Gummi-Monolith
Rampen-Residenz: Diese drei ineinandergeschobenen Volumen laden nicht nur zum Bewohnen ein.

Wie eine Sprungschanze schießt dieses Einfamilienhaus in die Höhe und formt ein markantes Volumen inmitten der belgischen Kleinstadt Maldegem. Die Fassade aus Gummi und ein begrüntes Dach, das sich aus dem Grundstück herauszufalten scheint, komplettieren das einzigartige Erscheinungsbild des Wohnhauses – das nicht nur gut aussieht, sondern auch hohen ökologischen Standards entspricht.
Bunker, Wirtschaftsgebäude oder gar ein Monument? Das auf den Namen Pibo getaufte Domizil weckt viele Assoziationen, nur an ein Wohnhaus denkt man auf den ersten Blick nicht. Die klassischen, architektonischen Merkmale eines Wohnhauses treten völlig in den Hintergrund: In unmittelbarer Nähe zur ruhigen Straße klappt sich eine mit Gras bewachsene Rampe im flachen Winkel hinauf und endet auf Höhe der benachbarten Eigenheime. Auf halber Strecke wird das Gebäude von zwei ebenfalls schrägen, aber in die entgegengesetzte Richtung aufsteigende Volumen durchstoßen. Keine Öffnung stört den monolithischen Eindruck des Hauses. Zur Straßenseite hin ist es fast komplett verschlossen. Allein der Eingang und ein großflächiges Fenster, das den Essbereich mit Tageslicht versorgt, treten als lochartige Einschnitte in den Volumen hervor.
Oben ist unten
Auch die Raumaufteilung des Hauses ist auf den Kopf gestellt und spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters: Vom Eingangsbereich springt eine Ebene nach oben und eine nach unten. „Anders als in den meisten anderen Einfamilienhäusern in Belgien hatten wir von Anfang an die Idee, die Wohn- über den Schlafzimmern zu positionieren“, erklären die Architekten die Grundrissaufteilung. „Wir haben die Schlafzimmer ein halbes Geschoss in das Erdreich eingelassen: Das hält sie im Sommer kühl und schafft durch die Split-Level-Raumorganisation interessante Sichtverbindungen innerhalb des Wohnbereichs.“ Dazu wird das Licht geschickt von oben nach unten gelenkt, weshalb das Haus ohne viele Fenster auskommt.
Skandinavische Botschaft
Das Äußere des Gebäudes ist nicht nur markant, es erzeugt auch den ökologischen Mehrwert, den sich die Bauherrn von den Architekten gewünscht hatten. Das begrünte Dach isoliert das Gebäude auf natürliche Art und Weise und wurde mit unterschiedlichen Pflanzen- und Blumenarten bestückt. So ist das Haus nie kahl und ändert sein Erscheinungsbild mit den Jahreszeiten. Die vertikalen Fassadenflächen wurden mit einer wasserfesten Gummibeschichtung versehen, deren Farbigkeit sich ebenfalls den Wetterbedingungen anpasst.
Im Inneren verwendeten OYO ebenfalls fast ausschließlich natürliche Werkstoffe: „Wir wollten ein Gleichgewicht aus Licht und Materialien herstellen, das die einzelnen Elemente miteinander verbindet,“ beschreiben die Planer ihren gestalterischen Ansatz für den Wohnbereich. „Die Verwendung von Holz und warmen Oberflächen sollte den Räumen einen skandinavischen Charakter verleihen.“ Das ist den Architekten nicht nur in der Innen-, sondern auch der Außenwirkung gelungen – auch dank der grafischen Übersteigerung des Spitzdachs. Ein Hauch von Skandinavien inmitten einer belgischen Kleinstadt.
FOTOGRAFIE Thomas De Bruyne
Thomas De Bruyne
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