Her mit dem Raster
Plastische Geometrie aus Holzbalken: Ein japanisches Minihaus überrascht mit seinem Innenleben.
											
																									
					Es ist der Traum eines jeden Architekten: Ein Haus zu errichten, das auf einem einzigen Schema beruht. Hiroyuki Shinozaki hat seine Vision eines durchgerasterten Gebäudes im japanischen Saitama in die Realität umgesetzt. Auf einem quadratischen Grundriss stapelte er drei Ebenen aus sich kreuzenden Holzbalken, die eine dreidimensionale Struktur aus horizontalen und vertikalen Flächen formen.
Saitama ist die jüngste Millionenstadt Japans – das, obwohl es sie offiziell erst seit 13 Jahren gibt. Das Phänomen rasant wachsender Städte auf kleinem Raum kann auch auf den Wohnungsbau übertragen werden und hat gerade in Asien zu beeindruckenden Mini-Architekturen geführt: Das House S ist mit seinen 53 Quadratmetern Grundfläche ein weiteres, gelungenes Beispiel dafür.
Innen ist nicht gleich außen
Von außen betrachtet erweckt das Haus nicht den Eindruck, in seinem Inneren eine spektakuläre Architektur zu beherbergen. Keine acht Meter misst das graue Gebäude in seiner Tiefe und Breite: Große Schiebefenster durchbrechen die Fassade in unregelmäßigen Abständen und sorgen für kleine Lichtblicke. Das Interieur des House S ist vertikal gegliedert: Während unten gastfreundliche Bereiche wie das Wohnzimmer platziert wurden, wird es nach oben hin – Stockwerk für Stockwerk – privater. Als Ordnungsprinzip dient ein dreidimensionales Raster aus gestapelten Holzbalken, die wie losgelöst von den weißen Wänden der Außenhülle wirken. 
Verschobenes Raster
Das Kreuzgitter aus Balken wird in jeder Etage leicht verschoben, wodurch ein Piet-Mondrian-artiges Raumgefüge entsteht: Vertikale und Horizontale Linien überschneiden sich und bilden eine abstrakte Geometrie. Hiroyuki Shinozaki nutzt das Raster spielerisch: Mal wird eine Fläche geschlossen und dadurch zu Wand oder Boden, mal bleibt sie offen und eröffnet den Bewohnern interessante Blickbezüge innerhalb ihres Hauses. Das Zentrum des Neubaus bildet ein Atrium, zu dem sich jede Etage hin öffnet und das so zu mehr als nur einem Lichthof wird: Als Kommunikationsraum verbindet und verknüpft es die Geschosse.
Sprossen ins Liebesglück
Selbst die Fußbodenbeläge sind gerastert: Der Hauptteil der Wohnfläche ist mit einem quadratischen Muster aus dunklen Holzplatten belegt. Und auch der Washitsu, jener traditionell japanische Raum, der für den Empfang von Gästen verwendet wird, wartet mit einem vollflächig verlegten System aus Tatami-Matten auf. Die Einrichtung ist reduziert, wie es sich für ein japanisches Wohnhaus gehört. Sie besteht aus wenigen Möbelobjekten – größtenteils aus Holz und damit passend zur Architektur.
Die quadratischen Fensteröffnungen sorgen für ausreichend Tageslicht im Inneren, das durch das Atrium bis in die unteren Zimmer transportiert wird. Einzig ein kleiner Raum bleibt von der Außenwelt abgeschnitten und bildet auch aufgrund seiner speziellen Zugänglichkeit eine sympathische Ausnahme in der ansonsten strengen Organisation: Das Liebesnest der Hausherren ist fensterlos und nur über eine freistehende Leiter zu erreichen. Kleine Fehler im System sind eben manchmal notwendig, um eine Sache perfekt zu machen!
			FOTOGRAFIE Fumihiko Ikemoto
			Fumihiko Ikemoto
	
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