Haus im Hügel
Mexikanisches Wochenendrefugium von HW Studio

Eine über den Kopf gezogene Bettdecke diente HW Studio als Inspiration für das Projekt The Hill in Front of the Glen. Mit seinem begrünten Dach wird das Wochenendhaus Teil einer spektakulären Landschaft im mexikanischen Hochland nahe der Stadt Morelia.
Dass ein Aufenthalt in der Natur das Stresslevel senken kann, ist wissenschaftlich erwiesen. Ein viel beschäftigter Bauherr beauftragte das in Morelia ansässige Architekturbüro HW Studio mit dem Entwurf eines Rückzugsorts im mexikanischen Hochland, fernab der Stadt. Die Landschaft zeichnet sich durch Berge, spektakuläre Schluchten und alte Wälder aus. Das Grundstück ist nur über eine Sandpiste erreichbar – und bei der Ankunft ist das Haus erst auf den zweiten Blick erkennbar.
Unsichtbare Architektur
„Für uns war es wichtig, dass man die Architektur kaum wahrnimmt, dass es keine offensichtliche Architektur gibt, sondern sie langsam entdeckt werden kann“, erläutert Rogelio Vallejo Bores, Mitgründer von HW Studio. „Plötzlich trifft man auf einige Mauern und versteht erst bei näherem Hinsehen ihren Nutzen.“ Sogar die Endlichkeit seines Gebäudes dachte er mit. Bereits beim Entwerfen stellte er sich vor, wie es sich einst als Ruine in die Landschaft einfügen würde. Nicht umsonst setzt sich der Name des Architekturbüros aus dem Buchstaben H, der im Spanischen stimmlos ist und mit Stille assoziiert wird, und dem W – für den japanischen Begriff Wabi-Sabi – zusammen. Der Name HW Studio steht für die Schönheit der Vergänglichkeit.
Allein in die Stille
Schon der Eingang in das Ferienhaus gleicht einem spirituellen Ritual. Durch einen langen, schmalen Gang ist jeder Besucher und jede Besucherin gezwungen, sich alleine auf das Gebäude zuzubewegen. Ein imposanter Baum verstellt den Weg und fordert die direkte Konfrontation, den Kontakt zur Natur ein. Innen ist das Haus in der Mitte zweigeteilt: Zur einen Seite befinden sich die privaten Bereiche mit Bad und Schlafzimmer, zur anderen das Wohnzimmer mit der reduzierten Küche. Die Fensterfront erlaubt einen weiten Blick in eine bewaldete Schlucht. Zur anderen Seite öffnet sich das Schlafzimmer in einen schmalen Hof, in dem lange Baumstämme vor Betonwänden ruhen. Dahinter ragen Baumwipfel hervor.
Dreiklang der Materialien
Im Inneren sowie außen kontrastiert Rogelio Vallejo Bores immer wieder kühlen Beton mit Holz, beispielsweise für den Boden oder als Material für die Türen. Nach oben hin abgeflachte Holzstämme kommen als Bänke im Wohnzimmer zum Einsatz und holen die Natur nach innen. Beton als vorherrschendes Baumaterial wählte der Architekt aus, weil der Beton ihn an einen Felsen erinnerte, der in der inmitten der Bäume steht und mit dem Wald eine Verbindung eingeht. Als drittes Material kommt Stahl ins Spiel, den der Architekt zum Beispiel für die Haustür, den Schornstein und den Esstisch verwendete. Die Technik versteckte er so gut wie möglich: Der Kühlschrank verschwindet in einem Betonblock und auch die Leuchten sind nicht sichtbar. Außerdem gibt es im ganzen Haus kein Fernseher und kein Internet. Rogelio Vallejo Bores spricht von einem „Ort ohne Zeit“. „Dem Kunden war es sehr wichtig, die raue und primitive Atmosphäre der Berge zu erhalten“, unterstreicht er. Und so kommt das reduzierte Feriendomizil ohne Luxus aus. Es erinnert an die moderne Höhle eines Menschen, der sich auf die Natur einlassen möchte. Ein Einsiedler auf Zeit, der Abstand braucht von der modernen Welt.
Aus der Einbettung des Hauses in die hügelige Landschaft ergibt sich eine enge Fusion von Natur und Architektur. Es entstehen fließende Übergänge zwischen innen und außen, die ein Erleben der Natur im geschützten Raum ermöglichen.
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