, ebenfalls aus OSB-Platten gebaut, die von den Architekten in die Nischen zwischen den Stützen platziert wurden. Als Kontrast zu dem rau und billig wirkenden Material stehen mehrere Show-Boxen frei im Raum, die jeweils in einen hochwertigen Werkstoff gekleidet sind und in ihrer Ausführung äußerst präzise wirken. Die Unterschiedlichkeit der Oberflächen, die von Aluminium und Kupfer über Fliesen bis hin zu transluzenten Doppelstegplatten reichen, eignet sich ideal für die individuelle Präsentation von Modekollektionen. Damit runden Bruzkus Batek ihren schlüssigen Gestaltungskanon ab, der auf Kontrast und Harmonie gleichermaßen setzt. In sich sind die Bereiche perfekt aufeinander abgestimmt, während sie untereinander ein abwechslungsreiches Spiel der Gegensätze liefern.
FOTOGRAFIE Jens Bösenberg
Jens Bösenberg